Happy End in Virgin River
seinen Nachforschungen unter den Teenagern hatte er auch das Haus der Familie Booth aufgesucht. Und obwohl der General sie alle einlud, ihn beim Vornamen zu nennen, schienen nur die Frauen darauf einzugehen. Für diese Marines hatte jeder militärische Rang noch immer seine Sonderrechte. Das Angebot, sich der Jagdgesellschaft anzuschließen, lehnte der General zwar ab, versprach aber, dass er beim nächsten Mal eventuell darauf zurückkommen würde. Nachdem circa zwanzig Minuten mit Vorstellungen und höflicher Konversation verstrichen waren, griff Paul nach Vanessas Hand und zog sie an den Tisch, der dem Kamin am nächsten stand. Dort ließ er sie Platz nehmen, um mit ihr zu reden und die Neuigkeiten zu erfahren. Er wollte alles von Matt wissen, von ihrem kleinen Bruder Tommy, und er fragte sie danach, wie ihr das Leben hier draußen, so weit weg von allem, gefiel.
Vanessa wollte ihrerseits natürlich auch hören, wie es ihm ergangen war. Paul, der wie Matt fünfunddreißig Jahre alt war, hatte nach vier Jahren bei den Marines den Dienst quittiert und war nur noch Reservist, während Matt aktiv blieb. Er hatte sein Examen nachgeholt und war dann in die Baufirma seiner Familie eingestiegen, die in Grants Pass, Oregon lebte, nicht weit von der Grenze nach Kalifornien entfernt. „Und hast du eine Freundin gefunden?“, fragte sie ihn, wobei sie über den Tisch hinweg nach seiner Hand griff.
„Nein, nicht wirklich. Solange mir keine begegnet, die so hübsch ist wie du, werde ich weiter die Augen offen halten müssen.“
„Du warst schon immer so zurückhaltend, mehr als dir guttut. Du solltest verheiratet sein und haufenweise Kinder bekommen. Du wärest ein wunderbarer Vater.“
„Ja, du hast ja recht“, stimmte er ihr zu.
„Ich habe dich vermisst, Paul“, fuhr sie fort. „Werde ich dich jetzt mal etwas öfter sehen? Solange ich hier bin?“
„Bestimmt“, antwortete er. „Ja, ich komme manchmal hierher.“
Gegen acht wurde es langsam etwas ruhiger. Mel und Brie fuhren mit dem Baby nach Hause, nicht ohne Jack den strikten Befehl zu erteilen, nach Abzug der Truppe im Wohnmobil zu schlafen, falls er mit den Jungs zu viel trinken müsste. Paige war bereits nach oben gegangen, um Christopher zu baden und ins Bett zu bringen, als auch der General und seine Tochter sich verabschiedeten, wobei er versprach, am nächsten Abend auf ein Glas Bier zur Einsatznachbesprechung vorbeizuschauen. Rick ging zu seiner Großmutter nach Hause und versicherte, morgen früh um Punkt vier Uhr wieder zur Stelle zu sein, um sich dem Jagdtreck ins Trinity Gebirge anzuschließen.
Als die Marines unter sich waren, kamen die Karten, Geld und Zigarren auf den Tisch. Es wurde Poker gespielt. Gegen zehn tastete Paige sich durch den Qualm und tippte Preacher auf die Schulter. Da er sowieso nichts auf der Hand hatte, schob er seine Karten zusammen und entschuldigte sich: „Bin gleich wieder da.“
„Mensch, ist das komisch. Zu sehen, wie Preacher sich wie ein kleines Ehemännchen verhält“, bemerkte Stephens.
„Kleines Ehemännchen?“
„Du weißt doch, was ich meine. Paige muss bloß mit ihrem kleinen Finger winken, und schon liegt er vor ihr auf den Knien.“
„Hast du keine Augen im Kopf, Mann? Wenn sie mit ihrem kleinen Finger in meine Richtung winken würde, läge ich auch auf den Knien“, hielt Joe ihm vor.
„Dann würde dieses kleine Ehemännchen dich aber fix auf die Matte legen“, warnte Jack.
„Ich meine natürlich nur, wenn sie nicht verheiratet wäre. Ihr alten Knacker benehmt euch allmählich schon wie die Pantoffelhelden.“
„Das liegt daran, dass es so ist“, sagte Jack. „Und es ist gut so. Sehr, sehr gut.“
Preacher kehrte wieder zum Tisch zurück, nahm seine Zigarre auf und zog daran. „Morgen werde ich nicht mit zur Jagd kommen“, verkündete er. „Ich werde hierbleiben müssen.“
„Wieso das?“
„Morgen ist Ovulationstag“, antwortete er mit ungerührter Miene.
Und wie aus einem Munde riefen die Männer: „Morgen ist was?“
„Ovulationstag, du Blödmann. Wir versuchen, ein Baby zu machen, und wenn ich den Ovulationstag verpasse, weiß Gott, wie lange ich dann wieder warten muss. Ich habe keine Lust zu warten. Ich habe genug gewartet.“
Seiner Erklärung folgte ein völlig verblüfftes Schweigen. Jack mit eingeschlossen war niemand am Tisch über sein Unterfangen informiert gewesen. Und nach einem Augenblick fassungsloser Sprachlosigkeit brachen sie dann alle in Gelächter aus,
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