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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Inhaltsübersicht]
FEE
    «Schämst du dich nicht, Mama zu betrügen?!?», schimpfte ich Papa an, nachdem Mama weg war.
    «Uff», antwortete er und schämte sich wirklich dabei.
    Aber das war mir jetzt völlig egal. Deswegen motzte ich weiter: «Und dann machst du es auch noch mit so einem armen Dritte-Welt-Häschen!»
    «Moment mal?», protestierte das Dritte-Welt-Häschen.
    «Nix Moment mal. Das war ein verheirateter Mann, mit dem du da in die Kiste gestiegen bist. Wenn du eine Greencard für Deutschland haben willst, such dir doch einen Single-Touri.»
    «In Deutschland gibt es keine Greencards …», wollte sie mich korrigieren.
    «Mir könnte gerade nichts scheißegaler sein als das Einwanderungsverfahren der Bundesrepublik Deutschland!»
    Suleika hielt die Klappe.
    «Dass du für so etwas mit so einem alten Knacker in die Kiste steigst», sagte ich verächtlich. «Mit so welkem Fleisch.»
    «Ufta!», protestierte jetzt Papa.
    «Ach, hör mir doch auf mit deinem ständigen ‹Ufta›!»
    «Iffta?», erwiderte er hilflos.
    «Auch nicht besser, geiler Bock!»
    «Ufta!», protestierte er jetzt wieder normal.
    «Ich … ich liebe deinen Vater», erklärte Suleika. Und so, wie sie dabei blickte, konnte man ihr das sogar glauben. Auch wenn man es überhaupt nicht begreifen konnte.
    «Wenn das wirklich so ist», fragte ich, «wie blöd muss man eigentlich sein, sich in einen Typen zu verlieben, der so übel drauf ist, dass er sogar seine Frau betrügt?»
    Sie sah zu Boden.
    «Und du?», fragte ich Papa. «Wie blöd muss man sein, seine Frau zu betrügen, wenn man Kinder hat?»
    Er blickte ebenfalls zu Boden.
    «Auf dem Boden findet ihr keine Antwort.»
    Sie sahen zur Seite.
    «Da auch nicht.»
    Beide schwiegen weiter. Und ich konnte, ganz ehrlich, ihren Anblick nicht länger ertragen. Daher sagte ich: «Komm, Immo, wir gehen.»
    «Niemand sagt Imhotep, was er tun soll!», protestierte Immo.
    «Nerv nicht», erwiderte ich und begann, mich in einen Sandsturm zu verwandeln. Erst löste sich mein linker Arm in wirbelnden Sand auf. Das kribbelte tierisch. Wie ein eingeschlafener Arm, wenn er langsam wieder aufwacht und man dann auch noch feststellt, dass Tausende Ameisen auf ihm rumkrabbeln.
    «Was machst du denn da?», fragte Max unsicher.
    «Nach was sieht es denn aus?», erwiderte ich, als sich auch mein anderer Arm in wirbelnden Sand verwandelte.
    «Nach einer Flucht», stellte Max traurig fest.
    Für einen kurzen Moment traf mich das. Aber dann machte es mich noch wütender: Wenn man aus irgendeiner Situation fliehen durfte, dann war das ja wohl diese hier. Außerdem hatte ich ja endlich einen Plan, was ich mit meinem Leben anstellen wollte, und ich brannte darauf, ihn endlich umzusetzen.
    Mein restlicher Körper wurde zu wirbelndem Sand, überall kribbelte es, nur meinen Mund ließ ich noch in seiner eigentlichen Form. Er hing als einziger existierender Körperteil in der Luft, getragen vom Aufwind des Sandwirbels, und ich fragte: «Was ist jetzt, Immo? Kommst du mit?»
    «Niemand befiehlt Immo …»
    «Ach, heul doch!», schnitt ich ihm das Wort ab.
    Dann verwandelte sich auch mein Mund zu Sand, und ich wirbelte hoch in den Himmel. Mann, war das ein geiles Gefühl! So zu wirbeln. So zu fliegen. In den Himmel zu steigen. Eine Naturgewalt zu sein!
    Ich sah nach unten: Alle wurden immer kleiner, nur Immo nicht, der jetzt endlich in die Hufe kam und sich ebenfalls in einen Sandsturm verwandelte. So viel also zu: Niemand sagt Imhotep, was er tun soll.
    Durch mein eigenes lautes Wehen hindurch hörte ich von unten noch, wie Papa «Fmee!!!» rief.
    Ich formte einen riesigen Mund aus Sand – was sich, nebenbei bemerkt, anfühlte, als würde man gähnen, nur viel kribbeliger – und rief mit meiner Wirbelwindstimme zu ihm runter: «Nix da ‹Fmee›! Ich bin nicht mehr eure kleine Fee, ich bin ein für alle Mal Felicitas!»
    Dann wehte ich davon und überlegte mir, welch blöder Diktator gleich mal feststellen sollte, wie gut ihm die neue Felicitas in den Hintern treten konnte.

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MAX
    Das hier lief alles suboptimal. Wobei suboptimal noch höflich formuliert war. Es war in etwa so suboptimal, wie die nautischen Fähigkeiten des Titanic-Kapitäns suboptimal waren. Oder die Lage der deutschen Soldaten vor Stalingrad. Oder der moralische Anstand von Silvio Berlusconi. Oder mein Verständnis von Mädchen.
    Mama war weg. Fee auch. Und sie war drauf und dran, eine militante Version von Nelson Mandela zu

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