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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Letius, und dann kam er auf mich zu. Er reichte mir die Hand und lächelte. Dabei entblößte er zwei wunderschöne Reißzähne, die nur einen fingerbreit länger waren als seine anderen Kauwerkzeuge. »Du erinnerst dich nicht mehr an mich?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Darian, der Dunkle. Du hast dich gemacht. Bist noch eindrucksvoller als auf dem Titelcover des Melody Maker .«
    »Yepp. Scheißzeitung. Zu viel Britpop!«
    »Als ich dich das letzte Mal sah, warst du mir ähnlich, jetzt allerdings kann man uns kaum noch voneinander unterscheiden.«
    »Mmh.«
    »Wollen wir uns setzen?«
    Roggs und Eva warfen sich auf eine gemütlich wirkende Couch. Christopher führte mich zu einem Sessel, einer von zweien. Er nahm auf dem anderen Platz, mir schräg gegenüber. Er blickte mich an und schien genauso erstaunt zu sein wie ich. Er nickte und lächelte. »Sie haben gute Arbeit geleistet.«
    »Oh ja, das haben sie«, flüsterte Eva.
    »Dann ist es also so weit. Ihr fragt euch vielleicht, warum ich nicht erstaunt bin, dass ihr hier seid? Nun – eure Schwingungen wehten euch voraus. Ich wob stille Magie und fing sie ein. Stellt euch meine Freude vor …«
    Das sagte er völlig freudlos und nun begriff ich den Unterschied. Er war zweihundert Jahre alt. Er war ein Vampir. Er mochte aussehen wie ich, doch seine Ausstrahlung war reif, war gesetzt, war die eines Wesens, dass viel, vielleicht zu viel gesehen hatte. Christopher Vandenbeer genoss seine Tage nicht, sondern er brachte sie hinter sich. Er hatte nur eine Ahnung von Optimismus, denn er hatte zu viel Leid und Blut gesehen, erlebt, geschmeckt. Vielleicht hockte er nicht sinnierend und philosophierend über einer einsamen Kerze, zuzutrauen jedoch war es ihm.
    Gegen ihn war ich ein Springinsfeld, ein großmäuliger Jüngling, ein Dreißigjähriger, der krampfhaft versuchte, jung zu bleiben. Mann, hatte ich Glück gehabt!
    »Und was wird jetzt abgehen?«, fragte ich. »Warum braucht ihr unbedingt mich dafür?«
    Roggs’ Kopf ruckte herum.
    »Ich habe es ihm gesagt«, erklärte Eva.
    Christopher saß kerzengerade da. »Mir scheint, Darian braucht ein paar Erklärungen.«
    »Ja, in der Tat«, sagte ich. »Bei mir herrscht akuter Erklärungsnotstand und jetzt will ich wirklich mal wissen, für was wir heute Nacht unseren Hintern riskiert haben.«
    Christopher hob die Brauen. Gott sei Dank hörte er nicht Grateful Dead. Im Gegenteil war es fast unnatürlich still in der Villa. Was wollte ein einsamer Mann mit einem so großen Haus? Na ja, immerhin besser als ein Schloss.
    »Ich vermute, die Grundzüge kennst du?«, fragte der Vampir.
    »Alles, bis auf unseren Plan«, ergänzte Eva. Ihr Blick strich über uns hinweg wie ein kühler Hauch.
    Christopher strich sich mit der Handfläche übers Kinn. »Okay.« Er blickte mich an. »Was wir wollen, ist Folgendes, Frank Norton.«
    Ich blinzelte. Was sollte das denn nun schon wieder?
    »Wir wollen, dass du den Präsidenten der Vereinigten Staaten tötest!«

14

    Es gibt im Leben Aufgaben, die es zu erfüllen gilt. Man baut ein Haus, man zeugt ein Kind oder trägt es aus, man schreibt ein Buch oder man beraubt eine Bank. Dass alles ist einigermaßen akzeptabel. Nur ganz wenige ehrenwerte Mitbürger bekommen den Auftrag, den Präsidenten zu ermorden. Genauer gesagt, eigentlich niemand!
    Und wenn man uns erzählt, es sei ein Mitbürger gewesen, darf man getrost davon ausgehen, dass es gelogen ist. Ich möchte jetzt nicht über das Rätsel der drei Schüsse reden oder über plötzliche Todesfälle bei Gerichtsüberstellungen, auch nicht darüber, dass ein paar muselige Tropfnasen hoch komplizierte Flugzeuge in Hochhäuser fliegen und diese Häuser exakt und angemessen in sich zusammensacken, als hätte man sie gesprengt – wenige Wochen, nachdem diese Häuser für Unsummen gegen Terroranschläge versichert wurden, nein, nein!
    Mir geht es lediglich darum, deutlich zu machen, wie es ist, wenn man mit diesen Undingen auf eine Stufe gestellt wird oder besser – wenn man eine Aufgabe gestellt bekommt, die unmöglich zu erfüllen ist. Ich sagte unmöglich !
    Außerdem hatte ich keine Ahnung, warum ich den schwarzen Mann um die Ecke bringen sollte, schließlich hatte er mir nichts getan.
    »Es geht nicht um Obama«, sagte Christopher. »Es geht um ein Exempel, das wir statuieren müssen.«
    Eva nickte und Roggs, der dies alles schon wusste, gähnte.
    »Ein Exempel«, stotterte ich. »Und wie soll ich das tun?«
    »In zwei Tagen hält der

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