Hard Man
paar Stufen fiel ihm ein, dass er, wenn er erst mal auf der Promenade war, anstatt den Hund mit ins Auto zu nehmen, dorthin zurückgehen könnte, wo das Wasser an die Kaimauer schlug, und die Tasche über das Geländer werfen könnte.
Moment mal, so was würde er dann doch nicht machen, denn er war zwar kein großer Hundefreund, das nicht, aber es gab natürlich Grenzen, und es war ihm grade nur so eingefallen, dass das die viel einfachere Lösung wäre, denn wenn er die Töle jetzt loswurde, würde er sie nicht mit zu Dad nehmen und ihn bitten müssen, sich um sie zu kümmern und all den Scheiß, denn Dad würde wahrscheinlich sagen, das sei seine Sache, und Flash hatte keine Lust, mit ihr Gassi zu gehen und sie zu füttern, und überhaupt konnte er sie nicht in seiner Wohnung halten, denn seine Mitbewohner hätten etwas dagegen, also scheiß drauf.
Nur ein paar Schritte gehen und - wusch! - übers Geländer, ganz einfach.
Andererseits sollte Pearce eigentlich nicht für das zahlen müssen, was Wallace angestellt hatte, und Flash wollte die beiden Schläger nicht in einen Topf werfen, selbst wenn Pearce ihm eine Abreibung verpasst hatte. Einen in die Eier zu kriegen war schlimm genug, und die Kante eines Aktenkoffers auf den Kopf gehauen zu bekommen tat mehr weh, als man dachte, aber es war das Geräusch des Messers, das durch seine Hose fetzte, was Flash zum Erschauern brachte. Sogar jetzt noch brach ihm der Schweiß aus, wenn er daran dachte. Also würde er nicht dran denken, nicht wenn er es vermeiden konnte. Wie dem auch sei, er brauchte Pearce. Also, wenn es sich um den Hund von Wallace gehandelt hätte, hätte Flash seinen Plan noch einmal überdenken müssen, vor allem nach dem, was Wallace mit Louis angestellt hatte, aber so wie die Dinge lagen, verwarf Flash die Idee, den Hund ins Meer zu schmeißen, und machte sich auf den Weg zum Auto.
Es war zwar unwahrscheinlich, dass Pearce ihn sehen konnte bei dieser dichten Nebeldecke, aber selbst wenn, dann würde er nur in der Ferne eine Gestalt mit einer Sporttasche ausmachen können und denken, es sei jemand auf dem Weg zu den Five-A-Side-Trainingsplätzen oben an der Straße, denn wer kam schon auf die Idee, jemand hätte seinen Hund in seiner Tasche?
Eine Stunde später hatte es zu regnen angefangen. Pearce war das Wetter scheißegal. Er wusste, dass er seinen dreibeinigen Scheißer verloren hatte. Er hatte an jedem Ort gesucht, der ihm einfiel. Keine Spur. Er hatte wieder und wieder nach ihm gepfiffen und gerufen, bis er heiser war. Nichts. Er hatte seine Schritte zurückverfolgt. Null. Schließlich hatte er beschlossen, nach Hause zu gehen. Stellte sich vor, dass Hilda vielleicht auf den gleichen Gedanken gekommen war, dass er mit Schafsblick vor der Tür wartete. Oder, angesichts seiner Größe, eher mit Lammblick.
Nachdem er den Strand verlassen hatte, ging er mitten auf der Straße nach Hause, ständig in Sorge, dass Hilda vielleicht überfahren worden war. Blickte unwillkürlich immer wieder zur Seite und verrenkte sich, um unter geparkte Autos zu schauen. Nichts.
Eine halbe Stunde lang hielt er es zu Hause aus. Konnte aber nicht still sitzen. Er stand auf und ging raus, um noch mal zu suchen.
Inzwischen schüttete es richtig. Er wurde klatschnass, und wo Hilda war, blieb ein Geheimnis.
Wieder zu Hause, zog er seine nassen Klamotten aus, ließ sich ein Bad einlaufen und versuchte, sich zu entspannen. Aber da war ein Knoten in seinem Magen, der nicht weggehen wollte.
Pearce machte in dieser Nacht kein Auge zu. Stellte sich immer wieder vor, Hilda säße schwanzwedelnd und tropfnass vor der Tür.
Zweimal stand Pearce auf, um nachzusehen, ob er zwischenzeitlich aufgetaucht war.
War er natürlich nicht.
Gleich bei Tagesanbruch ging Pearce wieder raus. Er war auf das Schlimmste gefasst. Hildas zermatschte Überreste am Straßenrand zu finden. Oder seinen aufgedunsenen, verfilzten Körper am Strand angeschwemmt.
Nicht einmal eine tote Katze lag am Straßenrand, auch wenn ein halbes Dutzend Vögel am Strand angeschwemmt worden waren (der fette kleine Pinguin war nicht darunter - Pearce mochte gerne glauben, dass er überlebt hatte).
Von Hilda leider keine Spur.
Durchs Wohnzimmerfenster bei Dad schaute Flash May zu, die im Garten mit dem Hund spielte. Er war beeindruckt, wie die kleine Töle rennen konnte - eigentlich sogar ziemlich schnell, wenn man seine körperliche Behinderung berücksichtigte.
Er hatte nicht bedacht, wie May auf
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