Hard Rock Vampir
runter. Der Dodge machte einen Sprung, sog mindestens eine Galeone Sprit ein und rülpste sie wieder aus, indem er wie ein tödliches Geschoss auf die winkenden und zappelnden Uniformierten zuraste.
Die Sterblichen rannten zur Seite, und ein quer stehender Wagen näherte sich uns wie eine Betonwand, an der wir zerschellen würden.
Roggs gelang es, unser Fluchtfahrzeug genau vor den Bullenautos zu stoppen, er drehte sich in Gegenrichtung – und wieder ein Kuss und wieder die Fliehkraft – und dann stand er dort und brummte und röhrte wie ein Dämon aus der Motorenhölle.
Aus den Seitenfenstern sah ich Polizeigesichter, weit aufgerissene Augen und einen, der seine Waffe hob. Ich nahm Evas Kopf und drückte ihn in meinen Schoß, und bevor sie sich über diese anzügliche Geste aufregen konnte, trafen zwei Kugeln den Wagen, von denen eine das Seitenfenster zerschlug und haarscharf über meinen Kopf durchs andere Fenster in die Freiheit sauste.
Roggs tat, als wäre nichts geschehen.
Der Dodge pumpte und zitterte, bebte und wartete, wie Stephen Kings Christine auf Speed.
»Mann, hau ab!«, schrie ich. »Die knallen uns ab!«
Der Hubschrauber näherte sich. Niedrig, nicht mehr als zwei Meter über der Straße, und ich sah tatsächlich die weiße Fresse des Majors, der fröhlich grinste, da er annahm, wie würden uns ergeben. Der Heli schwubberte auf der Stelle, und bevor er sich zu Boden senkte, gab Roggs Gas.
Mit höllischem Lärm raste der Motor in ungeahnte Drehzahlen, Roggs ließ die Handbremse los und es stank nach Gummi und Sprit und wir schossen unter dem Heli entlang, wobei wir dessen Kufen mit dem Dach soeben berührten, aber genug, um den Piloten zu verunsichern, der den Heli hochriss. Hinter uns drehte und taumelte die Kampfwespe und sank mit der Nase nach unten, wo sie in einem Lichtblitz aufschlug.
Wir hatten ihn aus dem Gleichgewicht gebracht und er war abgestürzt.
Leute sprangen aus der Kanzel, rannten davon, und als wir alles das aus dem Sichtfeld verloren, blendete uns eine Explosion.
»Wow!«, entfuhr es mir. Mehr sagte ich nicht.
Roggs grinste und seine Finger spielten gelassen am Lenkrad. »Denen haben wir’s gezeigt«, sagte er. Mann, eine Zigarette in seinem Mundwinkel hätte dem Ganzen die Krone aufgesetzt. So jedoch wirkte er plötzlich wieder wie Ken.
Eva schüttelte sich, und als wir aus dem Rückfenster blickten, stellten wir erleichtert fest, dass wir entkommen waren.
Vorerst.
13
Wir fuhren die Interstate 5 an der Küste entlang. Schon auf Höhe von Encinitas ging die Sonne auf, und als wir in San Diego einfuhren, erhob sie sich hinter den Häusern, was ein traumhafter Anblick war.
Wir parkten am San Diego River, der mitten durch die Stadt führt. Roggs vertrat sich die Beine und Eva saß neben mir auf einer Parkbank. Eigentlich eine romantische Situation, nicht wahr? Ich hätte sie küssen sollen, hätte nachfragen sollen, wie das mit dem Lieben gemeint war, stattdessen fragte ich: »Und wo finden wir diesen Christopher?«
»Er lebt am Randes des Anza-Borrego-Wüstenparks.«
»Warum weißt du das und sonst niemand?«, wollte ich dringend wissen.
Sie schlug die Augen nieder. Liebe Güte, ich ahnte es. »Und wie alt warst du damals?«
»Alt genug«, sagte sie tonlos.
»Mmmh.«
Ihr Kopf ruckte hoch. »Erzähl jetzt bloß keinen Bockmist«, zischte sie. »Er hat meinen sogenannten Vater gehasst. Schließlich war er sein Gefangener. Er musste mit ansehen, was aus ihm gemacht wurde und er entwickelte ein sehr intensives Gefühl zu uns, zu seinen … verdammt, ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Und falls du das meinst, nein, wir hatten nichts miteinander.«
Aha!
»Er war mir lediglich nahe, was sich wohl kaum vermeiden lässt, wenn man die Gene eines Vampirs hat. Er ist mehr als ein Bruder, er ist …«
»Dein Vater?«
»So würde ich es nicht sagen, eher mein Onkel. Er hat mich stets gut behandelt und er war voll Mitleid mit mir, mit Roggs, mit Jake und auch mit dir.«
»Ich erinnere mich nicht an ihn.«
»Wie auch? Du bist derjenige von uns, bei dem die Behandlung sofort anschlug. Deshalb bist du für die Leute von Hangar IV auch der Einzige, der Christopher ersetzen kann. Noch ein paar Jahre und du bist genauso wie er. Ein echter Vampir.«
»Ist das sicher?«
»Ja.«
»Nicht schlecht …«, murmelte ich. »Dann habe ich zumindest noch zweihundert Jahre vor mir.«
Sie grunzte. »Von wegen … diesen Punkt konnte man aus deiner menschlichen DNA nicht
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