Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
Gunnar, während sie am frühen Nachmittag des nächsten Tages die Produktionshalle von Svenska Fashion besichtigten. Der Ersatzreifen für Gunnars Mietwagen war bereits am Vormittag eingetroffen und von der Werkstatt ausgetauscht worden, sodass sie zu dem Entschluss gekommen waren, die geplante Besichtigung doch noch in Angriff zu nehmen. Nach einem etwa halbstündigen Rundgang durch eine große Halle, in der lange Reihen von Tischen standen, an denen Frauen mit Nähmaschinen arbeiteten und die von außen einem gewaltigen Lager glich, schien Gunnar nun jedoch fast ein wenig enttäuscht.
“Aufregender?” Louisa lachte ein wenig gekünstelt auf. Nach dem unseligen Kuss vom Vorabend fühlte sie sich in Gunnars Gegenwart zwar nicht direkt unwohl, aber doch sehr befangen. Und da er am Morgen nicht eine Silbe darüber verloren hatte, beschloss Louisa, das Thema von sich aus ebenfalls nicht anzusprechen. Dennoch waren ihr die Ereignisse der letzten Nacht eine Lehre gewesen. Sie würde sich hüten, ihn noch einmal so nah an sich herankommen zu lassen.
“Ja”, erwiderte er. “Diese ganzen Maschinen hier. Das ist alles so schrecklich …”
“Effizient?”
Er nickte. “Genau das wollte ich sagen.”
“Glauben Sie mir, hier geht es vor allem um eines: Gewinne. Aber ich vermute, Sie als Werbemacher interessieren sich eher für den kreativen Prozess beim Modedesign, nicht wahr? Kommen Sie, gehen wir dorthin, wo alles beginnt – am Reißbrett.”
Durch eine schwere Stahltür folgte Gunnar ihr in ein Treppenhaus. Durch eine weitere Tür gelangten sie oben in einen hellen, luftigen Raum mit Schneiderpuppen, Stoffrollen und Schreibtischen, auf denen große Bögen mit Schnittmustern herumlagen.
Zwei Männer arbeiteten gerade hier. Einer saß an einem Schreibtisch und zeichnete konzentriert an einem Entwurf, der andere schnitt Stoff zu, den er dann über eine der Schneiderpuppen drapierte.
“Entspricht das eher Ihrer Vorstellung von Romantik?”
Er lachte leise. “Nun, romantisch ist vielleicht das falsche Wort, aber dies hier ist für mich auf jeden Fall weitaus interessanter als die Arbeit der Maschinen unten. Ich denke, man könnte …”
“Gunnar? Gunnar Persson?”, erklang plötzlich eine Louisa sehr vertraute Stimme hinter ihnen. “Und Louisa – was für eine Überraschung. Dich habe ich ja schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr hier gesehen.”
Seufzend drehte Louisa sich um und ging zur Eingangstür herüber, während Gunnar diskret zurückblieb. “Gewöhne dich am besten gar nicht erst an den Anblick, Niklas, denn wir wollten soeben wieder aufbrechen. Aber da ich dich nun ohnehin schon einmal hier treffe: Sag, ist mein Vater zufälligerweise in der Nähe?”
Sie wusste nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte, als Niklas den Kopf schüttelte. “Carl ist zurzeit geschäftlich in London”, erklärte der Mitarbeiter ihres Vaters. “Hast du dir sein Angebot noch einmal durch den Kopf gehen lassen, oder warum willst du ihn so dringend sprechen?”
“Ganz sicher nicht”, erwiderte Louisa energisch. “Ich würde ihm einfach gern persönlich sagen, was ich von seinen Methoden halte.”
“Na, so was.” Niklas lächelte süffisant. “Als ich dich vorhin sah, dachte ich doch tatsächlich, unser Freund Gunnar hätte es bereits geschafft, dich herumzukriegen. Nun ja, ich bin sicher, dass er sein Möglichstes tut.”
Louisa blinzelte irritiert. “Gunnar? Was ist mit ihm? Was soll er tun?”
“Carl hat ihm einen lukrativen Werbedeal in Aussicht gestellt – unter der Bedingung, dass er dich zur Zusammenarbeit überreden kann. Hat er dir das etwa nicht gesagt?”
Louisa atmete tief durch. “Doch, natürlich weiß ich Bescheid. Aber ich habe meine Meinung nicht geändert. Und nun entschuldige mich bitte.
Adjö
!”
Die Rückfahrt nach Lindholm verlief schweigsam. Louisa und Gunnar waren beide in Gedanken versunken – und ließen sich ihre Gründe darüber nicht anmerken.
Irgendwann hielt Gunnar die eisige Stille nicht länger aus. “Hatte der Streit vorhin etwas mit mir zu tun?”
Louisa warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. “Hat Ihnen eigentlich schon einmal jemand gesagt, dass Sie ziemlich von sich selbst eingenommen sind? Zu Ihrer Information: Die Welt dreht sich nicht immerzu nur um Sie.”
Er seufzte. “So habe ich es auch gar nicht gemeint. Ob Sie es nun glauben oder nicht, es würde mir nicht gefallen, wenn meine Anwesenheit auf dem Firmengelände für Ihren
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