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Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt

Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt

Titel: Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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nichts.«
    »Wer hat denn dann den Gasmann bestochen? Oder habe ich mir den am Ende nur eingebildet?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte der Knirps. »Wie wir auch anderes nicht wissen. Nehmen wir die Experimente des Professors. Wir kennen jedes Detail seiner Forschungen, wissen aber nicht, wohin sie führen sollen. Und das wüssten wir gerne.«
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte ich. »Habe aber trotzdem jede Menge Ärger deswegen.«
    »Das ist uns bekannt. Auch, dass du nichts weißt. Du bist lediglich ein Werkzeug.«
    »Warum taucht ihr dann hier auf? Was habt ihr davon?«
    »Um Guten Tag zu sagen«, sagte der Knirps und klopfte mit dem Feuerzeug auf die Tischkante. »Wir dachten, es sei besser, du wüsstest von uns. Wenn wir unser Wissen und unsere Auffassungen einander angleichen, wird vieles einfacher.«
    »Darf ich meine Phantasie ein bisschen spielen lassen?«
    »Nur zu. Die Phantasie ist frei wie ein Vogel und weit wie das Meer. Wer könnte sie aufhalten?«
    »Ihr seid weder vom System noch von der Fabrik. So gehen die nicht vor, weder die einen noch die anderen. Wahrscheinlich habt ihr eine eigenständige kleine Organisation. Und sucht ein paar neue Anteile am Markt. Anteile, die ihr vermutlich der Fabrik abnehmen wollt.«
    »Na, hab ich’s nicht gesagt?«, sagte der Knirps zu seinem Cousin, dem Riesen. »Ein kluges Kerlchen!«
    Der Riese nickte.
    »So klug, dass man sich wundern muss, warum du in so einer Absteige haust. So klug, dass man sich wundern muss, dass dir die Frau weggelaufen ist«, sagte der Knirps. So viel Lob hatte ich schon lange nicht mehr eingeheimst. Ich wurde rot.
    »Zum größten Teil stimmen deine Vermutungen«, fuhr der Mann fort. »Mit der Neuentwicklung des Professors kommen wir im Informationskrieg groß heraus. Wir haben das vorbereitet und entsprechend investiert. Nun möchten wir noch gerne dich und die Forschungsergebnisse vereinnahmen. Damit graben wir dem System und der Fabrik gleichzeitig das Wasser ab. Das ist das Schöne am Informationskrieg: Alle sind gleich. Wer das neueste und beste System in die Finger bekommt, ist Gewinner. Und zwar auf der ganzen Linie. Leistung spielt keine Rolle. Außerdem ist die jetzige Situation eindeutig unnatürlich. Geradezu monopolisiert. Das System monopolisiert die informationelle Sonnenseite und die Fabrik den Schatten. Es gibt keinen Wettbewerb. Das widerspricht, wie immer man es betrachtet, den Grundsätzen der freien Marktwirtschaft. Das ist unnatürlich, findest du nicht?«
    »Damit habe ich nichts am Hut«, sagte ich. »Leute wie ich sind Rädchen im Getriebe, wir schuften nur. Ich denke ausschließlich an meine Arbeit. Falls ihr gekommen sein solltet, um mich für euch zu gewinnen …«
    »Du hast nicht verstanden«, sagte der Knirps und schnalzte tadelnd. »Wir haben nicht vor, dich für uns zu gewinnen. Ich sagte, dass wir dich vereinnahmen wollen. Nächste Frage!«
    »Wer sind die Schwärzlinge?«
    »Die Schwärzlinge leben unter der Erde. In den U-Bahn-Schächten, in der Kanalisation, sie fressen die Reste der Stadt und saufen Abwasser. Mit den Menschen kommen sie selten in Berührung. Deshalb gibt es nicht viele, die von ihrer Existenz wissen. Im Großen und Ganzen schaden sie dem Menschen nicht, es sei denn, einer verirrt sich da unten allein. Den fangen sie und fressen ihn auf. Auf U-Bahn-Baustellen verschwindet schon hin und wieder mal ein Arbeiter, nicht wahr?«
    »Weiß die Regierung nichts davon?«
    »Natürlich weiß sie davon. So dumm ist der Staat nun auch wieder nicht. Die Burschen wissen genau Bescheid – ein paar Topleute jedenfalls.«
    »Warum warnt man dann die Bevölkerung nicht oder bläst zur Jagd?«
    »Erstens«, sagte der Mann, »würde eine Warnung nur Panik auslösen. Oder bist du anderer Meinung? Das würde den Leuten gar nicht gefallen, dass unter ihren Füßen diese unheimlichen Wesen herumwimmeln. Zweitens: Ausrotten geht nicht. Selbst wenn die gesamte Armee in den Tokyoter Untergrund ginge, könnte sie nicht alle Schwärzlinge erledigen. Die haben da unten im Dunkeln ein Heimspiel. Das würde Krieg bedeuten, nichts weniger. Außerdem ist noch Folgendes zu bedenken: Die Schwärzlinge unterhalten ein riesiges Nest direkt unter dem Kaiserpalast. Wenn irgendetwas passiert, graben die sich nachts hoch zur Erdoberfläche und ziehen nach unten, wer immer sich oben aufhält. Japan würde im Chaos versinken. Oder bist du anderer Meinung? Deshalb lässt die Regierung die Schwärzlinge Schwärzlinge sein.

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