Happy End in Virgin River
Depardeau. „Jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, wird hier jemand verprügelt oder erschossen!“
„Ja, Henry, es tut uns auch schrecklich leid“, entschuldigte sich Jack. „Aber wir haben doch eigentlich kaum einmal Schwierigkeiten.“
„Und was war diesmal los?“, fragte der Deputy ungeduldig.
„Der dort“, antwortete Jack und zeigte auf den Mann. „Er hat als Erster zugeschlagen. Finden Sie das nicht auch verdammt unhöflich? Sie können doch sehen, so benimmt man sich einfach nicht. Verstehen Sie?“
„Sie nehmen einfach viel zu viel von meiner Zeit in Anspruch!“
„Dieser Tage werde ich Sie mal zum Essen einladen, was halten Sie davon? Schauen Sie mit Ihren Jungs einfach mal irgendwann vorbei.“
„Ja, ja. Also gut, dann packen wir sie jetzt ein. Ich hoffe nur, dass ihr auch einen Jagdschein und die Rotwild-Marke habt.“ So wie diese Jäger daraufhin die Köpfe hängen ließen, sah es ganz danach aus, als hätten sie noch weitere Anzeigen zu erwarten. Jack musste lachen. „Oh Mann“, stöhnte Henry. „Wilddiebe verhalten sich doch eigentlich eher ruhig und höflich, damit sie hier unerkannt rein- und wieder rauskommen können. Wie kann man nur so dämlich sein?“
Hope McCrea war eine temperamentvolle alte Witwe, die beinahe täglich bei Jack zu Gast war. Am Ende des Tages gönnte sie sich gerne einen Jack Daniels und eine Zigarette. Oft saß sie am Tresen neben Doc, aber manchmal unterhielt sich auch Mike ein Weilchen mit ihr.
Eines Abends fragte sie ihn: „Du weißt doch, dass ich Mel angeheuert hatte, hier raufzukommen, nicht wahr?“
„Davon habe ich gehört, ja“, antwortete er.
„Könntest du vielleicht mal zu mir rauskommen, ich möchte etwas mit dir besprechen. Ein Angebot.“
„Also Hope.“ Er grinste. „Das hört sich ja wirklich interessant an …“
„Ein Jobangebot, du Blödmann“, unterbrach sie ihn und schob sich die viel zu große Brille auf der Nase hoch. Nichtsdestotrotz hatte sie ein Lächeln für ihn übrig, bei dem die Zähne blitzen.
„Ich will keinen Job, Hope“, wehrte Mike ab.
„Wir werden ja sehen. Jack wird dir erklären, wie du dort hinkommst. Morgen. Vier Uhr.“ Sie drückte ihre Zigarette aus, und weg war sie.
Am nächsten Tag fuhr Mike dann doch zu Hope, weil Jack ihm gesagt hatte, dass es zumindest lohne, sich einmal anzuhören, worum es ging. Hope war siebenundsiebzig und seit über zwanzig Jahren verwitwet. Sie hatte Mel damals einen Jahresvertrag gegeben, den sie aus eigener Tasche finanzierte, und ihr das Waldhaus zur Verfügung gestellt, in dem sie jetzt mit Mann und Kind wohnte. Nachdem der Jahresvertrag ausgelaufen war, hatte Doc Mel in seiner Praxis angestellt, und gemeinsam erwirtschafteten sie – nunmehr ohne Hopes Hilfe – ein bescheidenes Gehalt für sie, was genau das war, was Hope beabsichtigt hatte. All dies hatte Mike von Jack erfahren.
Laut Jack wünschte sie sich nun einen Dorfpolizisten, wobei sie wohl hoffte, dass es abermals so laufen könnte: Ein Jahr lang wollte sie Mike von ihrem Ersparten das Gehalt zahlen, bis dahin würde die Gemeinde erkannt haben, dass er ein positiver Zuwachs war, und schließlich gemeinsam genügend Geld für seinen Lohn aufbringen.
Hope wohnte etwa acht Kilometer außerhalb des Orts in einem großen alten viktorianischen Haus, das sie vor fünfzig Jahren zusammen mit ihrem Mann gekauft hatte. Kinder hatten sie nie gehabt, und so hatte sich das Haus mit Krimskrams angefüllt. „Von innen habe ich ihr Haus noch nie gesehen“, hatte Jack erzählt, „aber es wird gemunkelt, dass Hope seit siebzig Jahren nichts mehr weggeworfen hat.“ Ihr Ackerland hatte Hope nach dem Tod ihres Mannes an die Nachbarn verkauft, die es entweder bestellten oder als Viehweide nutzten.
Als Mike vor dem auffallend alten Haus anhielt, sah er sie schon mit einem Kaffee und ihren Zigaretten auf der Veranda sitzen, neben sich eine Mappe voller Papiere. Während er die Stufen hinaufstieg, begrüßte sie ihn mit einem Siegerlächeln. „Ich wusste doch, dass ich dich irgendwann kriege.“
„Ich weiß aber nicht, was du kriegen wirst, Hope, denn ich habe nicht die geringste Ahnung, was es heißt, Cop in so einem kleinen Ort zu sein.“
„Wer weiß das schon? Aber du hast doch eine Menge Erfahrung in der Strafverfolgung, und davon können wir eindeutig nur profitieren. In letzter Zeit hatten wir hier genug Probleme.“
„Aber doch nicht die Leute aus Virgin River.“
„Was ist da der Unterschied? Wenn in
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