Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
After-Work-Völkchen, dem es völlig egal war, ob ich einen Drink in der Hand hielt oder nicht.
Als ich um die Ecke des Treppenabsatzes biegen wollte, zog ein unglaublich attraktives Paar meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war gerade zur Tür hereingekommen, und die Menge der Barbesucher teilte sich wie einst das Rote Meer vor Moses. Ich hätte schwören können, dass selbst die Musik leiser wurde.
Die Frau war – wie hätte es anders sein können? – Nellie Daniels.
Und sie war mit einem ausgesprochen erlesenen Mann da. Ihre Wangen waren gerötet, sie wirkte glücklich und, du lieber Gott, sie klammerte sich an seinen Arm, als hinge ihr Leben davon ab. An ihrer linken Hand blitzte ein beträchtlicher Klunker. Alles an den beiden schien zu verkünden: Später werden wir Sex miteinander haben … Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Ich trat einen Schritt zur Seite und spähte hinter dem Treppenabsatz hervor, um zu beobachten, wie sie auf die Bar zustrebten.
Dort nahm der Mann demonstrativ eine Handvoll von Nellies glänzendem Haar und ließ es ehrfürchtig wieder auf ihren Rücken rieseln. Seine Hand blieb in ihrem Nacken liegen, und er flüsterte ihr etwas ins Ohr, bevor er die Hand hob, um dem Barmann ein Zeichen zu geben.
»Hey, Fran?«, fragte Dave, der zu mir zurückkam und sich neben mich stellte. »Was machst du denn nun schon wieder, du Verrückte?«
Ich schubste ihn wieder die Stufen hinauf. »Rühr dich nicht vom Fleck, Dave Brennan!«
Dave schob die Hände in die Taschen und beobachtete mich von seinem Posten ein paar Stufen höher aus. »Erklärst du mir vielleicht mal, was das soll? Oder muss ich den ganzen Abend hier stehen bleiben?«
»Da unten ist Nellie! Sieh doch nur! Sie hat einen heißen Typen bei sich, Dave. Ich könnte schwören, dass sie eine Affäre haben! Er ist ganz vernarrt in sie! Und sie sieht aus, als hätte sie einen Dauerorgasmus!«
»Verflucht noch mal, Fran, wolltest du deshalb ins Smiths of Smithfield? Sind wir etwa auf einer deiner verfluchten Stalking-Missionen? Vielen Dank.«
»Nein! Ich hatte keine Ahnung, dass sie herkommen würden.«
Dave zog ein Päckchen Golden Virginia aus einer Tasche. »Wie dem auch sei. Ich gehe raus auf eine Zigarette. Wenn ich zurückkomme, will ich, dass du an einem Tisch sitzt und dich um deinen eigenen Kram kümmerst, okay?«
Ich griff nach seinem Arm und zerrte ihn zu mir. »Nein! Nellie ahnt nicht, dass ich hier bin … Dave, das ist ein dickes Ding – sieh sie dir doch an!« Nellie und der Mann standen an der Bar, die Gesichter nur zentimeterweit voneinander entfernt. Nellie grinste ihn geziert an, er hielt ihre linke Hand in seiner und betrachtete ihren Ring. Dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr, das sie in lautes Gelächter ausbrechen ließ. Amüsierten sie sich über Michaels Geschmack, den Ring betreffend? Dann brachte er sie mit einem Kuss zum Schweigen.
Ich warf Dave einen Seitenblick zu, der ziemlich schockiert wirkte. »Wow«, sagte er nach ein paar Sekunden. »Das ist echt übel. Sie kann doch nicht im Ernst vorhaben, Michael zu heiraten, wenn sie das hier am Laufen hat!«
Ich zuckte die Achseln. Dave trat einen Schritt zurück und setzte sich auf die Stufen. Er wirkte ziemlich gereizt.
»Warum bist du sauer?«, fragte ich ihn verwirrt.
»Das sieht nicht gut aus für Michael, oder?«, meinte er schließlich.
»Was kümmert dich Michael?«
Er zuckte ebenfalls die Achseln. »Schätze, ich komme einfach nicht mit Untreue klar. Hatte selber nie Zeit dafür.« Ich betrachtete sein Gesicht, auf dem sich echte Empörung spiegelte. Es war ziemlich rührend. Freyas Sorge, Daves Auslandsreisen betreffend, war offenbar unbegründet.
Dann kam mir ein Gedanke, der mir das Herz in die Hose rutschen ließ. »Oh Gott, Dave. Vielleicht hat Michael ihr einen Antrag gemacht, weil sie schwanger ist. Vielleicht waren sie nie ineinander verliebt, aber er heiratet sie aus Anstand. Das ist genau das, was ich von ihm erwarten würde. Deshalb klangen seine SMS so unglücklich! Doch wie kann ich ihn je zurücknehmen, wenn er ein Kind hat? Mit dieser blöden DANIELS ?« Ich klammerte mich haltsuchend ans Geländer. Meine Gedanken rasten.
Dave drehte sich nachdenklich eine Zigarette, dann sagte er: »Nun reiß dich mal zusammen, du verrücktes Huhn. Und halt dich vor allem da raus. Was immer zwischen den beiden läuft: Es geht dich nichts an, hast du verstanden?«
Ich spähte wieder um die Ecke, aber Nellie und der Mann waren verschwunden.
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