Happy End am Mittelmeer
Zustimmung in ihren Augen. Er vermochte kaum zu atmen, und sein Herz hämmerte so sehr, dass er nicht hörte, wie sich das Tor hinter ihm öffnete. Plötzlich rief eine Stimme: „Wer ist da?“
Er erstarrte und schloss die Augen, zwang sich wieder zu innerer Ruhe, und als er es geschafft hatte, entglitt Ayme seinen Händen, stand auf und ging der alten Frau entgegen, die auf sie zukam.
„Ei, hallo“, rief diese. „Ich wollte gerade die Post aus dem Briefkasten holen.“
Langsam erhob sich nun auch David, rang sich ein Lächeln ab und fragte: „Lebt Meneer Garvora hier nicht mehr?“
„Oh, sicher, er lebt hier immer noch wie vor dreißig Jahren“, antwortete die alte Frau freundlich. „Aber er ist gerade verreist. Das erste Mal seit Jahr und Tag. Er sagte, dass er wohl für einige Zeit weg sein würde.“ Sie machte eine weitschweifige Handbewegung. „Ich gieße die Blumen in seiner Abwesenheit.“
„Ich verstehe. Schade, dass wir ihn verpassen.“ Er drehte sich zu Ayme um, sah in ihre Augen und erkannte eine Frage in ihrem Blick. Fast hätte er etwas Verrücktes getan, und sie fragte sich zweifellos, warum er im letzten Augenblick gezögert hatte. Er stöhnte innerlich. Demnächst würde er sich besser beherrschen müssen, wenn er nicht das ganze Kartenhaus über sich zu Fall bringen wollte.
„Steh deinen Mann!“, sagte er sich selbst leise. Denk an Ambria. Denk an Monte.
„Aber ja“, meldete sich die alte Frau wieder zu Wort. „Sie gehören doch zur Familie Dykstra, oder? Ich meine mich zu erinnern, dass Sie hier vor Jahren mal zu Besuch waren. Habe ich recht?“
„Sie haben recht. Meneer Garvora erteilte mir früher Erdkundeunterricht. Ich wollte einfach vorbeikommen und ihm dafür danken.“
„Ich sage ihm, dass Sie hier waren.“
Als sie schon gehen wollten, drehte David sich noch einmal um. „Hat er übrigens gesagt, wohin er wollte?“
„Ja, natürlich. Er wollte nach Italien.“
Erstaunt hob David eine Augenbraue. Er bedankte sich bei der Frau, nickte Ayme zu, und sie machten sich auf den Weg zurück zum Bauernhof.
„Hmm“, kommentierte Ayme seine Reaktion auf das Reiseziel seines alten Mentors. „Fahren wir auch nach Italien?“
Er gab ein Knurren von sich, aber keine richtige Antwort.
„Wenn ich nur diesen Darius finden könnte“, murmelte sie.
„Hör mal, wir müssen darüber sprechen.“ Er zögerte, aber eine bessere Gelegenheit gab es nicht. „Es ist dir wohl klar, dass er wahrscheinlich nie vorhatte, deine Schwester zu heiraten.“
„Oh, das weiß ich.“ Sie machte eine abwinkende Handbewegung. „So wie ich Sam kenne, glaube ich auch nicht, dass sie je vorhatte, ihn zu heiraten.“ In Erinnerung an ihre Schwester schenkte sie ihm ein trauriges Lächeln. „Sam war keine Frau, die sich danach sehnte zu heiraten. Eigentlich war sie eine von denen, die es nicht länger als ein Wochenende mit einem Mann aushielten.“
Er schnitt eine Grimasse. „Autsch.“
„Kann man so sagen.“ Sie nickte. „Ich stelle mir diesen Darius als eine Art männliche Version von Sam vor, wenn du weißt, was ich meine.“ Während sie weitergingen, dachte sie laut nach. „Ich meine, dass er ein Recht hat, von Cici zu erfahren, und sie sollte die Chance haben, einen Vater zu bekommen, der sie vielleicht haben will.“
David zuckte. Er begann gerade erst zu begreifen, wie schwer dies alles werden würde. „Ich weiß. Das hat mich auch beschäftigt.“
„Ich habe keine Ahnung, wie sehr man ihn in die Verantwortung nehmen kann. Ich meine, er gehört bestimmt zu den Männern, denen sich die Frauen laufend an den Hals werfen. Als gut aussehender junger und begehrter Prinz und so.“
Da musste er ihr recht geben. Er nickte mit einem halben Lächeln, das er nicht zurückhalten konnte. „Natürlich ist er so einer. Aber das heißt nicht, dass er sie alle haben muss, oder? Nicht, wenn er irgendwie anständig und charakterfest ist.“
Sie lächelte ihn verständnislos an. „Gibt es Stars oder Prominente, die so sind? Es gibt sicher ein paar, aber …“ Sie zuckte die Achseln. „Nun gut, mir sind auch schon Männer nachgelaufen. Einige scheinen zu glauben, ich hätte einen gewissen Charme.“
Sein Seitenblick war warm. „Der Meinung bin ich auch.“
Sie spürte eine tiefe Freude, doch sie wollte nicht aus dem Gleichgewicht geraten. „Allerdings würde ich es mir nie zu Kopf steigen lassen. Das ist eine Falle, in die viele nur allzu leicht hineintappen.“
Ayme sagte das so
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