Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
umgekrempelt hatte. Er hatte glatt eine Kehrtwendung gemacht. Das abstoßende Selbstvertrauen des Producers Alex, der sich an meinem Elend ergötzt hätte, war verschwunden: Stattdessen stand hier ein unbeholfener Teenager, der sich aufrichtig betroffen über meine schreckliche Lage zeigte.
»Bitte entschuldige nochmals, dass ich dich fälschlicherweise beschuldigt habe, Mum der Presse ausgeliefert zu haben, Alex«, sagte ich schließlich. »Und für die, ähm, groben Worte auf deinem Anrufbeantworter.«
Wir beide grinsten verlegen.
»Schon gut. Du solltest aber auch wissen, dass ich mit dem Band auf Hughs Schreibtisch nichts zu tun habe«, beharrte er.
»In Ordnung. Lass uns einfach miteinander auskommen, einverstanden?«
Alex’ spitze Züge verzogen sich zu einem Lächeln. »Einverstanden! Möchtest du vielleicht mit mir zu Mittag essen?«
Eins nach dem anderen, Rattengesicht. »Ähm … ich weiß nicht. Irgendwie wäre das komisch, Alex, gerade wegen dieser Sache mit Michael.«
Alex wirkte betroffen. »Das ist schrecklich, Fran. Ich habe ihn gestern getroffen, und er hat mir davon erzählt. Ich bin wirklich sauer auf ihn und habe ihm gesagt …«
»Danke«, unterbrach ich ihn. »Ich hab schon verstanden. Irgendwie werde ich das überleben, aber ich glaube nicht, dass ich es im Augenblick schaffe, mit seinem besten Freund zum Mittagessen zu gehen.«
Alex nippte betreten an seinem Kaffee. »Verstehe.« Verlegen blickte er zu dem immer größer werdenden Wahlberichterstattungsteam hinüber. »Nun, ich gehe dann mal besser. Es gibt jede Menge zu tun.«
»Da bin ich mir sicher«, erwiderte ich höflich. Ich wollte nichts hören über seinen arbeitsreichen Job, der eigentlich mir zugestanden hätte.
»Ähm, wenn du mich nicht so hassen würdest, könntest du jederzeit vorbeikommen und bei uns mitmachen. Arbeit gibt es genug«, sagte er.
Ich zog eine Augenbraue hoch und gab mir alle Mühe, nicht allzu begeistert zu wirken.
»Ich könnte das mit Hugh besprechen. Im Grunde will er gar nicht, dass ich am Freitag das Interview mit Nick Bennett mache, offenbar schwebst du ihm dafür vor.«
»Danke«, sagte ich langsam. »Das wäre … das wäre großartig. Gib mir Bescheid, wenn du grünes Licht hast.«
Und während ich ihm hinterherblickte, wie er auf seinen dünnen Beinen davondackelte, dämmerte es mir, dass er vermutlich Trauzeuge bei Michaels und Nellies Hochzeit sein würde.
Michaels und Nellies Hochzeit. Allein die Vorstellung davon schmerzte, als schnitte mich jemand mit dem Fleischermesser in Stücke. Scharf, präzise, tödlich. Michaels und Nellies Hochzeit.
»Die coolsten Blogs aus London«, tippte ich aufgebracht bei Google ein, fest entschlossen, den Tag zu überstehen, ohne mich in die dunkle Wolke hochzeitsbedingter Verzweiflung hineinziehen zu lassen, die am Rande meines Bewusstseins lauerte.
Doch das hatte ich nicht in der Hand. Zwei Sekunden später, als ich gerade den clublondon-Blog öffnete, bekam ich eine SMS von Michael. Fran, ich muss dir etwas sagen. Können wir uns bitte so bald wie möglich treffen?
Ich knallte mein Handy auf den Tisch. Und dann nahm ich es wieder zur Hand, plötzlich ganz ruhig. Schluss damit ,hatte Mum gesagt. Und wenn Mum stark genug war, Verantwortung für sich zu übernehmen, dann war ich es auch.
Ich tippte auf »Antworten«.
Ich weiß, was los ist, Michael. Bitte lass mich in Ruhe und kontaktier mich nie wieder. Fran.
Kapitel zweiunddreißig
FRAN, DU HAST EINE NEUE NACHRICHT VON MICKEY !
HIER IST DAS, WAS ER DIR ZU SAGEN HAT!
Lust auf eine Doggystyle-Nummer? Mickey xxxxxxxx
» KEINE NEUIGKEITEN AUS CAMDEN !«, schrie Stefania. Ich fuhr zusammen und hielt mein Handy vom Kopf weg. Selbst durch die Musik und das bierselige Geschnatter im Smiths of Smithfield konnte ich sie glockenklar verstehen.
Mir wurde schwer ums Herz. Wo war mein kleiner Prinz mit seinem weichen Fell? Duke Ellington war heute Morgen nicht zum Frühstück nach Hause gekommen, was völlig untypisch für ihn war. Selbst bei einem nuklearen Fallout hätte er auf sein Frühstück bestanden. Das war seine Chance, tagtäglich sein Terror-Regime auf unserem Hof zu untermauern.
Doch heute tat er das nicht. Ich hatte mit seinem Napf geklappert und über zehn Minuten lang nach ihm gerufen – nichts. Stefania, die trotz der Außentemperatur von acht Grad im Hof auf einer Matte Yoga machte, hatte sich schreckliche Sorgen gemacht und war sogar den Baum hochgekraxelt, um nachzusehen, ob er auf
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