Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
und das Paradies liegen nicht in der Zukunft, denn du hast keine Zukunft. Es gibt keine Zukunft für dich. Es gibt für niemanden eine Zukunft. Es gibt überhaupt keine Zukunft. Die Zukunft ist nichts als eine Idee.
Du kannst nicht im Paradies leben – aber du lebst genau hier. Mach’s zu deinem Paradies oder mach’s zu deiner Hölle. Die Wahl liegt ganz bei dir. Wirklich.
Was also ist echtes Zen und wie kann jemand, der nicht viel über den Buddhismus weiß, das Echte von den Büchern trennen, die sich um entrückte Glückszustände und Acid-Trip-artige Erfahrungen drehen, welche gewisse traurige, fehlgeleitete Gestalten „Erleuchtung“ nennen? Tja, auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Aber halte nach dem
E
-Wort Ausschau. Erwarte nicht zu viel davon. Und nimm dich in Acht vor den Leuten, die dir erzählen wollen, sie hätten sie (die Erleuchtung) und du nicht. Und hüte dich ganz besonders vor denjenigen, die behaupten, sie könnten sie dir geben. Die beste Faustregel ist immer noch, die Fähigkeit zu kritischem Denken zu nutzen, die man dir in der Schule beigebracht hat. Ob du Vorkenntnisse in buddhistischen Studien hast oder nicht, ist völlig irrelevant. Tatsache ist, dass es schwer ist, eine andere Gruppe von Leuten zu finden, die den Buddhismus gründlicher missverstehen als buddhistische Gelehrte. Und oft ist es leider so, dass du fast schon damit rechnen musst, dass der bekannteste Gelehrte meist derjenige ist, der seinen Kopf am tiefsten im eigenen Arsch stecken hat. Hinterfrage, was du liest und hörst, bohre tief und ständig nach. Akzeptiere nichts, nur weil andere Leute es glauben oder es schön ausgedrückt ist oder weil es schon seit zwanzig, zweihundert oder zweitausend Jahren die Runde macht. Und hinterfrag
das hier
definitiv auch. Aber geh mit deinen Fragen den ganzen Weg zu Ende: Hinterfrag’ deine Schlüsse, deine Urteile und deine eigenen Antworten. Schau’ dir deinen eigenen Glauben, deine eigenen Vorurteile, deine eigenen Meinungen an – und sieh sie als das, was sie sind.
Wenn du das nicht tust, kann die Wahrheit nie erscheinen. Und wenn sie nicht auf eine Weise erscheint, in der du sie persönlich und ohne Vorbehalt ergreifen kannst, dann hat diese Welt nicht die geringste Chance.
Doch wenn du wirklich gewissenhaft
alles
hinterfragst, wenn du deine Fragen lange und ehrlich genug verfolgst, wird eine Zeit kommen, in der dir die Wahrheit vor den Kopf klatscht und du’s
wissen
wirst.
Aber lass mich dir eine Warnung geben, wobei es dir, wie bei allem anderen, was ich sage, völlig frei steht, sie zu ignorieren: Die Wahrheit wird nicht das sein, was du dir darunter vorgestellt hast. Nicht einmal annähernd. Und vielleicht wirst du dir wünschen, sie nicht so lange verfolgt zu haben. Doch wenn du sie einmal gefunden hast, wirst Du nie wieder in der Lage sein, vor ihr davonzulaufen oder dich vor ihr zu verstecken. Du wirst keine andere Wahl haben, als ihr ins Gesicht zu sehen.
* Anm. d. Übersetzers: „Gimme Some Truth“ (Raus mit der Wahrheit) ist ein Protestsong, verfasst und eingespielt von John Lennon auf seinem Album „Imagine“ (1971).
DER TROTTEL
UND DIE GOTTHEIT
Mein gesamtes Leben habe ich damit verbracht,
mich zu fragen, wer sich wohl
hinter meinem Gesicht verbirgt. 2
„Original Me“ von
All
vom Album
Breaking Things
AUTOBIOGRAPHIEN NERVEN. Sie entwickeln sich überaus gern zu selbstbezogenen, egozentrischen Übungen in Selbstgefälligkeit. Und lässt man das mal beiseite, so unterstützen Autobiographien außerdem die äußerst unbuddhistische Sichtweise, dass menschliche Wesen individuelle Gebilde seien, die losgelöst vom Rest des Universums handeln. Das ist Unsinn. Du
denkst
bloß, du hättest einen eigenen Geist, mein Freund. Doch so was gibt’s nicht.
Aber manchmal haben ein paar autobiographische Details einfach ihren Platz in einem größeren Bild und darum werde ich nun ein paar davon mit dir teilen. Wie wär’s damit, wenn ich mit einer kleinen, herzerwärmenden Geschichte von einem spirituellen Meister beginne, den ich mal kannte?
Damals in den frühen Achtzigern war ich der typische pickelgesichtige College-Trottel im ersten Semester an der Kent State University – ein Campus, dessen fragwürdiger Ruhm sich darauf gründet, dass die
Ohio National Guard
dort 1970 während einer Antikriegsdemo vier Studenten niedermetzelte. Wie viele Leute in meinem Alter war ich auf der Suche nach einem spirituellen Weg.
Eines Tages wurde ich auf
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