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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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vieles sagen, was in Harka schwere Gedanken wach werden ließ.
    »Mein Freund Langspeer wohnte mit einem Teil der Cheyenne auf einer Reservation«, berichtete er, jedes Wort überlegend. »Das ist ein Land, auf dem nur Indianer wohnen dürfen. Die weißen Männer haben es ihnen angewiesen. Kein weißer Mann darf dieses Gebiet betreten, wenn er nicht die Erlaubnis des Großen Vaters der weißen Männer in Washington dazu erhält, aber auch kein Indianer darf dieses Gebiet ohne eine solche Erlaubnis verlassen. Die Indianer, die dort wohnen, jagen nicht, sondern erhalten ihre Nahrung vom Großen Vater, auch züchten sie zahme Büffel und ziehen eßbare Pflanzen. Sie führen keine Kriege, und sie haben nicht viel zu beraten, weil alles über ihr Leben entschieden ist.«
    »Und dort wollte Langspeer nicht bleiben?«
    »Er hatte Sehnsucht nach der großen Wildnis. Ich durfte die Reservation besuchen, und der Große Vater hat mir auf meine Bitte die Erlaubnis gegeben, Langspeer mit mir zu nehmen.«
    »Ja – gut«, sagte Harka und dachte an den ernsten, schwermütigen Zug um die Lippen des Cheyenne. Langspeer war ein junger Häuptling, der die Zelte seines Volkes verließ, weil er nicht mehr leben wollte, wo die Männer nicht jagen, nicht kämpfen, nicht beraten durften. So etwas gab es – eine solche Gefangenschaft roter Männer. Hawandschita hatte den Jungen von dergleichen einmal berichtet, aber nicht deutlich genug, und Harka hatte es nur angehört wie Sagen. Jetzt aber hatte er einen roten Mann gesehen, der aus einer solchen Gefangenschaft kam.
    Der Maler erkannte, wie bedrückt das Kind von diesen Nachrichten war, und er suchte es wieder zu ermutigen. »Harka, du brauchst nicht zu fürchten, daß ein solches Schicksal auch die Dakota ereilt. Eure großen Häuptlinge haben einen Vertrag mit dem Großen Vater der weißen Männer in Washington geschlossen, daß das Land rings um die Black Hills und noch weithin bis Platte und Missouri im Besitz der sieben Dakotastämme bleiben wird.« Harka atmete auf. Er dankte stumm und zog sich mit Kraushaar wieder in den Hintergrund des Zeltes zurück. Er nahm Kraushaar das Versprechen ab, daß dieser ihn die Sprache der weißen Männer lehren werde. Gleich am nächsten Morgen wollten sie damit beginnen. Denn es ärgerte Harka, daß er in der Unterhaltung mit dem Gelbbart auf einen Dolmetscher angewiesen war.
     
     
     

 
Ein Grizzly
     
    Am zweiten Tag nach dem Auszug der Jäger kam Schonka um die Mittagszeit im Dauerlauf vom Kundschafterdienst zurück. Harka, Harpstennah und Kraushaar beobachteten ihn, wie er zu den Zelten herbeieilte und nach dem stellvertretenden Häuptling, dem Bruder Mattotaupas, fragte. Kraushaar ging hin und sagte Schonka Bescheid, daß er den Gesuchten im Zelt von Fremde Muschel finden könne. Schonka begab sich dorthin, und die Jungen rätselten, was für eine Meldung er wohl bringen würde. Es dauerte nicht lange, bis sie es erfuhren. Schonka, Fremde Muschel und Mattotaupas Bruder kamen nach wenigen Minuten aus dem Zelt heraus und riefen die Krieger zusammen. Es wurde dabei laut genug gesagt, so daß auch die Jungen es verstehen konnten, Schonka habe Bärenspuren etwa drei Pfeilschüsse weit nördlich des Pferdebaches entdeckt. Sie seien nicht mehr frisch, aber der Abdruck einer riesigen Bärentatze, ohne Zweifel der eines Grizzly, sei an einer lehmigen Stelle unverkennbar gewesen.
    Im Dorf wurde es lebendig wie in einem Ameisenhaufen, in den ein Stück Holz geworfen wird. Harka pfiff die Jungen Hunde zusammen, ein Bursche die Roten Federn. Die Krieger versammelten sich um den Bruder Mattotaupas und Fremde Muschel. Bei diesen fand sich auch der weiße Mann mit seiner Flinte ein.
    Harka, Kraushaar und Harpstennah hielten sich möglichst in der Nähe der Männer, die miteinander berieten.
    »Kann dein Mazzawaken einen Bären töten?« fragte der Bruder Mattotaupas den Gelbbart. Fremde Muschel dol- metschte.
    »Wenn ich das Herz oder unmittelbar ins Hirn treffe – aber dies ist nur eine Flinte, und der Schädel eines Grizzly ist hart.«
    »Also ist deine Waffe nicht mehr wert als Pfeil und Bogen, und du magst bei unseren Zelten bleiben.«
    »Wie du meinst.«
    Gefiederter Pfeil wählte sich sieben Krieger aus, mit denen er, bewaffnet mit Speer und Bogen, die Bärenspur zunächst einmal in Augenschein nehmen wollte. Um keine Fährte zu verderben, ritten die Männer nicht, sondern gingen zu Fuß.
    Als sie verschwunden waren und die Ansammlungen der

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