Happy End am Mittelmeer
was David immer befürchtet hatte.
Aber der weißhaarige Mann hatte doch auch zu den Bösen gehört – oder nicht? Jetzt schien es so, als hätte David sich hier geirrt. Aber das verstand sie wirklich nicht. Wieso hatte sie sich überhaupt in alles hineinziehen lassen?
Sie musste hier weg, und sie musste Cici mitnehmen. Sie rollte sich aus dem Bett, wickelte das Krankenhausnachthemd fest um sich und ging zur Tür. Ihr war schwindelig, aber es war nicht so schlimm, um sie zurückzuhalten. Sie musste selbst nachsehen, wie es David und Cici ging, und wollte sich nicht auf das verlassen, was jemand, dem sie nicht traute, ihr sagte.
Auf dem Flur sah alles ruhig aus. Langsam ging sie von Zimmer zu Zimmer. Im dritten, in dem sie nachsah, lag David. Er hatte einen dicken Kopfverband und kam offenbar gerade wieder zu sich. Der weißhaarige Mann war auch da. Seltsamerweise aber verbeugte er sich vor ihm und schien seine Hand zu küssen.
„Eure Hoheit“, sagte er. „Ich stehe Ihnen stets zu Diensten.“
Ayme zog sich zurück, damit man sie nicht sehen konnte, und hielt den Atem an.
Eure Hoheit? Eure Hoheit? Aber hatte sie nicht genau das vermutet? Hatte sie es nicht von Anfang an gewusst? Endlich fügte sich alles zusammen. David war ein Sohn der Königsfamilie. Natürlich.
Der weißhaarige Mann verließ den Raum, ging über den Flur, ohne Ayme – halb versteckt hinter einigen Sauerstofftanks – zu bemerken. Sie wartete, bis er außer Sicht war, schlich sich dann in Davids Zimmer und ging auf ihn zu.
Er sah aus wie durch den Fleischwolf gedreht. Ihr Herz drehte fast durch, als sie seine Verletzungen sah.
„Oh, David“ Sie ergriff seine Hand.
Er blickte auf und versuchte, mit seiner geschwollenen Lippe zu lächeln.
„Hallo, Ayme. Nettes Kleidchen hast du da an.“
Das überhörte sie. „Geht es dir gut?“
„Ich bin okay, nur noch etwas benommen von den Schmerzmitteln. Aber das geht vorbei.“ Sein Lächeln war bittersüß und seine Stimme rau. „Ich habe dich nicht sehr gut beschützt, was?“
„Was?“ Sie schüttelte den Kopf – und verzog schmerzhaft das Gesicht. Sie hatte die Beule vergessen. „Ich bin so froh, dass du nicht schwer verletzt bist. Es ging alles so schnell.“ Fragend blickte sie ihn an. „Der weißhaarige Mann?“
„Ja. Er sagte, er hat mit dir gesprochen.“
„Ja.“ Sie hielt kurz inne, sprach nachdenklicher weiter. „Also, nur damit ich das richtig verstehe. Da waren die Bösen, die uns folgten. Aber gleichzeitig folgten uns auch die Guten?“
„So war es.“
Sie lächelte ihn traurig an. „Und du bist einer von denen, oder?“
Ihm waren die Augen zugefallen, aber er schlug sie wieder auf. „Von denen?“
„Von der verschollenen königlichen Familie.“ Ihr Herz hämmerte. „Welcher bist du?“
Er schloss die Augen und drehte sich weg.
„Sag mir nicht, dass du Darius bist. Bist du es?“ Sie wollte ihn packen und schütteln, aber sie wusste, dass sie es nicht konnte. „Bist du Cicis Vater?“
Er schlug die Augen wieder auf. „Nein. Das bin ich nicht.“
Sie schüttelte den Kopf und fühlte sich, als ertränke sie im Unglück. „Wie kannst du das wissen?“
„Ayme, ich bin Sam nie begegnet. Glaube mir. Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich bin es nicht.“
„Aber du bist Prinz Darius. Und gleichzeitig suchst du nach ihm?“
Er versuchte, sich aufzurichten, aber das ging noch über seine Kräfte. „Versteh doch, ich suche nicht nach Darius. Ich weiß, wo er ist. Ich suche nach dem Mann, der sich für mich ausgibt. Er ist der, den wir finden müssen.“
„Warum täuscht er das vor?“
„Warum nicht? Wenn er so bei den Frauen besser ankommt.“
Ayme senkte den Kopf. Sie musste zugeben, dass Sam verrückt genug gewesen war, um auf so ein Theater hereinzufallen.
„Natürlich gibt es noch eine andere Theorie. Vielleicht gab er sich als Darius aus, um mich – oder eins meiner eventuell noch lebenden Geschwister – aus dem Versteck zu locken. Deshalb müssen wir ihn finden.“
„So oder so, er ist wahrscheinlich ein Idiot.“
„Sieht so aus.“
Sie seufzte aus tiefem Herzen. „Und was, wenn er Cici will? Muss ich sie einem Idioten hergeben, der vielleicht sogar ein Krimineller ist?“ Sie suchte seinen Blick und wartete auf eine gute Antwort.
Aber er hatte keine für sie. Er konnte seine Augen kaum aufhalten. Sie gab auf.
„Ich werde sehen, ob ich hier wegkann“, sagte sie ihm. „Ich komme später wieder.“
Er antwortete nicht. Er
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