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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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und entgegenkommend, sodass ich dann doch gehen konnte. Er kramte in seiner Werkzeugkiste und reichte mir ein Ding, das wie eine Bratenspritze in mini aussah.
    »Falls es Probleme zu gibt«, sagte er. »Boov-Streifen oders so ähnlich. Einfach zudrücken, danns kommen Krachblasen. Ich rette dich!«
    Ich steckte es ein und zeigte ihm im Gegenzug, wo der Ersatzautoschlüssel war. Er klebte mit Hilfe eines Magneten unter der Stoßstange. Dann stieg ich die vielen Treppen zur Straße hoch. Obwohl ich mich nicht umsah, spürte ich J.Los Blick, der sich wie ein nasser Hund in meinen Rücken krallte.
    Mit dem Wetter in Florida kam ich wirklich nicht gut klar. Sogar nachts fühlte ich mich wie glasierter Schinken. Aber die vertraute Landschaft war ein Trost: die niedrigen Bäume mit den dichten dunklen Blättern und die hohen kahlen Bäume mit den grünen Büschelkronen sowie die sauberen kleinen Teiche und Seen, die mit golfplatzartiger Regelmäßigkeit hinter jedem neuen Hügel auftauchten.
    Obwohl das Königreich der Glücksmäuse in unmittelbarer Nähe lag, wiesen noch zahlreiche Schilder darauf hin. Ich kam an sieben Werbetafeln vorbei, die alle einen bestimmten Themenpark, eine Ferienanlage oder die Kombination von beidem anpriesen. Sie versprachen alle die lustigste Magie, den wildesten Spaß oder die meisten Pinguine und prahlten mit dem größten Dingsda oder der tollsten Wasserrutsche aller Zeiten. Ich dachte nur, es würde passen, wenn hier alles sein Ende fände. Wir könnten bis ans Ende unseres Fake-Lebens hierbleiben, inmitten falscher Königreiche und Kunstwelten, auf dem weiten Gelände, in den Ferienanlagen und Outlet-Einkaufspassagen. War neuerdings nicht ganz Amerika ein Outlet-Zentrum? Wie das echte Amerika, nur kleiner und nicht so gut.
    Als ich ein paar Häuserblocks vom Parkhaus entfernt um eine Ecke bog, bemerkte ich einen Boov, der auf der Parallelstraße in dieselbe Richtung ging. Er war ganz in Blau gekleidet und trug eine Werkzeugkiste, so wie J.Lo, und ich hätte ihm beinahe zugerufen, er solle mich gefälligst in Ruhe lassen. Keine Ahnung, warum ich mich stattdessen versteckte – möglicherweise lag es an der Art, wie sich der Boov bewegte. Oder an den orangefarbenen Kugeln unten an seinen Beinen. Jedenfalls war es nicht J.Lo. Als ich mich wie ein Stein hinter einen Briefkasten fallen ließ, landete ich auf dem Steißbein, was schweinemäßig wehtat. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu schreien, und betete ununterbrochen, dass er mich nicht gesehen hatte.
    Der Boov, der nicht J.Lo war, holte ein gewölbtes Gummi aus der Werkzeugkiste. Keine Ahnung, was er gedrückt oder gezogen oder gesagt oder getan hatte, doch plötzlich kam ein langer gerader Stiel aus der Spitze und ich dachte: Oh, ein ausfahrbarer Toilettensauger.
    Der Boov zeigte mit dem Stielende auf eine Sparkasse auf der anderen Straßenseite, die daraufhin ohne das geringste Geräusch langsam verschwand. Da er unten anfing, wurde es bald lauter, als das Gebäude ins Wanken geriet und in seine Einzelteile zerlegt wurde. Der Boov kümmerte sich um den Schutt, indem er den Sauger hin und her bewegte, bis nur noch eine sparkassenförmige Lücke in der Welt übrig blieb.
    Ich hoffte inständig, dass er Briefkästen freundlicher gesonnen war als Banken.
    Während ich ihn weiter beobachtete, flitzte der Boov zu dem nicht mehr bebauten Grundstück und löste etwas Neues von einer Lasche an seiner Uniform. Es sah meiner Bratenspritze nicht unähnlich und große und kleine Blasen quollen aus dem einen Ende. Der Boov war wie ein Dirigent, der sie auf Kommando tanzen ließ, bis sie sich zu einer hohen kistenförmigen Figur zusammenschlossen, mit einem Hula-Hoop-Reifen um die Mitte. Ich fragte mich, was das zu bedeuten hatte. Dann warf er eine Handvoll Tischtennisbälle auf den Boden, begoss sie und stülpte ein kleines Gefäß über jeden einzelnen Ball. Zufrieden tapste er davon und kurz darauf hörte ich, wie sich ein Geweihspulen-Scooter geräuschvoll entfernte.
    Ich stand auf, rieb mir den Hintern und ging zu dem nächstgelegenen Gefäß. Der Ball darunter keimte bereits wie eine Zwiebel und durchsichtige bleistiftschmale Röhren rankten zum Himmel. Ich hatte keinen Schimmer, ob es sich um Architektur oder etwas zu essen handelte. Vielleicht war es ja ein Antennenacker.
    Zehn Minuten später gelangte ich zum Königreich der Glücksmäuse. Der Parkplatz wirkte wie ein Friedhof, weil jede leere Parklücke mit weißer Farbe und

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