Happy Family
gesagt: Ich konnte jede Angst überwinden!
In diesem Bewusstsein begab ich mich in den Rausch des Heroen und rief: «Ich liebe dich!»
Jacqueline hörte schlagartig auf zu gackern.
«Was?», fragte sie.
«Ich liebe dich!», bekräftigte ich noch mal. Meinen Heldenmut konnte auch ihr ‹Was?› nicht ankratzen.
«Was?», fragte sie noch mal.
Irgendwie war das ein «Was?» zu viel.
«Ich liebe dich!», wiederholte ich, diesmal mit einem leicht zittrigen Timbre, das dementsprechend nicht mehr ganz so heroisch klang.
«Was will er?», hörte ich am anderen Ende der interkontinentalen Telefonverbindung Cheyenne im Hintergrund sagen.
Jacqueline erklärte verwirrt: «Der Kleine liebt mich.»
Da begann Cheyenne, laut loszugackern. Das wäre ja noch zu verkraften gewesen. Gerade mal so.
«Hör auf», rief ihr Jacqueline zu.
Aber Cheyenne hörte nicht auf. Da musste Jacqueline nun mitgackern. Und dieses Gelächter war nicht mehr zu verkraften. Es zerriss mir das Herz.
Ich haute heftig mit meiner Pfote auf «Telefonat beenden». Mehrmals, bis das Telefonat tatsächlich vorbei war und Jacquelines Gelächter erlosch.
Allerdings hörte ich es in meinem Kopf immer weiter.
Laut.
Schallend.
Zornerfüllt blickte ich auf Mama; anstatt mir zu erklären, dass ich es immer schaffen würde, meine Angst zu überwinden, hätte sie mir etwas anderes sagen sollen: dass Angst auch einen biologischen Sinn hat: nämlich den, einen davor zu bewahren, verletzt zu werden.
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EMMA
Die Sterne am Himmel und der Mond beschienen die Pyramide des Pharaos Seti, nicht zu vergessen die Scheinwerfer der ägyptischen Fremdenverkehrsbehörde, die die Pyramiden selbst in einer Nacht wie dieser anstrahlten, in der sich außer ein paar Monstern und einer Suleika niemand hier herumtrieb. Wir ritten durch die jetzt angenehm kühle Wüste. Frank saß auf einem besonders starken Kamel mit dem Namen Hulk, und Max lief auf seinen bandagierten Pfoten schlecht gelaunt neben uns her. Aber wer hatte schon angesichts der Lage gute Stimmung oder konnte gar den atemberaubenden Anblick der leuchtenden Pyramide genießen?
Wir hatten während des ganzen Ritts geschwiegen, doch plötzlich fragte Suleika: «Was habt ihr eigentlich vor, wenn in dieser Pyramide tatsächlich Imhotep haust?»
Ihre Stimme verriet bei der Frage keinerlei Angst, was diese junge Frau eigentlich für mich hätte noch beeindruckender machen sollen. Aber tatsächlich gefiel sie mir von Minute zu Minute weniger, konnte ich doch immer mehr verstehen, wenn Frank mit so einer tollen Frau «Ufta» gemacht hätte.
«Wir werden in die Pyramide reingehen», antwortete ich auf ihre Frage, «und dem Depp in seinen Imho treten.»
«Das ist ja mal ein komplexer Plan», ätzte Max.
Dabei sah er mich mit einer Mischung aus Schmerz und Wut an, als ob ich ihm irgendetwas Schlimmes angetan hätte. Anscheinend hatte Max sich ausgerechnet die heutige Nacht ausgesucht, um in die Pubertät zu kommen. Na, wunderbar!
«Und über unsere Rücktransformation reden wir schon gar nicht mehr», nölte er.
Das stimmte leider. Es war jetzt schon achtundvierzig Stunden her, dass Baba Yaga uns in Halloween-Attraktionen verwandelt hatte, und es würden uns nur noch vierundzwanzig bleiben, um Fee zu retten und irgendwie nach Transsilvanien zu gelangen. Einem Land, das nicht nur weit weg war, sondern von dem mir auch gerade siedend heiß einfiel, dass es den Legenden nach auch die Heimat von einem Mann war, der mein nicht vorhandenes Herz höherschlagen ließ.
«Dracula», seufzte ich ganz leise.
«Was?», fragte Suleika irritiert.
«Grr?», fragte Frank eifersüchtig.
«Nichts, nichts», wiegelte ich ab.
Ein schlechtes Gewissen überkam mich, aber ich war auch sauer auf Frank: Welches Recht hatte er, eifersüchtig zu sein? Wenn jemand eifersüchtig sein durfte, dann war das ja wohl ich wegen seiner Kuhleika. Und selbst diese Eifersucht war jetzt völlig fehl am Platze angesichts des bunten Straußes an gigantischen Problemen, die es zu lösen galt. Mein Gott, was hatte Imhotep in dieser Zeit schon alles mit Fee anstellen können?
«Wie sollen wir ohne ein Teleportationsgerät nach Transsilvanien gelangen?», fragte Max, bevor ich mir in meinem Kopf lauter schreckliche Dinge ausmalen konnte.
«Eins nach dem anderen», erwiderte ich.
«Deine Pläne werden wirklich immer komplexer», ätzte er.
Ja, er war ganz definitiv in der Pubertät angekommen. Yippyeihyeah!
«Wir sind da», erklärte
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