Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
fast so dunkel wie Blut, findest du nicht?”
Erschrocken wich Louisa zurück. “Du?”, brachte sie heiser hervor. “Du hast mir diese Blumen geschickt? Und die anderen Geschenke, waren die etwa auch von dir? Die Briefe …?”
Verner nickte. Sein Lächeln verblasste. “Natürlich, was hast du denn gedacht? Ich verehre dich schon seit dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Dein Bild als Großaufnahme in einer ganzseitigen Anzeige beim
Svenska Dagbladet
, ich kann mich noch genau daran erinnern. Damals standest du noch ganz am Anfang deiner Karriere.”
Louisa schluckte. Was wollte dieser Kerl bloß von ihr? Die Art und Weise, wie er sprach und dabei gedankenverloren ins Leere starrte, machte ihr Angst. Wenn doch nur noch jemand hier wäre!
“Es war schön, sich einmal in Ruhe mit dir zu unterhalten”, sagte sie. “Aber jetzt muss ich mich wirklich verabschieden. Es ist schon spät, und …” Während sie versuchte, sich an ihrem Assistenten vorbeizudrängen, umklammerte sie den Schulterriemen ihrer Tasche so fest, als wäre er ein Rettungsanker.
Verner stellte sich ihr in den Weg.
“Bitte”, flüsterte sie verzweifelt. “Bitte, ich möchte jetzt wirklich gehen.”
“Du bist nicht sehr freundlich, weißt du das?” Er schüttelte den Kopf. Sein Blick wirkte jetzt seltsam starr, so als wäre er nicht mehr ganz er selbst. “Weißt du eigentlich, wie schwierig es war, so nah an dich heranzukommen? Was ich alles auf mich genommen habe, um diesen Job hier zu kriegen?”
“Bitte, Verner, ich wollte wirklich nicht unhöflich sein.” Sie lächelte gequält. “Es war ein langer und anstrengender Tag, und ich bin ehrlich gesagt ziemlich geschafft. Vielleicht können wir uns ja morgen noch einmal unterhalten und …”
“Du gehst nirgendwo hin, Louisa. Nicht ohne mich.” Er trat auf sie zu, und plötzlich hielt er ein Messer in der Hand und richtete es drohend auf sie.
Louisa schrie auf.
“Geht’s dir nicht gut?” Erschrocken zuckte Louisa zusammen, als jemand sie an der Schulter berührte. Erst jetzt merkte sie, dass Ann-Sofie neben ihr im Gras hockte und sie besorgt musterte.
Du bist mir ja ein toller Babysitter, kritisierte sie sich selbst. Sitzt hier herum und starrst Löcher in die Luft, sodass dein Schützling sich am Ende um dich kümmern muss. Zugleich erschreckte es sie, wie sehr sie diese alte Geschichte noch immer mitnahm. Allein die Erinnerung an Verner reichte aus, um sie völlig die Nerven verlieren zu lassen. Dabei war es ihr zum Glück gelungen, ihm zu entkommen und die Polizei zu alarmieren. Dennoch …
Sie lächelte. “
Hej
, Kleines. Alles in Ordnung, ich war nur ein bisschen in Gedanken.”
“Du hast ganz ängstlich geguckt”, sagte die Achtjährige, die von Louisas Erklärung nicht wirklich überzeugt zu sein schien. “Was war denn los? Hast du an was Schlimmes denken müssen?”
Louisa nickte. “Ja, du hast recht. Aber jetzt ist es vorbei, und es geht mir wieder gut. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Spiel lieber ein bisschen mit Tafsa, ehe er nachher noch vor lauter Langeweile Reißaus nimmt.”
In diesem Moment kehrte Gunnar mit Lars und Katrina von ihrem Rundgang zurück. Da die beiden spontan beschlossen hatten, das schöne Wetter für einen Spaziergang nutzen zu wollen, fiel der Abschied etwas überstürzt aus. “Grüßt bitte noch Ann-Sofie herzlich von uns”, baten sie, bevor sie Hand in Hand davongingen.
Dann waren Louisa und Gunnar wieder allein. “Danke, dass du auf Ann-Sofie aufgepasst hast”, sagte er. “Ist alles in Ordnung?”
Sie nickte. “Ja, natürlich. Wir sind wunderbar miteinander zurechtgekommen. Und wie ist es bei dir gelaufen?”
Gunnar lächelte. Er wirkte erleichtert. “Wir haben eine vorläufige Einigung getroffen. Lars zahlt die Kreditraten so lange für mich, bis feststeht, was aus meiner Agentur wird und wie es weitergehen soll.”
“Das sind doch endlich einmal gute Nachrichten”, sagte sie. “Und was hat es mit den Neuigkeiten über euren anderen Bruder auf sich?”
“Katrina glaubt, einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort gefunden zu haben, doch bislang gibt es kaum etwas Konkretes. Ich habe mich also anscheinend ganz umsonst so aufgeregt.”
“Eines Tages wirst du dich mit der Vergangenheit auseinandersetzen müssen”, gab Louisa zu bedenken. Sie kam sich bei diesen Worten fast ein bisschen wie eine Heuchlerin vor, wo sie selbst doch mindestens ebenso unter Geschehnissen litt, die bereits
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