Happy New Year in Virgin River (German Edition)
Versenden von kleinen SMS-Nachrichten? Vielleicht auch mal ein gemeinsames Essen?“
„Das eine oder andere vielleicht, ja. Ein paar Mal.“
„Vielleicht auch Küssen?“
„Nur zweimal, vielleicht. Allerhöchstens zweimal.“
„Mein Gott, ich muss einen Hirnschaden gehabt haben. Wie konnte ich das nicht wissen?“
„Wann waren wir denn schon mal zusammen?“, fragte er sie. „Wir hatten an verschiedenen Abenden frei und waren eher so was wie eine Wohngemeinschaft!“
„Das hättest du leicht ändern können! Du hättest deine freien Abende tauschen können! Das konnte ich nicht! Die Leute heiraten nicht an einem Dienstagabend und ihre goldene Hochzeit feiern sie dann auch nicht!“
„Und sie gehen dienstagabends auch nicht aus, um sich zu amüsieren! Ich schätze, ich bin ein böser Junge, aber mir macht es nun mal Spaß, mir am Wochenende ein Spiel anzusehen und in einer Bar oder einem Club einen draufzumachen, wenn Leute unterwegs sind! Und du hattest ja nie Zeit an den Wochenenden! Wir haben darüber geredet, wir haben darüber
gestritten!
Du hast gesagt, das würde sich nie ändern, nicht solange du fotografierst.“
„Das kann doch nicht wahr sein“, rief sie. „Du hast zweihundert Hochzeitsgäste sitzen lassen und einen Trip nach Aruba in den Wind geschossen, weil ich an den Wochenenden arbeite?“
„Nicht ganz, aber … Also … Sieh mal“, stotterte er und schüttelte den Kopf. „Ich bin sechsundzwanzig. Ich hatte geglaubt, dass du wahrscheinlich das Beste für mich bist, die beste Frau, mit der ich die Sache fürs Leben in Angriff nehmen könnte. Nur gibt es da ein Problem. Ich bin nicht bereit, darauf zu verzichten,
Spaß
zu haben! Und du bist … du bist so geschäftig. Sogar diese Hochzeit. Meine Güte, das war wie ein Zug ohne Bremsen! Für dich war es wie ein zweiter Job, diese astronomische Hochzeit zu planen, und ich war die ganze Zeit dagegen, dass es so groß wird, so außer Kontrolle gerät! Sunny, du bist viel zu jung, um so alt zu sein.“
Damit hatte er es geschafft, ihr punktgenau das zu liefern, was sie nur als Schlag in die Magengrube beschreiben konnte. Sie hatte geglaubt, ihn gut zu kennen, hatte der Tatsache jedoch nicht genügend Rechnung getragen, dass er, wenn auch bereits sechsundzwanzig, jünger war als sie. Einfach unreifer. Er wollte
Spaß
haben. „Und das konntest du mir nicht letzten Monat sagen? Oder letzte Woche? Oder
gestern?“
Wartend starrte sie ihn an.
„Wie gesagt, ich dachte, ich würde es im Kopf schon auf die Reihe bekommen und rechtzeitig so weit sein.“
So fühlten sich also Schock und Verblüffung an. „Du bist ein Kleinkind. Wie konnte ich nur übersehen, welche Belastung das sein würde!“
„Entschuldige mal, aber jeden Tag setze ich mein Leben aufs Spiel! Ich gehe mit einer kugelsicheren Weste zur Arbeit! Und du nennst mich ein
Kleinkind?“
„Oh, das tut mir so leid, Glen. Du bist ein Kleinkind mit einem Schwanz. Und einem winzig kleinen Hirn darin.“ Sie holte tief Luft. „Pack eine Tasche. Nimm ein paar Sachen mit und schau mal, ob du einen Freund findest, der dich ein paar Tage bei sich aufnimmt. Ich werde so schnell wie möglich wieder zu meinen Eltern ziehen. Hoffentlich schaffst du es, die Miete allein zu tragen. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich mehr Geld mit meiner langweiligen Wochenendarbeit verdient als du mit deiner kugelsicheren Weste.“
Sunny setzte sich wieder aufs Bett, dann legte sie sich hin. Noch immer umhüllt von ihrem sehr fülligen Brautkleid hielt sie ihren wertvollen Strauß an der Taille fest und senkte die Lider. Sie hörte, wie Glen herumraschelte, sich Kleidung zusammensuchte, sein Rasierzeug, alles Notwendige. In ihrem Kopf überschlugen sich die Fragen, wie zum Beispiel, ob die Fluggesellschaft das Geld für das Erste-Klasse-Ticket wohl erstatten würde, weil der Bräutigam nicht erschienen war? Wie viel Geld, das nicht wiederzuholen wäre, hatten ihre Eltern auf eine Hochzeit verschwendet, die nie stattgefunden hatte? Würden die Obdachlosen in L.A. gerade das exquisite Mahl im Wert von mehreren Tausend Dollar verspeisen, das der Partyservice weggeworfen hatte? Und da ihr Name ebenfalls im Mietvertrag für diese Stadtwohnung stand, würde der Spaßliebhaber Glen sie auch dabei betrügen? Ihrer Kreditwürdigkeit
und
ihrem Geschäft schaden?
„Sunny?“, sprach Glen sie an. Er stand über sie gebeugt. „Wach auf. Du siehst so … Ich weiß nicht … Wie bei einer
Beerdigung
oder so aus.
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