Happy Family
mir auch das egal. Mein Kamel wollte anscheinend heim zum Resort, was man ihm bei dem Verlauf des bisherigen Abends auch nicht verübeln konnte. Noch bevor ich überlegen konnte, ob ich selbst in dieses Feriendomizil wollte, ritten wir schon am Zirkus vorbei, dessen Vorstellung schon längst beendet war, und erreichten das Tor der Ferienanlage. An dessen Eingang sah ich einen Klaus und eine Bärbel stehen, die sich stritten:
«Hanoi, du könnteschd zu Mundgeruch International», schimpfte Bärbel.
«Und du könnteschd zu Mit dem Aussehen Eier abschreck International», erwiderte Klaus.
Diese beiden kamen mir gerade recht. Sie waren für mich keine Touristen mehr, sondern Mahlzeiten.
Ich sprang vom Kamel ab, das ohne mich weiter durch das geschwungene Tor des Resorts lief. Die beiden Mahlzeiten nahmen mich allerdings gar nicht wahr, sondern sie stritten sich weiter. Bärbel schimpfte: «Du könnteschd zu Mit dem Fußschweiß Tiere einschläfern International!»
«Hallo», versuchte ich in das Gespräch einzugreifen.
«Und du könnteschd zu Starker Bartwuchs International», erwiderte Klaus, ohne mich zu beachten.
« HALLO !», sagte ich nun noch lauter.
«Hanoi», motzte Klaus, «sehen Sie nicht, dass mir uns hier unterhalten?»
«Sehen Sie nicht, dass mir das völlig egal ist?», erwiderte ich.
Klaus blickte in mein Gesicht, erkannte darin meinen Blutdurst und begann zu zittern: «Doch … doch, des seh ich …»
«Fein!», erwiderte ich.
«Warum …», fragte Bärbel mich ängstlich, «… henn Sie so große Zähne?»
«Du erwartest jetzt doch nicht wirklich, dass ich ‹damit ich dich besser fressen kann› antworte?»
Verängstigt schüttelte Bärbel den Kopf.
Mein Verlangen war jetzt riesig, meine Zähne in ihre Halsschlagadern zu schlagen.
«Ähem …», sagte Klaus, «… es wird Zeit für Ich verpiss mich International.»
«Kläusle!», rief Bärbel entsetzt. Und als sie begriff, dass er sie alleinließ, wollte sie ebenfalls fliehen, aber ich packte sie mir, bevor sie abhauen konnte.
«Ich hol Hilfe», rief Klaus ihr noch zu, bevor er ins Resort verschwand, ohne dass man ihm dies wirklich glauben konnte.
«Ein echter Held», grinste ich.
« KLAUUUSSS !!!», schrie Bärbel nun panisch.
Der Mann hatte sie verlassen. Aber ich hatte keinerlei Mitleid mit ihr. Wer hat schon Mitleid mit seinem Essen?
«Hilf mir, Klaus … ich nehm des auch mit dem Fußschweiß zurück», wimmerte sie.
«Bärbel …», sagte ich.
«Ja?», fragte sie ängstlich.
«Ich finde es besser, wenn mein Essen seinen Mund hält.»
Sie schwieg und wimmerte nur leise vor sich hin. Ich öffnete meinen Mund und führte meine Zähne an ihren Hals. Ihr Wimmern war mir völlig einerlei. Alles war mir völlig einerlei. Nur nicht ihr Blut. Ich wollte ihr süßes, duftendes, verführerisches Blut!
Wie von Sinnen ritzte ich mit meinen Reißzähnen ihre Haut am Hals leicht an. Gleich würde ich trinken, mein unermessliches Verlangen stillen. Doch bevor ich mich hingeben konnte, hörte ich: «Emma!»
Das war definitiv nicht die Stimme eines Kläuseles.
Ich nahm meine Zähne von Bärbels Hals, hielt sie aber weiter fest. Und dann sah ich ihn: Dracula.
Das nächtliche Wüstenpanorama um ihn herum stand ihm hervorragend. Er wirkte darin noch hübscher und edler als zuvor. Unglaublich begehrenswert. Und dennoch in diesem Augenblick bei weitem nicht so begehrenswert wie Bärbels Halsschlagader.
«Du willst doch nicht wirklich ihr Blut trinken?», fragte Dracula mit sanfter Stimme.
«Oh doch, das will ich!»
«Du machst dich damit unglücklich!»
«Mag sein, aber erst mal mach ich mich glücklich», erwiderte ich.
«Lass es sein», bat er mich eindringlich.
«Höre Sie auf den Mann!», fand Bärbel.
«Ich dachte, wir hätten schon besprochen, dass das Essen nicht reden soll!», blaffte ich sie an, und sie hielt wieder still.
«Nimm diese Pille hier!», bat Dracula und hielt mir eine weitere seiner roten Tabletten hin, die für Vampire als Nahrungsersatz fungierten. Doch aus Bärbels Hals tropften an den beiden Stellen, an denen ich ihr mit meinen Reißzähnen die Haut eingeritzt hatte, schon erste kleine Blutstropfen.
«Ich finde das Original viel besser als den Ersatz!», rief ich und wollte jetzt endlich an Bärbel saugen.
Statt einer Antwort warf Dracula blitzschnell die Pille in meine Richtung. Mit einer ungeheuren Wucht. Und zielgenau. Sie traf meinen offenen Mund und fiel durch meinen Rachen in meine
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