Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
Dad auch«, sagte ich und nickte Alberto zu. »Ich bin hundertprozentig sicher. Wahrscheinlich hat er es nur keinem erzählt, oder er hat es vergessen. Sie sind nur entführt worden, weil die Boov unsere Sprachen lernen wollten. Meine Mutter war zweisprachig und ich glaube, dass sie sie deshalb mitgenommen haben. Wir sind Italiener.«
Sie sahen mich so an wie ich immer angesehen werde, wenn ich das erzähle.
»Meine Mutter ist weiß«, fügte ich hinzu.
Alberto wurde wieder munter. »Mein Vater konnte Portugiesisch! Ich auch, ein bisschen.«
»Meine Mutter sprach … spricht Spanisch«, sagte Christian. »Glaubst du denn, es geht ihnen gut?«
»Ich habe es aus verlässlicher Quelle, dass sie in Sicherheit und bei den anderen sind«, erklärte ich.
»Ach ja?«, sagte Locke. »Aus welcher verlässlichen Quelle? Woher will so ein dummes Mädchen das denn wissen?«
Ich musste schlucken. »Wieso ist das wichtig? Hauptsache …«
»Wichtig ist, dass du es von einem Boov gehört hast. Weil du eine Bliepspionin der Boov bist.«
Es wäre mir wahrscheinlich nicht gut bekommen, zuzugeben, dass Locke gleichzeitig richtig- und falschlag.
»Ich sage es zum letzten Mal: Ich bin keine Spionin! Ich war die ganzen fünf Monate über der Erde und bin viel gereist. Da schnappt man einiges auf.« Einen flüchtigen Boov zum Beispiel.
Alberto schniefte wieder. »Kann ja sein, dass es meinem Dad gut geht«, sagte er. »Aber er ist weit weg in Arizona! Ich weiß nicht mal, wo das liegt!«
Als er diesmal wieder anfing zu weinen, war ich auch so weit. Es war so ansteckend und direkt wie Gähnen. Ich tat das Letzte, was ich vor den Augen der Männer-Offensive für planetarische Sicherheit tun wollte. Mein Gesicht brannte und ich würgte die Tränen hervor, als würde ich sie erbrechen. Man hatte mir das Herz gebrochen, und das bereits vor fünf Monaten, und jetzt konnte ich einfach nicht mehr.
»Seht sie euch an«, sagte Locke. »War ja klar.«
Ich kehrte dem Kerzenkreis den Rücken zu und konzentrierte mich statt auf den umgedrehten Palast auf eine dunkle Ecke, während ich krampfhaft versuchte, mit dem Weinen aufzuhören. Ich wollte durch nichts daran erinnert werden, wo ich mich gerade in welchem Zustand befand, buchstäblich und metaphorisch gesehen, sodass ich es beinahe nicht gehört hätte.
»Was hat sie da am Rücken?«, fragte ein Junge.
»Einen Reißverschluss«, antwortete Locke.
Ich richtete mich keuchend auf und versuchte zu sehen, was sie sahen – vergeblich.
»Nein … nein«, sagte einer der anderen. »Ist das … das ist doch nicht …«
Die Jungen kamen näher.
»Doch!«, schrie Locke. »Das ist ein
Brummer
!«
»Ein Brummer?«, flüsterte ich.
Jetzt redeten alle laut durcheinander.
»Ja dann macht ihn weg«, sagte ich und wischte die Tränen fort. »Ich bin nicht allergisch oder so.«
Christian war zu mir herumgekommen, um mich anzusehen. Er musste gar nichts mehr sagen. Seine Miene sprach Bände.
»Das ist kein normaler Brummer.«
Oh, dachte ich. Ein Brummer. Ich stellte mir vor, wie der silberne Körper an meinem Pulli klebte und jederzeit hochgehen und meine Haut versengen konnte.
»Das ist der Beweis! Sie ist eine Bliepspionin! Warum sollte sie sonst einen Brummer dabeihaben?«
Ich war umzingelt, doch Christian ging dazwischen.
»Moment«, sagte er, aber ich hörte, wie unsicher er war. »Das muss … das heißt noch gar nichts. Vielleicht … vielleicht haben sie den Brummer drangesteckt, um sie zu zwingen, hier runterzugehen …«
»Nein, ich schwöre! Keine Ahnung, wie das Ding an meinen Rücken gekommen ist! Ich habe mit den Boov nichts zu tun. Ich habe seit Tagen keinen gesehen!«, rief ich.
Das war eindeutig der schlechteste Moment für einen Auftritt von J.Lo, der durch den Raum auf uns zustürmte und meinen Namen rief.
»Gratuity! Gratuity!«, sagte er, als er so urplötzlich aus der Dunkelheit auftauchte. »Gratuity! Wir müssen wegzulaufen! Wir müssen … Oh, hallo Menschensjungs.«
Die versammelten Mitglieder von MOPS stoben wie Tauben in alle Richtungen davon, wedelten mit den Armen und trampelten über die Kerzen und Kisten. Alberto weinte mal wieder. Nur Christian und Locke blieben stehen.
»Bliep«, flüsterte Locke.
»J.Lo! Was machst du denn hier? Warum habe ich einen Brummer auf dem Rücken?«
»Aha! Da habt ihr’s«, sagte Locke. »Sie kennen sich. Ich hatte recht!«
»Nein«, sagte ich. »Hast du nicht. Es ist nicht so, wie es aussieht …«
» MOPS
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