Happy Family
bestimmt.
«Na toll», seufzte ich. «Du bist ja eine echte Hilfe.»
« UFTA , UFTA , UFTA !»
Das brachte es auch nicht.
So wandte ich mich wieder Fee zu: «Bitte … komm mit uns … sei vernünftig.»
«Ich bin vernünftiger als je zuvor.»
«Lass dir doch sagen …»
«Du kannst mir gar nichts mehr sagen», erwiderte Fee. «Du wolltest immer eine andere Tochter haben, jetzt hast du eine.»
«Das hatte ich doch nicht so gemeint.»
«Oh doch, das hast du», sagte sie mit vor trauriger Wut funkelnden Augen.
Das tat mir unfassbar weh, weil es so ungerecht war. Und es machte mich zornig.
«Hör auf, so zu reden, oder …», drohte ich hilflos.
«Hör endlich auf, mir Befehle zu geben, nur weil du selber so frustriert bist», hielt sie dagegen.
«Was bin ich?»
«Total frustriert, weil du nichts aus deinem Leben gemacht hast.»
Als sie das ausgesprochen hatte, holte ich instinktiv mit meiner Hand aus. Ich wollte nicht schlagen. Natürlich nicht. Nur drohen. Sie sollte endlich aufhören, so zu reden.
«Du willst mich schlagen?», fragte sie mich erschüttert.
«Nein … ich will dich doch nur zur Vernunft bringen», stammelte ich.
«Verschwinde aus meinem Leben», sagte sie nur leise.
«Aber …»
«Ich will dich nie wieder sehen», flüsterte sie, und die Verachtung in ihren Augen war unerträglich für mich. Ich wandte mich ab. Mir fehlte einfach die Kraft dagegenzuhalten. Und ich schämte mich so sehr, dass ich die Hand gegen sie erhoben hatte.
Traurig und verzweifelt sah ich zu den anderen. Zu Max, der betreten auf den Boden blickte. Zu den Kamelen, die sich immer noch nicht so recht aus dem Lagerraum trauten. Zu Frank und Suleika, von denen ich dachte, dass sie vielleicht was miteinander gehabt hatten. Ein Verdacht, der mir mindestens ebenso wehtat wie Fees Verachtung. Ich konnte mit diesem Verdacht nicht mehr weiterleben, er zerfraß mich. Ich brauchte endlich Gewissheit. Entweder in die eine oder in die andere Richtung!
Aufgewühlt und ohne groß nachzudenken, ging ich zu Frank und fragte: «Habt ihr beiden einmal …»
«Ufta?» Er hatte meine angedeutete Frage nicht verstanden.
Suleika hingegen schon, sie blickte zur Seite und sagte: «Ich … ich schau mal nach den Kamelen.»
Das war schon so gut wie eine Antwort.
Suleika verschwand in dem Geschäft, und ich fragte Frank noch mal, diesmal deutlicher: «Habt ihr beide einmal miteinander geschlafen?»
Frank schüttelte den Kopf.
Riesige Steine der Erleichterung polterten von meinem nicht vorhandenen Herzen. Mein Verdacht war nur eine einzige eifersüchtige Dummheit gewesen. Gott sei Dank!
Ich wollte gerade Frank umarmen, doch da bückte er sich zu Boden und schrieb etwas mit seinem riesigen, klobigen Zeigefinger in den Sand:
Zuerst verstand ich gar nichts. Doch dann wurde mir hundeübel: «Acht?»
Frank nickte beschämt.
« ACHT ?!?»
Frank nickte noch beschämter.
«Du hast nicht einmal mit ihr geschlafen, sondern achtmal???»
Frank hörte auf zu nicken, so sehr schämte er sich.
Oh mein Gott, es war alles noch viel, viel schlimmer, als ich gedacht hatte.
Er hatte mich nicht nur einmal im Affekt betrogen. Sondern ausdauernd und gerne. So etwas tut man nicht, wenn man jemanden liebt.
Er liebte mich also nicht mehr.
Vielleicht schon seit langem.
Mir wurde noch viel schlechter. Als ob mir irgendjemand meine Eingeweide herausreißen würde. Ich sah in die Runde. Es war völlig absurd gewesen, die Schlüssel zu den Herzen meiner Familie zu suchen. Ihre Herzen waren verschlossen.
Mit brüchiger Stimme erklärte ich: «Ich weiß, ich bin nicht perfekt. Ich bin keine supertolle Mama, und ich bin keine supertolle Ehefrau …»
Ich stockte für einen Moment, dann redete ich weiter: «Ich bin eben ich … mehr ist da nicht …»
Alle schwiegen betreten.
Selbst Imhotep.
Und die Kamele.
«Und wenn das nicht reicht, um bei mir zu bleiben …»
Ich blickte zu Fee.
«… und wenn es nicht reicht, euer Leben besser zu machen …»
Ich blickte zu Max.
«… und vor allem, wenn es nicht reicht, um mir treu zu sein …»
Ich blickte zu Frank.
«… dann … dann ist es besser, wenn ich geh.»
Traurig ging ich in das Geschäft und nahm Suleika die Zügel eines Kameles aus der Hand. Ich führte das Tier aus dem Laden heraus, an meiner Familie vorbei und saß auf. Dann gab ich dem Kamel den Befehl loszulaufen.
Und während ich meine Familie verließ, stellte ich fest: Auch Vampire können weinen.
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