Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
im Gegenteil.
“Liest du mir noch eine Geschichte vor,
pappa
?”, fragte Ann-Sofie. Darum hatte sie ihn noch nie gebeten, und Gunnar wertete es als ein deutliches Zeichen dafür, dass ihre Beziehung zueinander langsam inniger wurde.
“Natürlich, Kleines”, sagte er. “Was möchtest du denn gerne hören? Ein Märchen vielleicht?”
Die Achtjährige lachte. “Aber
pappa
, dafür bin ich doch schon viel zu alt!” Sie nahm ein schon reichlich zerlesen aussehendes Taschenbuch vom Nachttisch und hielt es ihrem Vater hin. “Hier, das hat Louisa mir geschenkt”, erklärte sie stolz. “Sie sagt, das war eines ihrer Lieblingsbücher, als sie ungefähr so alt war wie ich.”
Gunnar nahm das Buch entgegen, schlug es auf und begann vorzulesen.
Eine halbe Stunde später, Ann-Sofie war mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen eingeschlafen, ging Gunnar auf sein Zimmer. Das beabsichtigte er wenigstens, aber Britt passte ihn vor der Tür ab.
“Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet”, sagte sie vorwurfsvoll. “Und dein Wagen steht jetzt schon seit fast einer Stunde unten auf dem Hof. Wo hast du denn gesteckt?” Sie winkte ab, noch ehe Gunnar etwas erwidern konnte. “Na ja, das ist jetzt auch egal. Niklas Värnolm hat angerufen. Sjoeberg will dich treffen.”
Als Värnolms Name fiel, verzog Gunnar das Gesicht. Er war nicht sonderlich gut auf Niklas zu sprechen, obwohl dieser ihm nie etwas getan hatte. “Das ist ja interessant. Aber warum ruft Värnolm dich an und nicht mich?”
Britt zuckte die Schultern. “Woher soll ich das wissen? Ist das wirklich von Bedeutung?”
“Nein, eigentlich nicht. Wann soll das Treffen stattfinden?”
“Gleich morgen Vormittag. Sjoeberg kommt her und …”
“Hierher nach Lindholm Gård?”
“Ja”, erwiderte Britt gereizt. “Jetzt unterbrich mich doch nicht dauernd. Sag mir lieber, wie weit du bei seiner Tochter gekommen bist. Ich hoffe doch, dass dein Einsatz bei ihr langsam Erfolg zeigt.”
Gunnar seufzte. “Vergiss es. Louisa wird bei der Kampagne auf gar keinen Fall mitmachen. Wir müssen einen anderen Weg finden, Sjoeberg davon zu überzeugen, uns den Auftrag zu geben.”
Fassungslos starrte Britt ihn an. “Das ist hoffentlich nicht dein Ernst! Sjoeberg hat in seinem Brief doch deutlich gemacht, dass eine Zusammenarbeit nur dann infrage kommt, wenn wir seine Tochter als Gesicht unserer Kampagne gewinnen.”
“Was erwartest du von mir? Louisa will mit der Werbebranche nichts mehr zu tun haben, und ich kann sie wohl schlecht zwingen, wieder für Svenska Fashion vor die Kamera zu treten.” Er lächelte aufmunternd. “Komm schon, Britt, mach dir keine Sorgen. Wir wissen, dass wir die Besten für diesen Job sind – jetzt müssen wir nur noch Carl Sjoeberg davon überzeugen.”
Doch seine Sekretärin wirkte keineswegs beruhigt. “Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass es ihm vielleicht gar nicht darum geht?”
Erstaunt zog Gunnar eine Braue hoch. “Worauf willst du hinaus?”
“Ganz einfach: Vielleicht will Carl Sjoeberg lediglich, dass du für ihn erreichst, was er selbst nicht geschafft hat: seine Tochter dazu zu bewegen, wieder Werbung für das Familienunternehmen zu machen.” Sie schüttelte den Kopf. “Immerhin hat er ganz klare Bedingungen gestellt. Ich fürchte, dass er nicht mit uns zusammenarbeiten wird, wenn wir ihm nicht geben, was er verlangt.”
Gunnar hob die Schultern. “In dem Fall kann ich es auch nicht ändern. Ich sagte dir bereits, dass Louisa abgelehnt hat. Und sie macht nicht den Eindruck auf mich, als wolle sie es sich noch einmal überlegen.”
“Du weißt doch hoffentlich, was passiert, wenn wir diesen Auftrag nicht bekommen?”
“Daran brauchst du mich nicht zu erinnern”, entgegnete Gunnar scharf. “Aber da du ja offensichtlich alles besser weißt, kannst du mir ja auch sicher verraten, was ich unternehmen soll.”
“Natürlich.” Britt nickte. “Finde etwas, mit dem du Louisa unter Druck setzen kannst. Sie muss bei dieser Kampagne mitmachen, koste es, was es wolle.” Als Gunnar etwas erwidern wollte, schüttelte sie den Kopf. “Nein, sag jetzt nichts. Denk erst einmal in Ruhe darüber nach. Wir unterhalten uns dann morgen früh weiter.”
Ungläubig schaute Gunnar seiner Sekretärin hinterher, die ohne ein weiteres Wort in ihrem Zimmer verschwand. Meinte Britt es wirklich ernst mit ihrem Vorschlag, er solle Louisa zu einer Zusammenarbeit mit ihm zwingen? Wenn dem so war, dann kannte sie ihn
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