Hard Rock Vampir
eliminieren. Du alterst genauso wie jeder andere Mensch.«
»Das heißt, irgendwann verliere ich meine Zähne? Und wie soll ich dann Blut saugen?«
»Du bist bescheuert!« Sie rückte von mir ab und verschränkte die Finger zwischen den Beinen. Sie sah zu Roggs, der die Landschaft zu betrachten schien und sagte, ohne mich anzuschauen: »Ich plante unsere Rache schon, als Christopher noch bei uns war. Der Major ahnte nicht, dass sich hinter seinem Rücken eine stille Abwehr formierte, die nur darauf wartete, dass der Tag kommt. Deshalb spielte ich ihm die liebevolle Tochter vor und war ihm genehm. Ebenso wie Roggs und Jake. Du warst nicht mehr bei uns, doch wir blieben zusammen. Wir ahnten, dass der Tag unserer Rache kommen würde. Kommen musste. Sonst würden wir nie frei sein. Frei sind wir gefährlich, nicht nur für Lockheed, sondern für alle, bis hoch zur Regierung.«
»Was habt ihr vor? Wie sollen wir uns gegen Hangar IV und den Major, wie sollen wir uns … liebe Güte! ... gegen die Regierung wehren?«
»Das erfährst du, wenn wir bei Christopher Vandenbeer sind. Er erwartet uns. Er erwartet uns seit vielen Jahren. Er weiß, dass wir eines Tages zu ihm kommen – mit dir. Denn ohne dich geht gar nichts. Nur mit dir können wir tun, was wir vorhaben.«
Bevor ich etwas sagen konnte, kam Roggs zu uns. »Habe ich das nur geträumt oder hab ich tatsächlich mit unserem Autodach einen Heli abgeschossen?«
»Du hast es«, sagte ich und Ehrfurcht schwang in meiner Stimme, obwohl ich als alter Egozentriker sonst nur Ehrfurcht gegenüber mir selbst empfinde. Aber man kann schließlich lernen, nicht wahr?
»Gut, dass ich nicht darüber nachdachte, als es geschah. Ich glaube, ich hätte gekotzt«, sagte er nachdenklich.
Eva lächelte und stand auf. Sie drückte Roggs einen Kuss auf die Wange. »Das war großartig.«
»Jederzeit gerne wieder«, sagte ich. »Aber einen Kuss von mir kriegst du nicht.«
»Nee, so was will ich nicht noch mal machen«, winkte Roggs ab.
»Sag mal …« Irgendwann musste ich diese Frage stellen. »Wann und wie verwandelst du dich eigentlich in einen Werwolf?«
»Wenn ich es will«, sagte er und mir verschlug es die Sprache.
»Du fragst dich, warum ich es nicht tat und unsere Gegner aus der Hubschrauberkanzel holte?«
»Ja«, murmelte ich.
»Wir brauchen den Major noch. Hoffentlich ist ihm nichts geschehen, als der Heli abschmierte. Wir brauchen Major James Lockheed.«
»Aha.« Ich kapierte nichts.
»Genug geschwatzt«, sagte Eva, die trotz ihrer offensichtlichen Führungskraft nach wie vor bildschön war und mich stark beeindruckte. »Lasst uns zu Christopher fahren.«
Diesmal saß ich am Steuer. Einmal wollte ich dieses Geschoss auch fahren und Roggs ließ es souverän zu. Mir schien sowieso, dass er die Nase vom Autofahren voll hatte. Eva navigierte mich jetzt links, dann rechts, dann geradeaus und nach einer Stunde veränderte sich die Landschaft. Wäre Django über den Hügel gekommen, den Sarg hinter sich im Schlepp oder Clint mit seinem Poncho, den halb gerauchten Stumpen im Mundwinkel, es hätte mich nicht erstaunt. Ich erwartete jeden Moment, der üble Eli Wallach käme daher geritten, um mir eine Kugel in den Kopf zu jagen. Cuídate mucho, hombre!
»Da rüber, siehst du die Villa?«, fragte Eva.
Und ob ich sie sah. Schneeweiß, wunderschön, versteckt unter rot und weißglühenden Bougainvilleas. Ich steuerte den Dodge über den Kies vor den Eingang und wartete auf Don Escobar und seine Pistoleros, die uns die Grütze aus dem Leib ballerten.
Doch nichts dergleichen geschah.
Wir parkten und Eva klopfte.
Die Tür öffnete sich ferngesteuert und wir betraten eine dunkle, weite Halle. Sie war nicht klimatisiert, was für einen Vampir auch nicht angemessen gewesen wäre. Hier wirkte alles gediegen, maurisch und gepflegt. Hinter uns fiel die Tür zu und ich hörte das Surren einer Kamera, deren Auge uns verfolgte. Wir standen rum wie Falschgeld, als jemand die halbrunde Treppe herab kam. Zuerst sah ich nur die nackten Füße, die in Slippers steckte, dann die weiße Hose und schließlich den ganzen Mann.
Schlank, hochgewachsen wie ich, ein schmales Gesicht, wie ich, und schwarze wellige Haare, die auf die Schultern fielen, wie bei mir. Er hätte mein Zwillingsbruder sein können, und hätte er mich bei Black Morgus vertreten, wäre es niemandem aufgefallen.
»Chris!«, rief Eva und lief ihm entgegen. Die Begrüßung fiel noch etwas herzlicher aus als die bei Deadhead
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