Happy End auf Sizilianisch
erneut aufzusuchen.”
“Das sollten Sie vielleicht besser lassen, Signore Bondini.” Lorenzo war aufgestanden und hatte sich bedrohlich vor dem ungebetenen Eindringling aufgebaut. “Sie könnten sich sonst jede Menge Ärger einhandeln.”
Der Mann schien etwas erwidern zu wollen, doch dass Lorenzo ihn mit Namen ansprach, schien ihn ebenso zu verwirren, wie ihm offensichtlich der Mut fehlte, sich mit ihm anzulegen.
“Dann werde ich jetzt gehen”, sagte er eingeschüchtert. “An Ihrer Stelle würde ich mir allerdings genau überlegen, ob Sie es sich leisten können, mein Angebot abzulehnen”, wandte er sich erneut an Angie. “Allzu viel Zeit bleibt Ihnen nicht, und ich kann nicht garantieren, dass ich bereit bin, Ihnen in wenigen Monaten denselben Preis zu bieten. Und bevor Sie abstreiten, was die Spatzen schon von den Dächern pfeifen, bedenken Sie, dass ich Arzt bin, Signorina.”
Das letzte Wort betonte er so, dass es wie eine Beleidigung klang. Doch ehe Lorenzo sich solche Unverschämtheiten und Anzüglichkeiten verbitten konnte, war der Störenfried gegangen.
“Belästigt dich Carlo Bondini schon länger?”, fragte Lorenzo besorgt.
“Seit einigen Wochen kommt er regelmäßig und versucht mit allen Mitteln, mir die Praxis abzukaufen”, antwortete Angie. “Woher kennst du ihn eigentlich?”
“Ich war mit ihm auf derselben Schule”, erklärte Lorenzo geistesabwesend, weil er krampfhaft versuchte, sich auf das, was er gehört und gesehen hatte, einen Reim zu machen. “Schon damals war er ein ziemlicher Flegel. Vielleicht wollte ihn nach seinem Medizinstudium deshalb niemand als Arzt einstellen. Umso unverständlicher ist mir, woher er das viele Geld haben will, das er dir bietet.”
“Kannst du dir das nicht denken?”, fragte sie verzweifelt, um die Antwort dann selbst zu geben. “Von Bernardo natürlich. Er ist geradezu versessen darauf, mich loszuwerden.”
“Das kann nicht dein Ernst … er kann dich doch nicht … nicht ausgerechnet jetzt …” Lorenzo fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. “Wenn ich Bondini richtig verstanden habe …”
“Du hast ihn durchaus richtig verstanden”, bestätigte Angie seine Vermutung, bevor er sie ausgesprochen hatte. “Er war ja deutlich genug.”
“Na warte”, sagte Lorenzo bestimmt und hob die Hand gegen einen imaginären Gegner. “Mein feiner Bruder kann sich auf etwas gefasst machen.”
Das kleine Bauernhaus stand versteckt am Rande eines Wäldchens und war nur über einen schmalen Feldweg erreichbar. Obwohl der Hof, zu dem es gehörte, vor vielen Jahren aufgegeben worden war, befand sich das Gebäude in einem erstaunlich guten Zustand.
Als Bernardo seinen Bruder sah, der sich zielstrebig dem Grundstück näherte, ging er hinaus und erwartete ihn vor der Tür. “Was willst du?”, empfing er ihn unfreundlich. “Und woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?”
“Ich kenne dein Versteck schon seit Jahren”, erwiderte Lorenzo. “Genauer gesagt, seit ich dir als Junge eines Tages heimlich gefolgt bin, als du mal wieder verschwunden bist. Und da ich deinen verdammten Dickkopf lange und gut genug kenne, war mir klar, dass ich dich hier finde.”
Widerwillig machte Bernardo die Tür frei und ließ Lorenzo ins Haus. “Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?”, fragte er sarkastisch.
“Der Dickkopf, von dem ich eben sprach”, erwiderte Lorenzo. “Ich weiß nicht, was zwischen Angie und dir vorgefallen ist. Dafür weiß ich umso besser, dass du im Begriff bist, einen riesigen Fehler zu begehen. Angie ist eine großartige und wunderschöne junge Frau, die dich mehr liebt, als du es möglicherweise verdient hast. Denn du verschließt dich ihr gegenüber genauso hartnäckig, wie du dich all die Jahre vor uns, deiner Familie, verschlossen hast. Trotz allem bin und bleibe ich dein Bruder, und ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du dein eigenes, vor allem aber das Glück anderer zerstörst.”
Bernardo antwortete nicht, doch sein finsterer und gequälter Blick ließ es Lorenzo ratsam erscheinen, sein Ziel weniger direkt anzusteuern als geplant. “Kennst du einen gewissen Carlo Bondini?”
“Sag mir endlich, warum du gekommen bist!”, forderte Bernardo ihn aufgebracht auf.
“Um dir zu sagen, dass dein Strohmann endlich aufhören soll, Angie zu tyrannisieren. Zufällig habe ich seinen letzten Auftritt mitbekommen, und ich musste mich ziemlich zusammenreißen, um ihm nicht …”
“Er sollte sie nur dazu bringen,
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