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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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geschrieben? Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass jemand glaubte, die Boov mit Schweinelatein an der Nase herumführen zu können. Und noch unvorstellbarer war, dass es funktionierte. Doch dann zählte ich eins und eins zusammen.
    »Du kannst nicht lesen, stimmt’s?«, fragte ich. »Du kannst kein Englisch lesen.«
    J.Lo tippte die Fingerspitzen aneinander, immer wieder.
    »Mmmm … nein.«
    »Das hat man euch nicht beigebracht? Ihr habt es nicht …«, ich schnitt eine Grimasse, weil ich das eigentlich nicht sagen wollte, »… von meiner Mom gelernt?«
    »Von uns kann fast keiner die Menschenswörter zu lesen. Es ist sehr schwer. Ganz anders als die Boovwörter.«
    »Wieso?«
    »Hm … die meisten Menschens … kleine flache Bilder und jedes Bildchen gehört zu einem Wort. Umgefährsowie … wenn man das Wort aus Bausteinen zu baut.«
    Ich brauchte eine Sekunde, doch dann hatte ich es kapiert.
    »Buchstaben«, sagte ich. »Du meinst Buchstaben. Daraus baut man ein Wort.«
    »Ja! Ja! Diese Dinge haben wir nicht. Alle Boovwörter sind aus Blasen.«
    »Blasen.«
    »Ja. Blasen zu hängen in der Luft. Wie groß die Blasen sind, oders wie dick, oders wie miteinander verbunden, so zu erkennen wir, welches Wort welches ist.«
    Ich erinnerte mich an die sonderbaren Blasenformationen, die ich immer mal wieder am Himmel gesehen hatte. Das war also nur Schrift. Straßenschilder.
    »Die meisten Boov können die Worte der Menschens nicht zu lesen. Das ist ein großes Geheimnis.«
    Und ob, dachte ich. Wenn wir das wüssten, könnten wir uns in schöner Offenheit Botschaften auf Schweinelatein schreiben.
    »Und warum verrätst du es mir dann?«, fragte ich. »Wenn es so ein großes Geheimnis ist?«
    J.Lo zuckte die Achseln. »Was bedeuten die Menschenswörter?«, fragte er noch mal.
    Ich blickte noch einmal auf die Botschaft, die in aller Eile auf die Wand gesprüht worden war – die Lieblingsmethode aller, die Angst haben, erwischt zu werden.
    »Da steht, dass wir nach Orlando fahren sollen«, behauptete ich. »Das machen wir ja schon.«
    »Oh, gut«, sagte J.Lo.
    Das war’s. In unserer Zeit gibt es eine Redewendung, aber vielleicht benutzt ihr Zukunftsmenschen sie ja nicht mehr. Wenn man jemanden leicht hereinlegen kann, ist es, als ob man einem Baby die Süßigkeiten wegnähme. Keine große Kunst, auch wenn man nicht ausdrücklich sagt, dass man das Baby locker reinlegen kann, aber die Süßigkeit schmeckt dann einfach nicht.
    * * *
    Es waren immer noch zehn Meilen bis zum Königreich der Glücksmäuse, als ich einschlief. Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe; so müde war ich. J.Lo schnarchte bereits neben mir auf dem Beifahrersitz und Sau hatte es sich zwischen seinen Beinen gemütlich gemacht. Bis dahin war ich noch ziemlich konzentriert gewesen, weil ich einigen Boov-Streifen erst im letzten Moment hatte ausweichen können. Ich hatte nur das Standlicht angelassen und das auch noch ausgeschaltet, damit mich ja kein Boov auf seinem Scooter von einer Seitenstraße aus entdeckte. Ein paar Meilen weiter musste ich einem anderen großen Boov ausweichen, der unten an seinen acht Beinen merkwürdige orangefarbene Kugeln hatte, so wie Schuhe. Ich weiß nicht, ob er mich gesehen hat, doch er (oder sie) war zu Fuß und konnte mich nicht verfolgen.
    Ich entspannte mich gerade wieder, als ich scharf bremsen musste. Sonst wäre ich mit einer Prozession von Ziegen in winzigen Autos zusammengestoßen. Als mir klar wurde, wie ungewöhnlich das war, zwinkerte ich, und prompt waren sie verschwunden.
    »Ich werde verrückt«, flüsterte ich.
    Irgendwo hatte ich gelesen, wenn man nicht mehr konnte, solle man kurz die Augen schließen. Als ich das tat, stellte ich fest, dass ich gar nicht Auto fuhr, sondern in der Schule war. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie ich darauf gekommen war, dass ich Auto fuhr. Ich war doch noch ein Kind. Außer mir war niemand in meiner Schule, die zufällig gleichzeitig das Königreich der Glücksmäuse war. Ich hatte es vergessen, doch so war es. Ich wusste, dass ich meine Mutter finden musste, damit sie diese Schönheitsoperation nicht machte. Sie wollte sich das Gesicht operieren lassen, um genauso auszusehen wie die Glücksmaus, weil sie glaubte, dann würde ich sie noch lieber haben. Als ich sie entdeckte, stand sie neben dem Palast der Eiskönigin und alles war gut, sie sah immer noch aus wie Mom. Aber nein, es war zu spät. Sie sah aus wie die Glücksmaus. Sie
war
die

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