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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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schmecken. Und mit ihm diesmal eine dringend nötige Abkühlung. Wenn die Temperatur zurückging, war Schottland viel mehr, wie es eigentlich sein sollte. Wenn man Hitze wollte, würde man an sonnigere Gestade ziehen. Dann würde man nicht in Schottland bleiben. Es sei denn, man war so ein Arschloch, das sich einfach nur gern beschwerte.
    »Ist wohl Schluss mit dem schönen Wetter, hm?«
    So wie der Typ, der da auf ihn zugestakst kam und mit Mühe eine verrückte Promenadenmischung - ein Kopf wie ein Bullterrier und ein Körper wie eine dänische Dogge - an einer kurzen Leine zu bändigen versuchte. Der Hund hatte Stummelbeine und einen Schwanz, der aussah, als könnte er einem mit einem einzigen Wedeln sauber den Kopf abtrennen. Sein Mund stand offen, und seine Zunge schleifte praktisch über den Sand.
    Sein Besitzer war der einzige andere Mensch am Strand, jedenfalls soweit Pearce sehen konnte. Sehr weit war das allerdings nicht. Der Nebel war ziemlich dicht.
    »Wenn’s Ihnen nicht gefällt, dann verpissen Sie sich doch und ziehen woandershin«, sagte Pearce.
    Der blöde Wichser glotzte ihn an, erwog vielleicht, Streit anzufangen. Entschied sich aber dagegen. Nicht mutig genug, nicht mal mit dem hässlichen Hund als Verstärkung, und nachdem er einmal zu dem Schluss gekommen war, dass heute nicht der Abend für spontane Gewaltakte war, ließ er sich anscheinend nur allzu gern im Laufschritt von seinem Hund wegziehen.
    Nach allem, was er über Beschwerden übers Wetter gesagt hatte, hatte Pearce selbst eine massive Beschwerde. Dieses Jahr war echt schlimm. Er hielt nicht viel Hitze aus. Selbst im Winter lief er ohne Jacke, oft sogar ohne Pullover herum. Er fror nicht wie andere Menschen. Die Hitze hatte ihm in letzter Zeit einige schlaflose Nächte bereitet. Gestern Nacht hatte er es nur mit einem einzigen Laken versucht, sonst nichts, aber sogar das hatte er nach einer Weile abschütteln müssen. Und nackt im Bett zu liegen brachte einen dem Schlaf auch nicht näher, nicht wenn er von Zeit zu Zeit von Hilda besucht wurde, der sich aus dem Gästezimmer hereinschlich. Das Letzte, was Pearce wollte, war, aufzuwachen, weil Hilda ihm die Eier leckte. Um Himmels willen.
    Pearce hatte schon sein ganzes Leben an Schlaflosigkeit gelitten. Schlief auch im Gefängnis nicht besonders gut. Wenn andere im selben Raum waren, die fähig waren, einen im Schlaf umzubringen, war das alles andere als dazu angetan, einen tiefen Schlummer zu fördern. Aber schon als Kind hatte er Nacht für Nacht wach gelegen. Er hatte damals so eine fixe Idee mit Motten. Komischerweise übertrug sie sich nicht auf andere Fluginsekten. Nur Motten. Und sie war durch nichts begründet. Wenigstens konnte er sich nicht erinnern, je eine Motte oder etwas Ähnliches verschluckt zu haben. Dennoch war er zutiefst davon überzeugt, dass ihm, wenn er einschlief, eine Motte in den Mund fliegen und ihn ersticken würde.
    Soweit er wusste, war er das einzige Kind, das zur Schule kam, ohne in der Nacht geschlafen zu haben. Was dazu führte, dass seine Konzentration nicht immer die beste war. Was wiederum dazu führte, dass die Erwachsenen ihn für ein bisschen beschränkt hielten.
    Ihm machte das nichts aus. Es kümmerte ihn nicht besonders, was sie dachten. Meistens bedeutete es, dass sie ihn entweder in Ruhe ließen oder verwöhnten. Und für ein Kind war das ein ziemlich guter Deal.
    Aber es kümmerte ihn, was seine Mutter dachte. Sie löcherte ihn immer, er solle Freundschaften schließen. Wobei er nie kapierte, warum eigentlich. Was sollte er mit einem Freund unternehmen, was nicht alleine viel mehr Spaß machte? Irgendwann wurde ihr klar, dass er so völlig glücklich war, und gab auf. Erzählte ihren Freundinnen, er sei ein >Einzelgänger<. Was nicht stimmte, denn er verbrachte eine Menge Zeit mit Muriel.
    Aber scheiß drauf, wozu zerrte er das jetzt alles wieder hervor? Die beiden einzigen Menschen, die er je geliebt hatte, waren tot. Seine Schwester war angefixt, total am Arsch gewesen und schließlich gefickt worden. Letzteres buchstäblich. Nachdem sie an einer Überdosis gestorben war. Seine Mum hatte es am Nacken gehabt. Buchstäblich. Und zwar ein Messer. Als sie versucht hatte, einen Postraub aufzuhalten.
    Er war dabei gewesen. Er hätte es verhindern können.
    Okay, okay, okay, okay. Er würde sich nicht umbringen deswegen. Es war vorbei. Er konnte nichts mehr daran ändern.
    Das war die Art von Introspektionsscheiß, die sich einem aufdrängte, wenn

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