Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
Hemd, dessen oberste Knöpfe offen standen, was ihm ein leicht verwegenes Aussehen verlieh.
Das dunkle Haar, noch feucht vom Waschen, hatte er zurückgekämmt, sodass seine strahlend blauen Augen noch besser zur Geltung kamen. Louisa war so überwältigt von seiner männlichen Ausstrahlung, dass es ihr Angst einjagte. Verflixt, was war bloß los mit ihr?
In diesem Moment huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Wie ihn diese kleine Geste veränderte! Rasch senkte Louisa den Blick. Er sollte nicht merken, was für ein Gefühlschaos er in ihr anrichtete. Nein, auf gar keinen Fall!
“Wie mir scheint, sind Sie so weit”, stellte er fest und fügte, nach einer kurzen Pause, hinzu: “Sie sehen einfach bezaubernd aus.”
“Danke”, erwiderte sie, strich sich verlegen über ihr weißes Leinenkleid, das sie aus einer Laune heraus in ihre Reisetasche gepackt hatte, und versuchte, Gelassenheit in ihre Stimme zu legen. “Ich wette, das sagen Sie jeder Frau, mit der Sie ausgehen.”
“Offen gestanden bin ich darin etwas aus der Übung. Mein letztes Rendezvous ist schon ziemlich lange her.”
Sie blinzelte. “Ist das Ihr Ernst?”
“Warum überrascht Sie das?”
“Ich …” Louisa schüttelte den Kopf. “Lassen wir das. Wollen wir los?”
“Natürlich.” Er reichte ihr seinen Arm, und sie gingen gemeinsam hinunter, zurück zur Hochzeitsgesellschaft. “Ich finde, es war sehr freundlich von Freyja und Alf, uns einzuladen, mit ihnen zu feiern und hier auf dem Hof zu übernachten”, sagte er. “Auch wenn sie uns aus Platzgründen nur den Heuboden ihrer Scheune zur Verfügung stellen können, ist es doch immer noch besser, als die Nacht auf dem Autorücksitz zu verbringen.”
“Die Leute hier auf dem Land wissen eben noch, was Gastfreundschaft bedeutet”, erwiderte Louisa.
Gunnar runzelte die Stirn. “Auch in der Stadt begegnet man freundlichen Menschen”, sagte er. “Doch wir wollen nicht schon wieder streiten. Die Beschaffung eines Ersatzreifens dauert laut Werkstatt noch mindestens bis morgen Vormittag. Aber eine schwedische Hochzeitsfeier ist nicht unbedingt der schlechteste Ort, an dem man festsitzen könnte, finden Sie nicht? Wir sollten versuchen, das Beste daraus zu machen und uns ein wenig zu amüsieren.” Er blickte sie lächelnd an. “Was denken Sie, sollen wir das Buffet stürmen? Ich für meinen Teil sterbe jedenfalls vor Hunger.”
Louisa nickte. Vielleicht hatte er ja tatsächlich recht. Den ganzen Abend mit schlechter Laune durch die Gegend zu laufen, brachte sie auch nicht weiter – außer dass es am Ende vielleicht noch den anderen Hochzeitsgästen die Feierlaune verdarb. Da konnten sie sich ebenso gut auch mit der Situation arrangieren; schließlich waren sie ohnehin nicht in der Lage, etwas daran zu ändern.
In einem Partyzelt, vor dem ein buntes Sammelsurium von Tischen, Bänken und Stühlen aufgestellt war, fanden sie ein reichhaltiges Buffet vor, das für jeden Geschmack etwas bereithielt. Die langen Tische bogen sich beinahe unter der Last der Köstlichkeiten, und es duftete verführerisch.
Louisa füllte ihren Teller mit gegrilltem Fisch, Krabben und kaltem Braten. Dazu wurden Salat und Dillkartoffeln gereicht, von dem sie jeweils auch etwas nahm. Zusammen mit Gunnar trat sie dann wieder hinaus ins Freie, wo man in der Zwischenzeit aus den Tischen und Bänken einen Halbkreis gebildet hatte.
“Nanu”, fragte Louisa überrascht. “Was passiert denn jetzt?”
“Ich hoffte eigentlich, Sie würden mich darüber aufklären”, entgegnete Gunnar lachend. “Sind Sie nicht die Expertin für traditionelle Feiern auf dem Land?”
Statt einer Antwort tadelte sie ihn mit einem übertrieben strengen Blick. “Kommen Sie, setzen wir uns doch. Wir werden sicher schon bald erfahren, was hier vor sich geht – aber nicht mit leerem Magen.”
Gemeinsam suchten sie nach einem gemütlichen Platz und ließen es sich schmecken. Das Essen war wirklich vorzüglich. “Ein Schluck Wein dazu wäre einfach wunderbar”, schwärmte Gunnar nach einer Weile. “Möchten Sie auch ein Glas?”
Louisa zögerte kurz. Sie trank nur sehr selten Alkohol, vertrug ihn daher nicht sonderlich gut. Schließlich aber nickte sie. “Ja, warum eigentlich nicht?”
Sie schaute ihm nach, wie er in der Menge der Gäste verschwand. Die Blicke der anwesenden Frauen – teils neugierig, teils aber auch eindeutig interessiert – entgingen ihr nicht. Aber warum ärgerte sie sich darüber? Gunnar war ein
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