Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
dachte an die Duschköpfe, aus denen kein Wasser kam, und an das Giftgas, das so lange durch die Luftschächte geleitet wurde, bis auch der Letzte gestorben war. Und dann dachte ich daran, wie vor zwei Tagen alle zu den Raketengeschossen geströmt waren.
»Was … was habt ihr mit ihnen gemacht?«, fragte ich mit zitternder Stimme. Ich hatte so viel Angst, dass ich fast nicht mehr reden konnte. »Was habt ihr wirklich mit ihnen gemacht?«
J.Lo kam unter seiner Decke hervor. »Ich? Ich habe gar nichts mit den Menschens zutun gehabt. Ich bin Hauptmann Boov in der Instandhaltungsabteilung, ich zuarbeite nicht in der Abteilung Menschenstransport …«
»J.Lo!« Meine Stimme war nun lauter, aber gebrochen. Der Wagen fuhr langsamer und schnürte rechts zum Seitenstreifen, weil ich nicht mehr aufpasste. »Sag mir die Wahrheit, J.Lo. Sag mir die Wahrheit. Sag es mir.«
J.Lo senkte den Blick auf seine Hände, biss sich auf die Lippe und nickte. Mir wurde mulmig und ganz heiß im Gesicht, doch ich war wild entschlossen, nicht zu weinen, egal, was kam.
»Ich …«, sagte J.Lo. »Ich bin doch kein Hauptmann in der Instandhaltungsabteilung. Ich bin …«
»Nein! Nein, nein!«, rief ich. »Das interessiert mich nicht. Was ist denn nun mit den Menschen passiert?«
J.Lo sah mich verblüfft an. »Oh …
oh
, das weiß ich nicht.«
Ich warf ihm einen forschenden Blick zu. Er wusste es wirklich nicht. Als Lügner konnte J.Lo keinen Blumentopf gewinnen.
»Du dachtest, sie wären hier?«, fragte ich.
»Ich dachte dieses, ja.«
Wir blieben eine Zeit lang im Auto sitzen und überlegten, wo sie alle sein könnten. Mir fiel wieder ein, was der Boov-Cop gesagt hatte:
Wie, du hast es gar nicht zu gehört? Was passiert ist?
J.Lo quetschte sich wieder auf den Beifahrersitz. Sau schnurrte und schmiegte sich doch tatsächlich in
meinen
Schoß. Nicht zu fassen, was?
»Es geht ihnen gut«, sagte J.Lo. »Wahrscheinlich hat man sie an einen Ort zu gebracht. Du solltest von den Boov nicht so schlechte Dinge zu erwarten.«
Sie haben schon genug Schlechtes getan, dachte ich. Aber das behielt ich für mich, weil er es nicht verstehen würde. Geschichte wird von Gewinnern geschrieben, wie man so schön sagt.
Dann merkte ich, dass wir neben dem Highway im Graben schwebten, und packte das Lenkrad wieder fester.
»Wir halten uns an die kleinen Straßen, bis ich weiß, was hier gespielt wird«, sagte ich. »Sonst laufen wir noch in eine Falle. Und du hast auch keine Lust, Carl noch einmal zu begegnen, wenn ich mich nicht irre.«
J.Lo zuckte zusammen. »Sie heißt nicht Carl. Ich habe sie vorher gar nicht zu gekannt.«
Ich hätte beinahe
ich weiß
gesagt und auch noch genickt, aber schlussendlich blieb ich einfach sitzen und lenkte Slushious über eine Böschung, ließ ihn auf einer Zufahrtsstraße nieder und schlich durch die Straßen der Stadt, die von Jacksonville übrig geblieben waren.
»Und du bist also kein Hauptmann in der Instandhaltungsabteilung, was?«, fragte ich.
J.Lo wackelte mit dem Kopf. »Nein … ich war mehr so was wie zu sagen … ah … ein Handwerker …«
»Hausmeister?«
»Ein Boovmeister, ja«, antwortete er traurig. »Ich war auf dem Antennenacker und sollte die Antennen für die Boov umzuwandeln.«
»Das hast du schon erzählt«, erinnerte ich ihn.
»Ja … aber ich habe noch nicht zu erzählt, dass ich einen schweren Fehler mit den Antennen zu gemacht habe. Ich habe meine Aufgabe nicht ordentlich erledigt. Jetzts muss ich mich von den Boov fernhalten. Bei den Menschens im Versteck.«
Ich hätte J.Lo gleich sagen können, dass er bei den Menschen genauso unbeliebt wäre wie bei den Boov, da er schließlich ihren Planeten geklaut hatte und so, doch ein Gebäude, das vor uns auftauchte, lenkte mich ab.
Hätte der Mond nicht geschienen, wäre es mir wahrscheinlich entgangen, weil es außerhalb des Scheinwerferlichts lag. Ich machte eine 180-Grad-Wendung und strahlte die blauen Krakeln an der Seitenmauer eines »Potato Potentate«-Restaurants an:
ENSCHEN-MAY -
EHT-GAY UM-ZAY ÖNIGREICH-KAY -
REFFPUNKT-TAY UNTER-WAY DEM ALAST-PAY -
MOPS
Mops?
»Was hat das zubedeuten?«, fragte J.Lo und beugte sich zum Armaturenbrett vor.
Ich zog die Stirn kraus und sah ihn an.
Nachdem J.Lo mir einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, sah er rasch wieder die Mauer an.
»Ist das … ist das das Englisch? So viele kurze Linien.«
Es war zwar sozusagen Geheimsprache, klar, aber wer hatte das
Weitere Kostenlose Bücher