Hard Rock Vampir
Präsident eine Rede auf dem Campus der Universität von Süd Kalifornien. Alle US-Sender und europäischen Sender berichten. Es werden rund achthundert Journalisten vor Ort sein. Während dieser Rede setzt sich ein Rabe erst auf das Rednerpult, danach auf Obamas Schulter. Niemand wird es wagen, den Raben zu verscheuchen. Der Sicherheitsdienst wird blöd gucken, und schießen wird sowieso keiner, da die Gefahr für den Präsidenten zu groß ist. Während der Rabe dies tut, wird unsere auf Zeit getaktete Onlineanbindung, die sich im Keller dieser Villa befindet, alle Journalisten mit Informationen über Hangar IV füttern und darüber, woher die Direktive kam. Während unsere Schreiberlinge also diese Infos aufsaugen wie Verdurstende, wird der Rabe eine kleine Show abziehen. Was will man tun? Ihm den Hals vor laufenden Kameras umdrehen? Obamas Persönlichkeitsbild sagt, dass er den Raben nutzen wird, um seine Rede in Szene zu setzen. Sicherlich wäre ihm eine weiße Taube lieber, aber man kann schließlich nicht alles haben. Er wird also nicht weggehen und dem Federvieh sein Rednerpult überlassen.«
»Ich wette, ich weiß, wer der Rabe ist«, sagte ich.
Christopher nickte und fuhr fort: »Während sich alles um den lustigen Raben kümmert, speisen wir weiterhin über unsere Satellitenanlage Bilder von Hangar IV ein, von den Kindern, von den Verwandlungen, von allem, was wir im Laufe der Jahre heimlich gesammelt haben. Ich hatte genug Zeit, alles aufzubereiten und die technischen Belange in die Reihe zu kriegen.«
Also keine Kerze und kein Sinnieren.
Unser Oberonkel war ein Computernerd.
»Damit niemand auf den Gedanken kommt, die Aufnahmen wären gefaket, gibt es ausreichend Sequenzen, in denen der Major und seine Leute zu sehen sind, genau jener Major, der sich bei Obamas Rede ganz in dessen Nähe aufhält und von wissbegierigen Kameras eingefangen wird. Sofort wird man digitale Bildvergleiche anstellen und zu dem Schluss kommen, dass Major Lockheed eben jener ist, der dem kleinen Werwolf den Nacken krault und sich von einem hübschen blonden Waisenmädchen Daddy nennen lässt.«
»Clever, clever«, murmelte ich. Ich war baff.
»Falls du dich fragst, warum wir das unbedingt machen, wenn Obama seine Rede hält, ist die Antwort ganz einfach: Er wird uns Antworten geben müssen. Außerdem wird sich kein TV-Sender abschalten, wenn der Präsident im Bild ist. Da mag der Geheimdienst noch so viel schreien, keiner wird auf den Ausschaltknopf drücken. Die Topquoten in den USA haben und behalten das Weiße Haus und der Präsident.«
Ich staunte. Mehr war derzeit nicht möglich.
»Während du deine Rabenshow abziehst, werde ich dazu kommen, ebenfalls in Form eines Raben und mich vor den Kameras verwandeln. Dafür benötige ich keine zwanzig Sekunden, wohingegen das bei dir noch viel zu lange dauert. In dieser Zeit wird es Geschrei und Gebrülle geben und man wird versuchen, Obama aus der Schusslinie zu kriegen. Im selben Moment nutzt Roggs, der sich verwandelt hat, die Zeit, springt über die Menge und schirmt Obama ab. Man wird auf ihn schießen, doch ohne Silberkugeln ist das zwar schmerzhaft, aber niemals tödlich, solange er seinen Kopf behält. Eine hübsche blonde Frau wird einen Schreikrampf bekommen, die Kameras werden sie finden, sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen, und als sie in die Kameras blickt, bleckt sie ihr Vampirgebiss. Es könnte zu einer Panik führen, was wir nicht wollen, aber auch nicht vermeiden. Der Sicherheitsdienst wird nicht mehr wissen, wo oben oder unten ist, während auch Adrian in seine Vampirgestalt gemorpht ist. Nun haben wir Obama am Wickel. Nach wie vor wird niemand auf uns schießen. Wir sind schnell, Scharfschützen haben keine Chance und wenn schon, schaden uns die Kugel kaum. Wir schnappen uns Obama an den Achseln und springen mit ihm, wie es Vampire können, über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Roggs bahnt uns den Weg und wir verschwinden in einem gepanzerten Übertragungswagen meines eigenen TV-Senders. Dort werden wir Obama interviewen, er wird vor meiner Kamera seine Untaten gestehen – und sterben!«
Ich war erstarrt. Spürte, wie sich mein Mund langsam öffnete. Sagte: »Ihr seid verrückt.«
Eva kam zu mir und strich mir über den Nacken. »Wir haben vermutet, dass du so reagierst.«
Christopher lächelte scharf. »Das ist alles ein bisschen viel für dich, nicht wahr?«
»Moment, Moment mal …« Ich sprang auf. »Welchen Nutzen hat die ganze
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