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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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zögerlich. »Einer aus der Instandhaltung.«
    »Wo?«
    »Weiter nördlich, in Pennsylvania. Ist schon ein paar Tage her.«
    Der Boov bekam wieder bessere Laune. Er war ganz scharf darauf, mehr zu erfahren.
    »Hat er mit Antennen gearbeitet? Auf einem Antennenacker?«
    Selbstverständlich, genau so war es, und deshalb wusste ich jetzt auch, dass J.Lo wirklich in der Klemme saß. Und es wäre das Einfachste auf der Welt gewesen, mit dem Daumen auf den zappelnden Wollhaufen auf der Rückbank zu zeigen und dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Aber dann dachte ich beim Anblick des leicht vergrößerten Schädels von diesem Boov-Cop: Deine Leute haben mir was weggenommen. Etwas, was ich wiederhaben will. Und jetzt habe ich etwas, was ihr haben wollt. Ich tat so, als würde mich das alles nicht interessieren.
    »Von einem Acker hat er nichts gesagt«, antwortete ich. »Sein Englisch war nicht besonders gut. Aber er hat gesagt, er wolle nach Norden, Richtung Kanada.«
    »Ha!«, rief der Boov und sein Kopf schrumpfte leise pfeifend. »Er wird nicht weit zu kommen.«
    »Mmmh. Äh … kann ich dann weiterfahren? Nach Florida?«
    Der Boov war jetzt deutlich entspannter und warf noch einen flüchtigen Blick auf das Auto.
    »Wie, du hast es gar nicht zu gehört?«, fragte er. »Was passiert ist?«
    »Nein.« Der Tonfall gefiel mir gar nicht. »Was ist denn passiert?«
    »Du darfst weiterfahren«, sagte er. »Du bist nicht die einzige zu spät zukommende Person. Fahr nach Orlando. Melde dich beim ersten Boov, den du zu siehst.«
    »Hilft man mir dann, meine Mom zu finden?«
    »Mainmam?«
    »Meine Mom. Ich muss sie …«
    »Fahr nach Orlando. Melde dich beim ersten Boov«, wiederholte er. Dann blieb sein Blick am Rücksitz hängen. An der Decke.
    »Warumwieso ist das …«
    »Das ist nur meine Katze«, antwortete ich eilig. »Sau! Leckerli!«
    Sau maunzte leise und kroch unter der Decke hervor.
    Der Boov runzelte die Stirn. »Deine Katze heißt Sau Leckerli?«
    »Äh … warum nicht?«
    »Ihr Menschens seid so sonderbar«, sagte er und glitt davon.
    »Jetzt aber raus mit der Sprache!«, sagte ich. »Erzähl mir alles!« Der Boov-Cop war brav zurückgeblieben und J.Lo krabbelte gemächlich unter der Decke hervor wie eine Schnecke von einem Stein.
    »Erzählen?«, fragte er und legte die Decke wie einen Poncho um. »Gibt es etwas zuerzählen?«
    »Der einzige Grund, warum du mitfahren durftest, warum ich überhaupt einverstanden war, bestand darin, dass du mich vor anderen Boov beschützen solltest. Du warst für meine Sicherheit zuständig. Und jetzt stellt sich heraus, dass du mehr Probleme hast als ich!«
    J.Lo machte ein Geräusch wie
Maaa-aa-aa-aa-aa!
. Anscheinend lachte er so.
    »Ich hab keine Probleme!«, sagte er, behielt aber mit zuckendem Blick die Fenster im Auge.
    »Aber warum hast du dann …«
    »Dieser Boov, das war … Carl. Ich … ich hatte einfach keine Lust, Carl zu sehen, jetzts. Ich schulde ihm Geld.«
    »Ich habe alles gehört, was er gesagt hat, genau wie du …«
    »Sie gesagt«, verbesserte mich J.Lo. »Sie.«
    »Sie?«
    »Sie.«
    Mir lief ein Schauer über den Rücken. »Na gut. Ich habe gehört, was sie über den Antennenacker gesagt hat. Du wirst gesucht. Entweder sagst du mir jetzt, wieso, oder du Blödmann lässt es sein. Trotzdem weiß ich, dass sie dich auf dem Kieker haben.«
    Meine letzten Worte verklangen, bis nur noch das Summen des Wagens und das Knattern der Flossen zu hören waren. Untermalt von J.Los feuchtem Blubber-Atem auf der Rückbank. Ich sah aus dem Fenster, doch es war zu dunkel. Ich hätte nichts dagegen gehabt, mir die Landschaft anzusehen und daran zu denken, wie ich mit Mom hier war. Am Strand und im Königreich der Glücksmäuse. Da fiel mir ein, dass ich mir das Königreich der Glücksmäuse noch einmal ansehen könnte, wenn wir es nach Orlando schafften, ohne angehalten zu werden. Von einem Boov, meinte ich natürlich.
    »Hey«, sagte ich, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel. »Wo sind überhaupt die Leute?«
    »Hm?«
    »Hier müssten ungefähr dreihundert Millionen Menschen rumlaufen. Ich dachte, hier stünden überall Zelte und Unterkünfte und alles wäre voll.«
    J.Lo drückte das Gesicht an die Fensterscheibe. »Ja. Viel Menschens. Kein Boov. Überall Menschens.«
    Ein schrecklicher Verdacht beschlich mich. Ich dachte an die Menschen in den Konzentrationslagern im Zweiten Weltkrieg, denen die Nazisoldaten eingeredet hatten, sie würden duschen gehen. Und ich

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