Happy Family
bewundernd.
Frank hatte immer den Armen helfen wollen, und ausgerechnet im Urlaub hatte er seinen Lebenstraum für eine kurze Zeit gelebt. Dafür hatte er sogar die Bewunderung einer Frau wie Suleika bekommen. Aber warum hatte er mir nicht davon erzählt? Etwa weil ich ihn im Alltag nicht so bewunderte? Oder gar, weil er von Suleika mehr erhalten hatte als bloße Bewunderung?
Wir erreichten das Resort, das in den 80er Jahren errichtet und seitdem wohl nicht mehr renoviert worden war. Kaum fünfzig Meter daneben hatte ein kleiner Wanderzirkus seine Zelte aufgeschlagen. Für die Touristen sicherlich mal eine Abwechslung zum normalen Animationsprogramm mit drittklassigen Aufführungen vom
König der Löwen
.
Die Böblinger verschwanden auf ihren Zimmern, und ich hörte noch einen der Kläuse sagen: «Hanoi, desch nächste Mal fahre mer lieber gleich nach Hanoi.»
Wir betraten das Krankenzimmer des Resorts. Suleika versorgte dort unsere Wunden. Sie verband Max’ Füße und verabreichte mir Salbe für meine verbrannte Haut. Dabei blickte sie des Öfteren verstohlen zu Frank. Sie sah – trotz seines monströsen Äußeren – in ihm tatsächlich immer noch etwas, was ich schon seit Jahren nicht mehr in ihm gesehen hatte: einen bewundernswerten Mann. Einen strahlenden Helden.
Wenn er bei so einem Blick einer so wunderschönen, mutigen, jungen Frau damals schwach geworden wäre … ich hätte es verstehen können. Nicht verzeihen. Aber verstehen.
Am liebsten hätte ich die beiden sofort zur Rede gestellt, gefragt, ob sie etwas miteinander gehabt hatten. Aber ich hatte viel zu viel Angst vor der Antwort. Und ich brauchte all meine seelische Kraft, um Fees Leben zu retten.
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FEE
Ich wurde noch nie aufgefuttert. Und ich kann sagen, es war noch ekelhafter, als es sich anhört. Mindestens ebenso eklig wie der ganze Sand, den man dabei in Mund, Augen und Nase bekam. Ich flog in dem schwarzen Wirbelsturm durch den Himmel und drehte mich dabei in einer Tour um meine eigene Achse. Mal kopfüber. Mal seitwärts. Und die ganze Zeit flog ich dabei auf und ab. Mein letzter Gedanke, bevor ich k.o. ging, war: «Gut, dass ich nicht gefrühstückt habe.»
Als ich wieder aufwachte, lag ich auf einem kalten Steinboden in einem großen Raum, dessen steinerne Wände mit jeder Menge ägyptischer Hieroglyphen verziert waren. Vor den Wänden standen Statuen mit menschlichen Körpern und tierischen Köpfen von Schakalen, Falken, Katzen, Ratten, sogar von einer Kuh. Die Körper waren nackt, trugen aber Gott sei Dank einen Lendenschurz. Ich musste nicht gerade ein Ägyptologe sein, um zu begreifen, dass ich mich in einer Pyramide befand und dass dies wohl die Bude von dem guten alten Imhotep war.
Jetzt reiste ich also wie Cheyenne um die Welt, wie ich es mir seit meinem Sturz vom Hoteldach eigentlich gewünscht hatte, aber mit einem Male fand ich das als Lebensentwurf nicht mehr ganz so attraktiv.
«Du wirst jetzt Imhoteps Rache spüren!», hörte ich auch schon hinter mir eine Stimme. Sie war nicht mehr so dröhnend wie im Sandsturm und klang viel menschlicher. Trotzdem drehte ich mich voller Angst um und sah einen muskulösen, großen Ägypter mit Halbglatze und wahnsinnigen Muskeln, für deren Aufbau ein normaler Mensch ziemlich viele Trainingsstunden und noch mehr krebserregende Substanzen brauchte.
Er war so schon ziemlich alt, bestimmt Mitte dreißig. Er war nackt wie die Statuen, war aber ebenfalls so nett, einen Lendenschurz zu tragen. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob es da untenrum nicht tierisch zieht. Aber es war sicherlich keine gute Idee, das anzusprechen, wenn ich jemals wieder lebend aus dieser Pyramide herauswollte.
«Ich bin Imhotep!», verkündete er.
Ich konnte nicht anders, ich musste grinsen.
«Was gibt es da zu spotten?», wollte er wissen.
Ich wollte ihm jetzt nicht antworten: «Das klingt wirklich wie ‹Impotent›».
«Ich bin Imhotep!», sagte er erneut.
Am liebsten hätte ich erwidert: «Viagra soll da Wunder helfen.»
Wütend trat er nun auf mich zu: «Ich wandele seit 3000 Jahren auf Erden!»
«Kein Wunder, dass du in so einem hohen Alter Imhotep bist», sagte ich nun doch grinsend.
«Du machst dich über mich lustig!», grollte er.
Das konnte ich schlecht leugnen. Ich hätte sicherlich viel mehr Schiss haben müssen vor einem dreitausend Jahre alten Lendenschurzträger, der sich in einen Sandsturm verwandeln konnte, aber es fiel mir schwer zu glauben, dass er mir was
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