Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
Streit mit Niklas verantwortlich wäre.”
“O bitte, jetzt tun Sie doch nicht so. Ich weiß, was mein Vater Ihnen aufgetragen hat. Es geht Ihnen doch gar nicht um mich! Sie wollen, dass ich mich wieder als Werbeikone für Svenska Fashion zur Verfügung stelle, damit Sie den Zuschlag für die Kampagne bekommen. Alles andere interessiert Sie nicht.” Sie schaute ihm direkt in die Augen. “Sie sind ihm sehr ähnlich – in mehr als einer Beziehung. Ich kann nur für Ihre Tochter hoffen, dass Sie eines Tages zur Vernunft kommen werden.”
Gunnar unterdrückte einen Fluch. “Halten Sie Ann-Sofie bitte da heraus. Ich kann verstehen, dass Sie wütend auf mich sind, weil ich Ihnen nicht gleich die Wahrheit gesagt habe, aber ich fürchtete, dass Sie ablehnend darauf reagieren könnten.” Er nahm eine Hand vom Lenkrad und fuhr sich durch sein dunkles Haar. “Wie man sieht, habe ich mich nicht getäuscht.”
“Erwarten Sie jetzt Mitleid von mir?” Sie schüttelte den Kopf. “Wenn ich daran denke, dass wir gestern Nacht um ein Haar …! Sie schrecken wohl vor gar nichts zurück, um an Ihr Ziel zu gelangen, wie?”
“Der Kuss hatte damit nichts zu tun”, protestierte Gunnar energisch. “Er war … Ich wollte nicht …”
Louisa schaute zum Beifahrerfenster hinaus und sagte kein Wort mehr. Nach einer Weile schaltete er das Autoradio ein – die Stille war einfach unerträglich gewesen –, und aus den Lautsprechern drangen die ersten Takte eines schmalzigen Liebesliedes – ausgerechnet!
Nur mühsam widerstand Gunnar dem Impuls, gleich wieder den Sender zu wechseln. Dafür drückte er das Gaspedal ein Stück weiter hinunter. Er konnte es kaum erwarten, Louisa abzusetzen. In ihrer Nähe war er einfach nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen – und es gab so einiges, über das er lieber in Ruhe nachdenken sollte.
Über den Kuss vergangene Nacht beispielsweise. Der war nämlich nicht im Geringsten so geplant gewesen. Ganz im Gegenteil! Und jetzt konnte er das Gefühl von Louisas warmen, weichen Lippen auf seinem Mund einfach nicht mehr vergessen. Noch nie zuvor hatte er etwas Derartiges erlebt. Aber er musste versuchen, der Angelegenheit nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Und vor allem musste es ihm gelingen, Louisa davon zu überzeugen, dass er nicht aus purer Berechnung gehandelt hatte.
Was seine wahren Empfindungen für die junge Schwedin betraf, wollte er selbst nicht zu tief in sich hineinhorchen, denn insgeheim befürchtete er, womöglich eine böse Überraschung zu erleben. Er hatte die Kontrolle über sich verloren, doch das durfte nicht noch einmal passieren. Selbst wenn Louisa ohne Zweifel zu den attraktivsten Frauen gehörte, die ihm jemals begegnet waren, ähnelte sie Sonja doch zu sehr, um für ihn als Partnerin infrage zu kommen.
Sei vernünftig, sagte er zu sich selbst. Hast du schon vergessen, was passiert, wenn man eine zarte Rose vom Lande in die Großstadt verpflanzt? Dieses Experiment war schon bei Sonja nicht gut ausgegangen. Leider hatte er die Konsequenzen erst viel zu spät erkannt. Zu spät für Sonja – aber nicht für Louisa. Sein Verstand sagte ihm, dass es besser war, von vornherein mehr Abstand zu ihr zu halten. Doch seine körperlichen Reaktionen auf sie ließen sich nur sehr schwer kontrollieren.
Es fing bereits an zu dämmern, als das kleine Haus, in dem Louisa wohnte, in Sicht kam. Es war auf typisch schwedische Holzbauweise errichtet und – wie fast alle Gebäude in der Umgebung – falunrot gestrichen. Mit den weißen Fensterrahmen und der kleinen Veranda wirkte es fast ein bisschen wie ein Puppenhaus, fand Gunnar.
Ein paar Meter vom Haus entfernt, im ehemaligen Vorratshaus, hatte Louisa sich ihre Tierarztpraxis eingerichtet, während es sich beim Tierasyl um einen nachträglichen Anbau handelte, der sich jedoch harmonisch in den Gesamteindruck einfügte.
“Ist das nicht Irmas und Lennarts Wagen?”, fragte er, als sie näher kamen. Vor dem Haupthaus parkte ein grauer Volvo.
Louisa nickte und sagte zum ersten Mal seit ihrer Auseinandersetzung wieder etwas: “Sieht ganz so aus. Wahrscheinlich ist Irma hier, um die Tiere zu versorgen.”
Sie fuhren gerade die Auffahrt hinauf, als Gunnars Schwiegermutter durch die Tür des Tierheims ins Freie trat. Direkt hinter ihr folgte Ann-Sofie, die ein kuscheliges braunes Fellknäuel auf dem Arm trug.
Irritiert runzelte Gunnar die Stirn. “Was um Himmels willen …?”
“Oje”, seufzte Louisa. “Das ist einer
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