Happy End auf Sizilianisch
vor den Kopf geschlagen. “Na hör mal”, erwiderte er verwirrt, “schließlich bekommen wir ein Kind.”
“
Ich
bekomme ein Kind”, entgegnete Angie feindselig. “Deine Rolle beschränkt sich auf die des Erzeugers. Das Recht, dich als Vater des Kindes zu fühlen, hast du verwirkt, als du dich im Morgengrauen klammheimlich aus dem Staub gemacht hast, ohne dich für die möglichen Folgen der Nacht auch nur im Geringsten zu interessieren.”
“Ich bestreite ja gar nicht, dass ich mich unmöglich benommen habe”, gestand Bernardo verzweifelt ein. “Und dass es leichtsinnig war, ungeschützt miteinander zu schlafen, weiß ich selbst. Ich dachte nur, dass du als Ärztin …”
“Am besten sagst du gar nichts mehr”, fiel Angie ihm ins Wort. “Du machst nämlich alles nur noch schlimmer. Es ehrt dich ja, dass du dir Vorwürfe machst – auch wenn ich das Wort 'Leichtsinn' in diesem Zusammenhang reichlich unpassend finde. Wie sehr du mich verletzt hast, scheint dir aber noch gar nicht aufgefallen zu sein. Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als ich aufgewacht bin und du warst nicht mehr da? Und als hättest du mich damit noch nicht genug gedemütigt, hast du geglaubt, mich mit einem Fetzen Papier abspeisen zu können.”
“Du weißt doch, wie schwer es mir fällt, die richtigen Worte zu finden”, wandte Bernardo betreten ein.
“Dein Problem sind weniger die Worte als vielmehr die Gefühle”, widersprach Angie schroff. “In jener Nacht bin ich in der Gewissheit eingeschlafen, dass du endlich den Panzer abgelegt hast. Zum ersten Mal hast du einem anderen Menschen vertraut und dich ihm geöffnet, und wenn du mich damals gefragt hättest, ob ich dich heiraten will, hätte ich nicht eine Sekunde lang gezögert. Heute weiß ich, dass es ein fataler Irrtum gewesen wäre.”
“Warum denn nur?” Bernardo strich sich voller Verzweiflung mit den Händen durchs Haar. “Du wolltest doch immer, dass wir heiraten. Sonst hättest du doch gar nicht die Praxis gekauft.”
“Irrtum.” Angie spürte, dass sie allmählich die Kräfte verließen. Die Entschiedenheit, mit der sie Bernardos Antrag zurückwies, überraschte sie selbst, und einen Moment lang war sie versucht, ihren Widerstand aufzugeben, ihm in die Arme zu fallen und ihm zu sagen, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als seine Frau zu werden.
Doch irgendwie gelang es ihr, die Tränen zurückzuhalten und sich ihre Qualen nicht anmerken zu lassen. “Ich habe die Praxis gekauft, weil ich gehofft hatte, dass du mich aus Liebe heiraten würdest und nicht, weil du dich dazu verpflichtet fühlst. Leider hatte ich vergessen, dass du nicht fähig bist, einen anderen Menschen zu lieben, weil man ihm dafür vertrauen muss. Du hast mich bitter dafür bestraft, aber ich habe meine Lektion gelernt. Und jetzt möchte ich dich bitten, mich allein zu lassen.”
“Du kannst mich doch nicht einfach fortschicken”, sagte Bernardo entgeistert.
“Warum nicht? Weil ich ein Kind von dir bekomme?”
“Nicht nur”, erwiderte Bernardo bestimmt. “Es gibt Dinge, die kannst selbst du nicht ungeschehen machen – so hartnäckig du dich auch darum bemühst. Uns verbindet mehr als nur die Tatsache, dass du ein Kind bekommst, und das weißt du genauso gut wie ich. Ich gebe zu, dass ich mich lange dagegen gesträubt habe, mir einzugestehen, wie viel du mir bedeutest. Doch auch ohne das Kind wäre ich eines Tages zu dir gekommen, um dich um Verzeihung zu bitten und dich zu fragen, ob du uns noch eine Chance gibst.”
“Das sind doch alles leere Worte.”
“Du glaubst mir also nicht?”
“Ich weiß es nicht”, erwiderte Angie niedergeschlagen. “Ich weiß nur, dass es zu spät ist. Ich kann und ich werde dich nicht heiraten, auch wenn es bis vor Kurzem mein sehnlichster Wunsch war. Und jetzt geh bitte, Bernardo.”
“Wie du meinst”, sagte er widerwillig. “Aber ich komme wieder. Verlass dich darauf. Es ist nie zu spät, Angie, und ich werde keine Ruhe geben, bis du meine Frau bist.”
Regungslos sah sie ihm hinterher, wie er zur Tür ging und sich noch einmal zu ihr umsah, bevor er das Haus verließ. Mit den Empfindungen waren auch ihre Tränen versiegt, und ihr einziger Wunsch war, ins Bett zu gehen und zu schlafen, um an nichts mehr denken und nichts mehr fühlen zu müssen. Und zwar nie wieder.
Angies bange Vorahnung, dass die Probleme im Ort zunehmen würden, wurde schnell bestätigt.
Auch wenn es ihr noch nicht anzusehen
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