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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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und Rachels Abschlussklasse unterwiesen. Rachel saß im Schneidersitz vor ihren 15 Schülern. Sie hatte darüber nachgedacht, was sie sagen sollte, hatte mit Astronaut und Treesa darüber geredet, doch nun hatte sie einen trockenen Mund, und es fiel ihr schwer, einen Anfang zu finden. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, schluckte und sagte laut: »Wir sind wichtig! Was wir hier auf Selene tun, ist wichtig! Wir erschaffen uns eine Heimat.«
    Die Hälfte der Klasse beobachtete sie eingehend. Einige der Jungen im Hintergrund unterhielten sich im Flüsterton miteinander. Rachel hob die Stimme. »Ich weiß, dass es so aussieht, als arbeiteten wir einzig und allein für die Räte. Wir tun, was sie von uns verlangen, und im Gegenzug füttern sie uns und kleiden uns ein –«
    Sam, einer der Jungen im Hintergrund, hob die Hand. Er hatte die ganze Zeit über Schwierigkeiten gemacht, und seine Verdrossenheit erinnerte sie an Andrew. Was sollte sie tun? Ihn ignorieren?
    »Sam?«
    Streitlustig erklärte er: »Wir haben keine andere Wahl. Niemand gibt uns eine!«
    Rachel erinnerte sich daran, was Treesa einmal zu ihr gesagt hatte. »Wir haben eine Wahl. Wir können uns aussuchen, wie wir damit umgehen. Besser noch, wir können uns als klüger herausstellen, als sie es von uns erwarten. Wir können Fragen stellen. Wir können so viel lernen wie möglich und ihnen zeigen, wie aufgeweckt wir sind.«
    Sam fiel ihn ins Wort: »Die Räte hören uns nicht zu.«
    Er hatte recht. Aber warum eigentlich? »Wenn sie uns Gelegenheiten geben, zu lehren und zu lernen, dann können wir auch Fragen stellen. Wir stellen nicht einmal uns selbst genügend Fragen. Wir nehmen hin, was immer man uns erzählt. Aber wir alle – jeder einzelne – haben schon mehr darüber gelernt, was wir hier tun, indem wir diese Klasse besucht haben.«
    »Fragen zu stellen wird uns nicht helfen«, sagte Sam. Aus seinem Tonfall hörte Rachel nun keine Streitlust mehr heraus, sondern Frustration. »Keiner von denen hört uns jemals zu. Selbst die meisten Erdgeborenen geben uns keine Antwort, wenn wir sie was fragen.«
    »Sam, lass mich ausreden. Die Räte haben ein Problem. Es gibt nicht genügend von ihnen, um hier sämtliche Arbeit selbst zu erledigen. Sie brauchen uns, damit wir ihnen helfen. Das werden sie nie zugeben. Aber ein paar von uns haben zwei und zwei zusammengezählt. Die Räte können ihre Ziele nicht erreichen, wenn sie nicht mehr von uns einsetzen, um Teams zu leiten. Dafür müssen wir bereit sein. Wir müssen gründlich lernen und hart arbeiten, um ihnen zu zeigen, dass wir mehr können als das, was sie uns im Augenblick tun lassen.«
    Sam hatte sich von ihr abgewandt und tuschelte mit seinen Freunden. Rachel sprach weiter. Es war ihr wichtig, die Kontrolle zu behalten, doch sie musste wenigstens einigen Mondkindern verständlich machen, worum es ihr ging.
    »Ich habe gesehen, wie viel manche von euch gelernt haben. Ein Weg, mehr zu lernen, besteht darin, dass man die Augen offen hält. Seid vorsichtig, und seid schlau. Ich nehme die drei besten Schüler für zwei Tage mit mir auf eine Exkursion ins Gelände. Ich hoffe, dass diejenigen, die hierbleiben, in der Zwischenzeit über das nachdenken werden, was ich gesagt habe, und willens sind, darüber zu reden, wie wir uns für die Räte nützlicher machen können. Nicht um des Rates willen, sondern um unserer selbst willen. Wir sind die Kinder von Selene!« Sie merkte sich, welche Schüler ihr zuhörten. Es waren genug … immerhin ein Anfang. Vielleicht würde es einige zum Nachdenken anregen.
    Sie ging mit der Klasse zu den Abschlussprüfungen über. Es gab keine Schülerparzellen zu begutachten; Rachel hatte keine Erlaubnis, den erweiterten Lehrplan, den Gabriel bei ihr benutzt hatte, zu übernehmen.
    Der Nachmittag ging vorbei; die Schüler verbrachten ihn tief über die Sensorfelder ihrer Armbandgeräte gebeugt. Im Anschluss schickte Rachel sie spielen und benotete alles sorgfältig, während sie unablässig nach Shane oder Star Ausschau hielt. Sie blieb am Rand der Wiese stehen und sah den Schülern zu. Diese waren unruhig und behielten sie ihrerseits im Auge.
    Rachel seufzte, kletterte auf die Empore und tat ihr Bestes, um sich ein offizielles Aussehen zu geben. Sie rief die Schüler herüber, um ihnen ihre Abschlussnoten zu verkünden. Sie hatte sich damit einverstanden erklärt, diese Rolle zu übernehmen, doch es gefiel ihr nicht. Nicht ohne Unterstützung. Shane oder Star hätten

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