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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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Mörder war gefasst und konnte ihr nichts mehr tun. Das, was eben passiert war, hatte nichts mit den Ereignissen der letzten Tage zu tun.
    »Hör zu, wenn ich meine Freundin Mai anrufe und Toby, lässt du das dann mit den Schulsanis?« Sie sah Carl bittend an. »Weißt du …«, sie zögerte absichtlich etwas, »ich hab gestern Abend ein bisschen zu viel Dope erwischt, fürchte ich. Vielleicht bin ich deswegen so neben mir gewesen, dass ich von der Hantelbank geknallt bin. Ich kann es mir nicht leisten, beim Bluttest durchzufallen.« Sie war selbst überrascht, wie leicht ihr die Lüge fiel. Sie hatte noch nie in ihrem Leben Drogen genommen und hatte auch nicht vor, das zu ändern.
    Carl sah dementsprechend verblüfft aus, nickte dann aber verständnisvoll. »Oh, klar«, sagte er. »Shit.« Er musterte sie noch einmal prüfend. »Und du fühlst dich wirklich fit?«
    Liv nickte eifrig. »Mir ist nicht schlecht. Und die Kopfschmerzen gehen auch.« Was definitiv genauso gelogen war, aber egal. Hauptsache, er glaubte ihr. »Mai kümmert sich um mich. Und heute Nachmittag gehe ich zum Arzt, dann müssten meine Blutwerte wieder in Ordnung sein.«
    Carl lachte. »Hey, ich fand dich schon immer tough. Aber das toppt alles.«
    Er ließ sie los und sie schwankte kurz, aber dann hatte sie sich wieder im Griff.
    Er hielt ihr sein Handy auffordernd hin. »Trotzdem – ohne Begleitung lass ich dich nirgendwohin gehen.« Er grinste. »Ruf deine Bodyguards an, dann entlasse ich dich.«

15
    Mai und Toby hatten Liv trotz aller Proteste zwischen sich genommen. »Hey, ich kann ganz gut allein gehen.«
    »Kannst du nicht.« Mai hatte manchmal den gleichen Tonfall drauf wie ihre strenge Mutter, die ihre einzige Tochter nach rigorosen Grundsätzen aufzog.
    Sie hatten die Sporthalle verlassen. Das Licht kam Liv grell vor, aber sie hatte das Gefühl, an der frischen Luft würden ihre Kopfschmerzen besser.
    »Wie spät ist es eigentlich?« Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
    Toby schaute auf seine Armbanduhr. »Zwanzig vor acht.«
    Liv sah ihn erstaunt an. Sie hätte geglaubt, dass viel mehr Zeit verstrichen war.
    Sie blickte zum Schulhof. Er war inzwischen voller Schüler, die lärmten, lachten, sich Neuigkeiten zuriefen. Es war wieder einer dieser typisch schwül-heißen Septembertage, viele der Jungs trugen T-Shirts, die Mädchen kurze Tops. Aber Liv fröstelte noch immer, wenn sie an den Fitnessraum und das, was dort eben geschehen war, zurückdachte.
    Sie passierten den alten Spielplatz, der mit seiner rostigen Schaukel und dem verfallenen Holzhäuschen selbst an diesem strahlenden Septembermorgen etwas Gespenstisches hatte.
    Bei der Unterstufe war er beliebt für Mutproben, aber kleine Kinder spielten darauf nie, bis auf den Sohn des Hausmeisters, der oft dort anzutreffen war. Auch heute saß er auf der Schaukel. Er war vielleicht acht oder neun Jahre alt, Liv konnte das nicht genau schätzen. Er hatte die Schaukel nicht in Bewegung gesetzt, sondern saß nur regungslos da und starrte nach oben, immer in die gleiche Richtung, auf ein Fenster im zweiten Stock.
    »Muss der eigentlich nicht in die Schule?«, sagte Mai und zog Liv schnell weiter Richtung Haupttor. »Keine Ahnung warum, aber irgendwie jagt mir dieses Kind Angst ein.«
    Toby nickte. »Ich weiß, was du meinst.«
    Wenig später hatten sie das Schulgebäude erreicht. Sie schoben sich durch die Menge der Schüler, die durch die Flure drängten und sich vor den Spinden zu kleinen Grüppchen versammelten.
    Liv spürte, wie Blicke sie trafen, Gesichter drehten sich neugierig zu ihr um.
    »Was starren die mich denn alle so an?«, flüsterte sie.
    Toby hakte sie noch fester unter. »Du hast eine höchst kleidsame Beule auf deiner Stirn«, entgegnete er amüsiert. »Außerdem darfst du nicht vergessen, dass du quasi Augenzeugin eines Mordes gewesen bist und dich seither so gut wie keiner zu Gesicht bekommen hat.«
    Liv schloss kurz die Augen.
    »Vorsicht, Zickenalarm!« Das war Mai.
    Der Flur war ein bisschen leerer geworden, sodass man freie Sicht auf ein langbeiniges blondes Mädchen in modischen Stiefeln hatte, das mitsamt einer kleinen Eskorte von Bewunderinnen auf sie zustrebte. Trish, das absolute It-Girl der Eerie High.
    »Liv, oh mein Gott, wie super, dass wir dich gleich treffen!« Ihre Stimme überschlug sich vor Neugier. »Wir wollen alles von dir wissen! Stimmt es, dass in eurem Vorgarten eine blutüberströmte Leiche lag? Und du hast sie entdeckt? Wie gruselig.

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