Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
Vom Netzwerk:
Meine Augen scannten das Erdgeschoss nach ihrem glänzenden Haar, und plötzlich entdeckte ich es: Etwa fünf Meter von mir entfernt kam es die Treppe herauf.
    Mir blieben zwei Möglichkeiten: Ich konnte mir Dave schnappen und in die Wine Rooms im ersten Stock stürmen, oder ich konnte hier stehen bleiben und mit ihr reden. Alles, was ich wusste, war, dass ich auf keinen Fall mit Nellie und dem Typen an ihrer Seite zusammentreffen wollte. Also fasste ich einen blitzschnellen Entschluss, holte tief Luft, schloss die Augen und drückte einen Kuss auf Daves Mund – just in dem Moment, als er den Mund öffnete und mich fragte, was zum Teufel ich da täte. Nellies Stilettos klackerten an uns vorbei, und ich hörte ihr leises, kehliges Kichern, als sie die kitschige Szene betrachtete.
    Ein paar Sekunden lang verharrte Dave reglos, blieb einfach nur sitzen, die Arme steif an den Seiten, während ich sein Gesicht vergewaltigte. Er fühlte sich stachelig an und roch nach kaltem Rauch. Endlich fing er sich wieder, packte mich fest bei den Schultern und schob mich von sich. »Was soll das?«, schimpfte er aufgebracht. » Weg mit dir!«
    Ich vergewisserte mich, dass Nellie aus unserem Blickfeld verschwunden war, dann löste ich mich rasch von ihm und stand auf. Dave klopfte seinen Mantel ab, als hätte ich ihn mit Gülle vollgespritzt. Ich war nicht unbedingt scharf darauf gewesen, ihn zu küssen, aber dass er derart angewidert von meinem Kuss war, verletzte mich doch ein wenig. »Ähm, tut mir leid«, murmelte ich, richtete meine Frisur und stand auf. »Es blieb einfach keine Zeit mehr zur Flucht.«
    Dave schüttelte nur den Kopf. »Du könntest zumindest ein bisschen Respekt zeigen«, sagte er schließlich.
    Ich wurde rot. Dave hatte mir soeben seine Ansichten bezüglich Untreue dargelegt, und ich hatte nichts Besseres zu tun, als mich ein paar Sekunden später auf ihn zu stürzen. »Es tut mir leid! Wenn du möchtest, kann ich mit Freya reden, damit sie weiß, dass das ein strategischer Zug war.«
    »Du wirst dich schön von Freya fernhalten, Fran.« Jetzt war er wirklich sauer.
    »Ach, komm schon, Dave«, sagte ich lahm. »Ich hatte nicht vor, dich abzuknutschen. Es ist einfach so passiert. Du weißt schon, so wie wenn man zu Ikea geht, um einen Bilderrahmen zu kaufen, und mit einer Küche heimkommt. Ich habe bloß versucht, mich vor Nellie zu verstecken.«
    Dave musste wider Willen grinsen. »Blöder Vergleich, Fran, aber es ist schon gut. Lass uns die Sache vergessen, Nellie vergessen und was essen gehen, okay?«
    Ich nickte dankbar. »Okay. Sie gehen vermutlich in den dritten Stock – der Typ sieht nach Geld aus. Lass uns in den zweiten Stock gehen, einverstanden? Du hast mein Wort, ich werde nicht mehr über dich herfallen. NIE MEHR .« Er schnitt eine Grimasse und bot mir seinen Arm.
    Die Rädchen in meinem Hirn ratterten, als ich die Speisekarte überflog. Was ging da vor? Stimmte meine Theorie, dass Nellie schwanger war? Und wenn ja, wusste Michael von Nellies Geliebtem?
    »Hör auf damit«, sagte Dave, ohne aufzublicken.
    »Womit?«
    »Das bedeutet nicht, dass du Michael zurückbekommen wirst. Es bedeutet lediglich, dass die Situation noch vertrackter ist, als wir angenommen haben.«
    »Aber sie setzt Michael Hörner auf!«, rief ich halb erfreut, halb entsetzt. Ich liebte Michael noch immer – irgendwo ganz tief unten am Grunde meines Herzens –, doch mit diesem Berg von Gepäck wurde seine Anziehungskraft ein bisschen komplizierter. Außerdem ging es nicht einfach nur um ein Gepäckstück, sondern gleich um eine ganze Gepäckaufbewahrungsstelle, in etwa so groß wie die in London-Heathrow.
    Geistesabwesend gab ich meine Bestellung auf und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als Dave aufstand, um aufs Klo zu gehen. Im Hinausgehen warf er mir einen warnenden Blick zu.
    Sobald er weg war, rief ich Leonie an. »Wahnsinn«, hauchte sie andächtig. Und dann: » ABSOLUTER Wahnsinn, Fran.«
    »Ich weiß«, murmelte ich verstohlen. »Was denkst du, was da abläuft?«
    Leonie dachte darüber nach, dann sagte sie, sehr zu meiner Bestürzung: »Ich denke … Ach du meine Güte, tut mir leid, Franny, aber das Ganze ist total chaotisch. Völlig vertrackt. Ich denke, du solltest dich von ihm fernhalten. Sorry, meine Liebe.«
    Ich steckte mir eine Olive in den Mund und kaute unglücklich. »Ja. Wahrscheinlich hast du recht. Aber es fällt mir so schwer, Leonie. Ich vermisse ihn. Jeden Tag. Und es tut immer noch so weh.

Weitere Kostenlose Bücher