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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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hektischer, leiser. »Das Netz ist hier miserabel, ich versuch’s später noch mal.«
    Damit hatte er auch schon aufgelegt.
    Liv starrte ihr Handy an. Im selben Moment bremste der Ford ihres Bruders neben ihr.
    »Hi, Livvie«, sagte Jessie. Doch dann sah er ihr Gesicht und sein Blick verdunkelte sich sofort. »Was ist passiert?«
    Liv schüttelte nur den Kopf und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte sie.
    Jessie nickte wortlos und gab Gas.
    Liv lehnte sich im Sitz zurück. Noch immer schrillte die Stimme in ihrem Ohr, die Daniel nach dem Kaffee gefragt hatte. Sie kannte den Tonfall. Die Frau hatte exakt so geklungen wie Summer. Die in einem Diner in Eerie, Maryland bediente und ganz bestimmt nicht in Amherst, New York State.

17
    »Ich will ins Diner.«
    Jessie verzog das Gesicht. »Das ist keine gute Idee. Ich habe mich mit Summer gestritten.«
    »Umso besser.«
    »Muss ich das jetzt kapieren?«
    Liv starrte ihn von der Seite an. »Wusstest du eigentlich, dass Ethan wieder freigelassen wurde?«, fragte sie.
    Jessie sah angespannt auf die Straße. »Summer hat mich vorhin angerufen und erzählt, dass sie eine Aussage bei der Polizei gemacht hat. Deswegen haben wir ja überhaupt solchen Stress.« Er trommelte nervös auf dem Lenkrad herum. »Ich kapier nicht, wie sie den Typen in Schutz nehmen kann. Ethan ist der Einzige, der als Täter infrage kommt. Sie muss sich irren.«
    Liv schüttelte den Kopf. Ja, es deutete alles auf Ethan hin. Fakt war aber, dass er es nicht gewesen war. Sonst hätte die Polizei ihn nicht freigelassen. »Wenn sein Alibi nicht wasserdicht wäre, hätte die Polizei ihn nicht gehen lassen.«
    Jessie sah verbissen auf die Straße. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Summer ihn die ganze Zeit im Blick hatte.«
    »Musste sie ja auch nicht. Toby hat gesagt, die halbe Stadt hat ihn gesehen.« Liv griff sich an die Stirn und der Schmerz ließ sie aufstöhnen.
    Sofort bremste Jessie ab. »Was ist passiert, Liv? Was hat es mit dieser Beule auf sich? Du hast vorhin richtig panisch geklungen.«
    Liv blickte aus dem Fenster. Sie waren bereits an der Kreuzung Delaware und Oak Street angelangt. Schräg gegenüber lag das Diner, der rote Schriftzug sah in der hellen Sonne noch schäbiger aus als sonst.
    »Ich bin im Fitnessraum angegriffen worden. Heute Morgen. Vor der Schule.«
    »Was meinst du mit angegriffen?«
    »Jemand hat die Lampen ausgeschaltet. Ich hab versucht, in der Dunkelheit zur Tür zu kommen. Dann hab ich eine Stange in die Kniekehlen bekommen und bin gestürzt.«
    Ihr Bruder sagte gar nichts.
    Liv spürte, wie die Angst zurückkam und ihr Atem knapp wurde. Sie holte tief Luft. »Hör zu. Was, wenn es Ethan war?«
    Jessie legte seine Hände auf das Lenkrad und starrte durch das Fenster nach draußen. »Warum sollte er das tun?«
    »Sag du es mir! Du kennst ihn doch!«
    Jessies Fingerknöchel wurden weiß. »Vier einfache Worte, Liv, okay? Ich. Kenne. Ethan. Nicht. Hab nie etwas mit ihm zu tun gehabt.«
    Liv schwieg und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Sie war ja selbst nicht sicher, dass es Ethan gewesen war. Sie dachte an einen ehemaligen Nachbarn von ihnen, der wegen Betrugs ins Gefängnis gekommen war. Er musste nach seiner Haftstrafe aus der Gegend wegziehen, weil die Leute in der Russell Street ihm keine Chance mehr gaben.
    Sie wollte nicht so sein. Jeder hatte eine zweite Chance verdient. Und außerdem – als sie mit Ethan gesprochen hatte, hatte er nicht gewirkt, als habe er etwas gegen sie. Eher im Gegenteil. Bei keiner ihrer Begegnungen hatte er sie angegriffen. Sogar in der ersten Nacht war er einfach gegangen. Er hatte sie lediglich gewarnt. Die Frage war nur, wovor. Oder vor wem.
    Sie schaute zum Diner hinüber. Die Scheiben waren nachlässig geputzt, man sah die Schlieren im hellen Licht der Sonne.
    Sie wandte sich wieder ihrem Bruder zu. »Wartest du hier auf mich? Ich muss nur kurz etwas von Summer wissen. Bin gleich wieder da.«
    »Was willst du denn von ihr?«
    »Später.«
    Liv öffnete die Beifahrertür und ging hinüber ins Diner. Es war fast leer, wie so oft. Hinter der Theke stand nicht Summer, wie sie erwartet hatte, sondern ein junger Typ mit Glatze, der manchmal im Diner aushalf. Er blickte ihr gelangweilt entgegen. »Hat Summer heute keine Schicht?«
    »Die ist vor fünf Minuten gegangen.« Der Typ zuckte mit den Schultern. »Hat behauptet, ihr wär schlecht geworden.« Er schnaubte. »Wer’s glaubt.«
    Liv

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