Happy New Year in Virgin River (German Edition)
denn?“
Russ lachte etwas verlegen. „Weißt du, auch wenn ihr beide schon lange zusammen seid, zusammengewohnt habt und alles, es ist für einen Mann doch immer noch ein ziemlich großer Schritt. Das gilt für euch beide, ich weiß. Aber Männer … Keine Ahnung, was das bei uns ist. Ich war am Tag vor meiner Hochzeit auch ganz zappelig. Und es war absolut das, was ich wollte. Da bestand nicht der geringste Zweifel. Und trotzdem war ich nervös. Ich weiß nicht, ob es an der Verantwortung liegt, den Veränderungen im Lebensstil …“
„Was sollen denn das für Veränderungen sein?“, fragte sie. „Einmal abgesehen davon, dass wir eine schöne Reise machen und eine Menge Danksagungen schreiben?“
„Ich sag ja nur … Ich habe schon einige Hochzeiten mitgemacht, meine eigene eingeschlossen. Und jeder Bräutigam, der mir begegnet ist, war vorher immer etwas nervös. Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich werde ihm auf dem Weg nach Hause einen Drink ausgeben und dafür sorgen, dass er gut schläft. Eh du dich versiehst, werdet ihr auf dem Weg nach Aruba sein.“ Dann hatte er ihr noch beruhigend zugelächelt.
„Sagst du ihm bitte, er soll mich anrufen und mir Gute Nacht sagen?“, bat sie ihn.
„Natürlich. Aber wenn er dann nicht mehr deutlich sprechen kann, mach mir bitte keine Vorwürfe!“
Sie war lange wach geblieben und hatte sich mit Mary unterhalten. Dabei hatten sie noch eine Flasche Wein aufgemacht. Als sie endlich einschliefen, war es schon nach zwölf, und sie hatten beide fest geschlafen. Am nächsten Morgen stellte sie dann fest, dass Glen ihr um drei Uhr in der Früh eine SMS geschickt hatte: Geh ins Bett. Reden morgen.
Sie wollte mit ihm sprechen, dachte jedoch, dass es wahrscheinlich besser wäre, wenn er bis mittags schlief, vor allem, wenn es etwas auszuschlafen galt, damit er während der Zeremonie in guter Verfassung war. Sie hatte nur einen Wunsch – die Hochzeit sollte perfekt sein! Als Braut hatte sie viel zu tun und war vom Brunch an pausenlos beschäftigt, beginnend damit, dass sie, umringt von den Frauen ihrer Familie und ihren Freundinnen, eine Maniküre und Pediküre erhielt.
Es war Sunnys Idee gewesen, dass die Hochzeit an Silvester stattfinden sollte. Sie war darauf gekommen, als sich bei einem Gespräch mit ihren Freundinnen herausgestellt hatte, dass sie alle noch nicht eine einzige unvergessliche Silvesternacht erlebt hatten, selbst nachdem sie feste Freunde hatten, verlobt oder sogar verheiratet waren. Oh ja, es hatte ein paar Partys gegeben, aber die waren in keiner Weise außergewöhnlich. Sunny fand die Idee fantastisch – eine stilvolle Party, im Anschluss an ihre Trauung, etwas, woran sich alle erinnern würden. Ein unvergessliches Ereignis.
Sie hatte ja keine Ahnung.
Den ganzen Tag über war sie so beschäftigt gewesen, dass sie gar nicht dazu gekommen war, sich Sorgen zu machen, weil sie nichts von Glen hörte. Sie nahm an, dass er mit seinen Jungs ebenso beschäftigt war wie sie mit ihren Mädels. Tatsächlich war sie bis gegen fünf nicht wirklich beunruhigt, und das war noch immer zwei Stunden vor der Trauung. Sie rief ihn an, und als er nicht abhob, hinterließ sie ihm die Nachricht, dass sie ihn liebte und so glücklich war, nun bald mit ihm verheiratet und auf dem Weg in ihre wundervollen Flitterwochen zu sein.
Als Fotografin war es ihr wahnsinnig schwergefallen, sich für jemanden zu entscheiden, der die Bilder ihrer eigenen Hochzeit machen sollte. Aber Lin Hui, die einen sehr guten Ruf hatte, gab ihr Bestes und fing an, Fotos zu schießen, sowie die Frauen in der Kirche erschienen, Friseusen und professionelle Make-up-Künstlerinnen im Schlepptau. Das Blitzlicht ihrer Kamera begleitete fast jede Phase der Vorbereitung und fing obendrein noch besondere Erinnerungen ein – glänzende Stilettos vor einem Blumenhintergrund, Frauenhände, die weißen Satin rafften, die Mütter von Braut und Bräutigam in einer Umarmung, damit beschäftigt, sich gegenseitig die Tränen abzutupfen. Aber die arme Lin Hui wirkte sehr nervös. Sunny nahm an, dass es daran lag, dass sie für eine Kollegin arbeitete. Sie ahnte ja nicht, dass Lin den Bräutigam für eine Fotosession mit den Männern der Hochzeitsgesellschaft nicht auftreiben konnte.
Es geschah um Viertel vor sieben, also fünfzehn Minuten bevor die Zeremonie angesetzt war. Sunnys Vater betrat zusammen mit Russ den Raum, in dem sie sich vorbereitet hatten. Beide sahen aus, als wäre jemand gestorben, und Sunny
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