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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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genommen. Aber von dem Gebrauch dieser Waffe verstand er nichts. Sie erschien ihm unhandlicher als seine Keule, und er warf sie wieder weg.
    Harka ließ sich keine Bewegung in dem Kampfgewoge entgehen. Er beobachtete, wie die gefährliche und ihm verhaßte Waffe des Panihäuptlings wieder ins Gras fiel. Die Mustangs der Kämpfenden trampelten mit ihren Hufen darauf herum. Schnell entschlossen warf der Junge Untschida den Zügel seines Schecken zu und glitt von dem Mustang herab. Geduckt rannte er zu der kämpfenden Gruppe; niemand hielt ihn auf. Er wagte sich zwischen die Hufe der zornig und wirr stampfenden Pferde, deren Fell vom Blut der kämpfenden Reiter bespritzt war. Er erhielt einen Hufschlag gegen den Arm, aber die Wirkung überwand er in der Erregung rasch, und er hob die Flinte vom Boden auf. Sie war viel schwerer, als er geglaubt hatte. Mit einem Riemen war sie nicht versehen. Er nahm sie unter den Arm und rannte damit weg, so schnell wie noch nie in seinem Leben. Er sprang auf sein Pferd und stieß einen hellen höhnischen Siegesruf aus. Im gleichen Augenblick hatte er dem Pferd die Fersen gegeben, so daß es mit einem großen Satz zum Galopp ansetzte und dann über die Prärie davonstob. Harka war sich klar darüber, daß er mit seiner Beute jetzt das Ziel eines Angriffs der feindlichen Krieger werden mußte. Eben das bezweckte er; er wollte auf diese Weise dazu beitragen, die Feinde in Einzelaktionen zu zerstreuen und ihre Übermacht wirkungslos zu machen.
    Im Reiten erkannte Harka, daß Hawandschita und mit ihm der Zug der Frauen und Kinder sich in Bewegung setzte. Die Rutschen mit Zeltstangen, Zeltplanen, Kleidungsstücken, Töpfen und Werkzeugen blieben im Gras liegen. Ein Teil der Hunde machte sich darüber her, um nach Freßbarem zu suchen, andere liefen mit den Frauen und Kindern.
    Harka schrie noch einmal laut, um die Feinde herauszufordern, und hielt seine Beute in die Höhe, so daß sie für alle sichtbar war. Ein zorniger Ruf und dann ein vielstimmiges heiseres Geschrei aus den Gruppen der Pani bezeugte, daß man dort aufmerksam geworden war. Pfeile surrten hinter Harka her. Gewandt wie ein Krieger hing er sich auf die dem Feinde abgewandte Seite seines Pferdes, um seinen Körper nicht als Ziel zu geben. Die Pfeile surrten über den Pferderücken weg. Harka gewann mit seinem Tier den Schutz einer Anhöhe und hielt an, um zu lauschen und die Flinte, die ihm fast entglitten war, besser zu fassen. Schon hörte er den Hufschlag der Reiter, die sich zur Verfolgung aufgemacht hatten. Er schätzte, daß es sechs oder sieben waren. Mit einem Ruf feuerte er sein Tier zu neuem Lauf an. Der Schecken war sehr schnell, und es entsprach seinem tierischen Instinkt, das Geschrei und den Kampf zu fliehen. Der Knabe hatte als Reiter nur ein geringes Gewicht, und er jagte den Hengst mit verhängtem Zügel über die Prärie. Das Pferd hatte den Kopf weit vorgestreckt; die Nüstern waren aufgerissen, der Windzug griff in Mähne und Schweif. Harka schmiegte sich an den Hals des Tieres. Als er zurückschaute, erkannte er die Verfolger auf dem Kamm der Anhöhe. Sie schrien vor Zorn, und zwei legten wieder den Pfeil an, aber Harka war schon außer Schußweite; 350 Meter waren von einem galoppierenden Pferd rasch zurückgelegt. Die gefiederten Todesboten mit ihren Spitzen und Widerhaken fielen wirkungslos hinter ihm ins Gras. Harka richtete sich auf und hielt noch einmal die Flinte in die Höhe, um die Verfolger zu verspotten. Da knallte es, ohne daß der Dakotajunge ahnte, wie er den Schuß ausgelöst hatte. Die Flinte entfiel ihm infolge des Rückstoßes und auch infolge seiner Verblüffung. Aber die Wirkung des Knalles war groß. Die Verfolger glaubten offenbar, daß Harka die geheimnisvolle Waffe ihres Häuptlings handhaben könne, und verschwanden schleunigst von der Anhöhe. Harka bremste sein Tier und lenkte es zurück, um sich die Flinte wiederzuholen. Er brauchte nicht abzusteigen. Mit dem Fuß in der Haarschlinge, die am Rist des Mustangs befestigt war, hing er sich hinab und hob mitten im leichten Galopp die Flinte aus dem Gras. Stolz setzte er sich auf und ritt auf den Kamm der Anhöhe, von dem die Verfolger verschwunden waren.
    Von hier aus konnte er das Kampffeld wieder übersehen.
    Die Frauen und Kinder waren mit Hawandschita schon ein großes Stück weitergeritten und außer unmittelbarer Gefahr. Sie konnten nur noch bedroht werden, wenn die Krieger der Pani über die Dakota siegten.
    Die Reiterlinien

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