Happy End in Virgin River
völlig aufgekratzt.“
„Zucker“, erklärte sie. „Ich sollte ihm die Brust geben.“
„Es dauert nicht mehr lange, da fährt er noch mit dem Dreirad zur Brust.“
„Er will sie aber nicht lassen.“
„Das kann ich verstehen. Aber dich erschöpft es. Vielleicht solltest du nach Hause gehen und dich ins Bett legen.“
„Ich kann nicht schlafen, solange er nicht schläft. Und er wird so lange nicht schlafen, bis er entgiftet ist.“
„Also gut“, sagte Jack und nahm ihr seinen Sohn ab. „Dann heul du dich jetzt aus, oder wasch dir das Gesicht, oder leg dich einen Augenblick hin. Ich werde mich um den Wildfang kümmern, bis er etwas ruhiger wird.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Das passt doch gar nicht zu dir. Nicht mal, wenn es um Rehe geht.“
„Übrigens, du riechst wirklich scheußlich.“
„Danke, meine Liebe. Du dagegen riechst wirklich gut. Ich werde diesen Geruch abwaschen, bevor ich auch noch den Rest von dir riechen komme. Was hältst du davon?“
Sie ließ ihren Sohn bei ihm und ging ins Bad, während Jack sich zusammen mit David wieder der Versammlung anschloss.
„Alles in Ordnung mit ihr?“, erkundigte sich Brie.
„Sie wird sich schon wieder fangen. Rehe liebt sie nun mal.“
„Soll ich dir David abnehmen?“
„Nein, dem geht’s gut. Er muss nur die ganze Energie loswerden, die er heute Nachmittag aufgebaut hat. Lass mich raten. Ihr wart bei allen Ranchen und Farmen in Virgin River, und er hat fünfzig Plätzchen verputzt.“
„Vielleicht keine fünfzig …“
Jack sah seinem Sohn ins Gesicht, der mit wildem Blick und einem strahlend feuchten Lächeln herumzappelte. „Ihr hättet darauf achten müssen“, meinte er. „Nimm dir ein Bier, Brie. Vielleicht sollten wir dem Kerlchen hier auch mal ein Bier geben. Meine Güte, er steht ja richtig unter Strom.“
Kaum hatte er den Vorschlag gemacht, war Mike auch schon mit einem Bier für Brie zur Stelle, und als sie trank, legte er ihr vertraulich einen Arm um die Schulter. Es gibt wirklich keinen Grund, dass Mike mit mir über sie redet, dachte Jack. Von nun an wollte er Brie Applaus spenden, so wie es ihm aufgetragen war. Und was immer es sein mochte, das zwischen Mike und Brie lief – es brachte die Augen beider zum Strahlen. Daher versuchte Jack, sich zu entspannen.
„Preacher … wie steht’s? Hast du heute das Baby gemacht?“, rief irgendjemand.
„Ich denke schon“, antwortete Preacher mit stolzgeschwellter Brust.
Im selben Moment kam Paige mit einem großen Tablett Hühnerflügel in die Bar und rief: „John, halt die Klappe.“
„Also ich denke schon, dass ich es gemacht habe. Du etwa nicht?“
Sie sah zu ihm hoch und schüttelte angewidert den Kopf. „Jedenfalls hast du dein Bestes gegeben“, fauchte sie, drehte sich um und verschwand in der Küche.
Mike nahm Brie beiseite und flüsterte: „Du bist momentan die einzige Frau hier, die auf ihren Mann nicht leicht sauer wäre. Willst du nicht schnell mit mir weglaufen? Bevor ich auch noch etwas Dummes anstelle?“
Sie grinste ihn an: „Du hältst dich also für meinen Mann, hm?“
„Nun, jedenfalls ist es das, was ich hoffe …“
Insgesamt bestand die Jagdbeute am Schluss aus nur drei Rehen, ohne dass ein einziger Bär erlegt wurde. Die Marines zogen wieder aus Virgin River ab, Ricky trat seinen aktiven Dienst an, und am Wochenende darauf fand in Grace Valley das Herbstfestival statt. An die Tür der Bar wurde ein Schild geheftet: Geschlossen. Darunter hing noch eine Karte mit einer Wegbeschreibung nach Grace Valley.
Die Sachen für den Mammografie-Sand waren in Trucks, Personen- und Geländewagen verpackt worden, und als Mel, Brie und Jack sich mit dem Baby am frühen Morgen auf den Weg machten, hatten auch sie den Truck mit Spenden vollgeladen. In Grace Valley trafen sie auf Paige, Preacher und Christopher, und gemeinsam bauten sie den Stand auf. Den ganzen Tag über trafen dann immer wieder Frauen aus Virgin River ein, die sogar noch mehr Waren zum Verkauf mitbrachten, und alle wechselten sich bei der Arbeit am Stand ab. Die Sachen gingen weg wie warme Semmeln. Es war nicht nötig, dass Mel ständig dort saß, aber sie blieb in der Nähe, um ihre wachsenden Geldmittel im Auge zu halten.
Den ganzen Tag über trafen sie alte Freunde und lernten neue kennen.
Als die Dämmerung heraufzog und die meisten Stände bereits geschlossen waren, fühlte Mel sich so müde, dass sie meinte, jeden einzelnen Knochen spüren zu können. Von den
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