Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
einen Flyer aufmerksam, der ankündigte, dass die Hare-Krishnas kostenlos vegetarische Kochstunden auf dem Campus anboten. Nun ja, ich war seit meinen frühesten Highschool-Zeiten ein Beatles-Fan und wusste, dass George Harrison es echt mit den Hare-Krishnas hatte. Ich besaß sogar ein Exemplar des Buches
Krishna: Der höchste persönliche Gott
vom Gründer der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein, A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada – weil George Harrison das Vorwort dazu geschrieben hatte. Und daher kannte ich die Geschichte, wie Prabhupada, ein armer aber frommer indischer Mönch, in den frühen Sechzigern nach Amerika kam und im gesamten Westen eine große Anzahl Anhänger für seine charismatische Sorte Hindu-Mystizismus gewann. Beatle-George hatte zugunsten der Krishnas die transzendentale Meditation an den Nagel gehängt. Ich wusste also, dass ich die Jungs mal antesten musste.
Der Typ, der die Kochstunden gab, war zufällig der Vorsitzende des Hare-Krishna-Tempels in Cleveland. Er war ein Anglo-Amerikaner, hatte aber einen „spirituellen“ indischen Namen, an den ich mich nicht erinnern kann. Doch ich erinnere mich daran, dass er uns erzählte, wie sein „spiritueller Name“ von seinem spirituellen Meister ausgewählt worden war, weil er ähnlich klang wie sein „Karma-Name“, und der war Terry. Ich war von diesem Typen echt beeindruckt. Er hatte die safranfarbenen Roben, den rasierten Kopf und diese sanfte spirituelle Art zu reden, die einen wissen ließ, dass man es mit jemandem zu tun hatte, der wahrhaftig einen außerordentlichen Zustand des inneren Bewusstseins erreicht hatte. Ich weiß noch, wie ich zu seinen Füßen gesessen habe und dachte „Oh Mann, ich könnte einfach ewig hier bleiben und so viele wundervolle Dinge lernen.“ Er hatte all das, was einen heiligen Mann aus einer mystischen östlichen Tradition ausmachen sollte.
Ein Jahr später sah ich Terrys Foto in der Zeitung. Er war auf der Flucht vor den Bullen, die ihn im Zusammenhang mit einem bizarren Mord in West Virginia suchten.
DANACH HABE ICH DAS INTERESSE AN HEILIGEN LEUTEN AUFGEGEBEN. Guck dir doch die Führer all der großen Todes- und Verdammniskulte an:
Al Qaida, Aum Shinri Kyo, Heaven’s Gate
, die
Branch Davidians
. Sie alle haben ihre hübschen Klamotten und diese ruhige, bedächtige Art zu sprechen. Sehr trostspendend, sehr beruhigend. Kein Wunder, dass so viele Leute diese Typen so sehr liebten, dass sie bereit waren, ihr Leben dafür zu geben, den geistesgestörten apokalyptischen Visionen einer neuen und besseren Zukunft zu dienen.
Ich bin auf diesen Betrug im College reingefallen, und ’ne ganze Menge Leute fallen da immer noch jeden Tag drauf rein. Es ist eine Schande, wie einfach die Leute darauf reinfallen. Aber das geht jetzt schon seit Tausenden von Jahren so, also muss es wohl in einem tiefen, allen Menschen gemeinsamen Bedürfnis wurzeln. Ich hege keinerlei Zweifel, dass die großen Fanatiker vergangener Zeiten genauso schmierig und korrupt waren wie die Cadillacs sammelnden, rumhurenden Parasiten unserer Zeit. Die Vorfahren der heutigen spirituellen Bauernfänger haben eine lange, lange Geschichte.
Daher war ich, als ich zum ersten Mal mit echtem Buddhismus in Kontakt kam, sehr erstaunt zu erfahren, dass im Gegensatz zu jenen Typen Buddha von seinen Schülern niemals verlangte, irgendetwas, dass er sagte, zu akzeptieren, nur weil er es gesagt hatte. Er erzählte niemals jemandem, dass da irgendeine Art von Belohnung nach dem Tod warten würde, falls man ihm glauben würde, oder eine Strafe, falls man ihm nicht glauben würde. Er erzählte den Leuten nur, was er aus seiner eigenen Erfahrung gelernt hatte, und lud die anderen dazu ein, es selbst auszuprobieren, weil sie es möglicherweise nützlich finden könnten.
Er lehrte eine Methode, durch die das Individuum die Wahrheit unmittelbar erfahren konnte. Das Wort, das Buddha für diese Methode verwandte, war
Dhyana
; in Japan nennen wir es
Zazen
oder einfach nur
Zen. Dhyana
wird manchmal als „Meditation“ übersetzt, aber es ist nicht das, was du vielleicht denkst.
TERRY WAR ZWAR GANZ OFFENSICHTLICH EIN BAUERNFÄNGER, doch meine eigene Suche hatte bereits sehr lange vor meiner Begegnung mit ihm begonnen, und ich hatte nicht vor, die ganze Sache so einfach hinzuschmeißen. Seit dem dritten Schuljahr war ich von dem Problem, die Wahrheit zu finden, besessen. Als Kind kam ich mit allen möglichen Arten bizarrer Theorien daher (und
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