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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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gepackt. »Wohin fährst du?«, hatte er gefragt, das spitze Gesicht umrahmt von seinem dämlichen trendigen Haarschnitt. Er trug ein schwarzes Hemd, dazu eine dünne graue Krawatte und eine extrem teure Military-Jacke. Wäre er nicht ein solcher Blödmann gewesen, hätte ich zugeben müssen, dass er ziemlich attraktiv war.
    »Ich arbeite an einer Story über den Konjunkturabschwung und bin ein wenig in Eile, weil ich nach Chelsea muss. Ich erzähle dir später davon«, erwiderte ich und beugte mich vor, um das Fenster zu schließen. Doch bevor ich dazu kam, sprang Alex schon ins Taxi. »Ich komme mit«, erklärte er. »Hugh hat mir den Nachmittag freigegeben, weil er so zufrieden mit meinem Dossier über Nick Bennett war. Ab und an ist es gut, mal mit einer Kamera loszuziehen.«
    Warum hatte man mir ausgerechnet Michaels besten Freund geschickt, um mich zu quälen? Warum konnte ich nicht in Frieden Nellie nachstellen? Wie immer kam ich mir klein und dumm in Alex’ Gegenwart vor.
    Während ich aus dem Fenster starrte, dämmerte es mir, dass es nicht nur Alex war, bei dem ich dieses Gefühl bekam. In Michaels Gegenwart hatte ich mich auch oft wie der Oberidiot gefühlt. Sein Oxford-Abschluss in den Fächern Philosophie, Politik und Wirtschaft und die Aura des Wissens, die ihn umgab, hatten mir einen Höllenrespekt eingejagt, sodass ich mich ihm von Anfang an intellektuell untergeordnet hatte. Es war einfacher, den albernen Einfaltspinsel zu spielen, als ein kluges Gespräch mit ihm zu führen und am Ende tatsächlich als alberner Einfaltspinsel dazustehen.
    »Herrgott, die Unverfrorenheit der ganzen Länder, die so tun, als würden sie im Mittleren Osten multilateral zusammenarbeiten … Was für ein Witz ! Regt dich das nicht auf? «, hatte er vor etwa einem Jahr eines Abends getobt.
    Ich erstarrte, die Gabel mit einem Stück Steak-und-Ale-Pie blieb auf halber Strecke zu meinem Mund in der Luft hängen.
    »Ich, ähm … Ja. Ja, es regt mich auf. Und Duke Ellington ebenfalls, hab ich recht, Duke Ellington?« Duke Ellington machte sich nicht mal die Mühe, in meine Richtung zu blicken.
    Michael war ganz offensichtlich frustriert.
    »Schieß los, cleverer Michael Slater. Erzähl mir, was mit diesen Ländern nicht stimmt.«
    Und das tat er, geschlagene drei Stunden lang. Während Michael redete, aß ich meinen Steak-mit-Ale-Pie, dann aß ich Michaels Steak-mit-Ale-Pie. Ich nahm ein Bad, rasierte mir die Beine und ging ins Bett. Als er endlich fertig war, stand ich wieder auf, tappte hinüber zu meiner Frisierkommode, auf der er saß, und schlang die Arme um ihn. »Du bist intelligenter, als ich in meinen kühnsten Träumen vermutet hätte. Ich liebe dich«, sagte ich.
    Sein Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen. »Bin ich nicht, sei nicht albern.«
    »Doch, das bist du, Michael. Deshalb habe ich mich in dich verliebt. Erstaunlich, was alles in deinem Köpfchen steckt, und dabei sieht es gar nicht mal so schlecht aus!«
    Er steckte seinen Kopf in meine Magengrube. »So superschlau bin ich gar nicht«, wiegelte er ab, doch er klang erfreut.
    Ich rückte ein Stück von ihm ab und sah ihn an. Dann gab ich ein leises Stöhnen von mir und flüsterte: »Nimm mich, Michael Slater, du Intelligenzbestie.«
    In jener Nacht hatten wir den allerbesten Sex. Michael war total heiß.
    Als ich einschlief, schoss mir ein unangenehmer Gedanke durch den Kopf. Michael war zu klug für mich. Ich war nicht gut genug.
    Lass das Taxi wenden und komm zurück zur Arbeit, du bekloppter Psycho , textete Dave.
    Nein.
    Du wirst irgendwann noch gefeuert, du verrücktes Huhn , kam umgehend die Antwort.
    Ich stellte mein Handy ab und strich meine elegante Hose glatt. Es wurde wirklich Zeit, dass ich mir eine anständige Handtasche zulegte, dachte ich und griff nach meinem Billigshopper von Primark.
    Wie sollte ich diese Aufnahmen bloß geheim halten, jetzt, da Alex dabei war? Während wir uns Zentimeter um Zentimeter die Brompton Road entlangschoben, überlegte ich, mich aus dem Taxi zu werfen und zu fliehen, doch zunächst brauchte ich noch ein bisschen mehr Crack. Ein bisschen mehr Nellie. Ich wollte ihre weiche Seite kennenlernen, wollte wissen, wie sehr sie ihn mochte, was ihr an ihm gefiel. Ich wollte wissen, ob sie sich schon in ihn verliebt hatte, vor allem aber wollte ich wissen, ob er in sie verliebt war. Es war Montag, fünf Tage nach der letzten Meditationsstunde, zu der sie nicht erschienen war. Ich konnte einfach nicht länger

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