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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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nicht mehr.
    Sie nahm ihr Handtuch und trocknete sich den Schweiß ab.
    Die hintere der großen Tageslichtlampen, die den Fitnessraum in helles Licht tauchten, brannte durch. Das glaubte sie zumindest im ersten Moment, doch fünf Sekunden später ging die zweite Lampe aus. Was zum Teufel? , dachte sie. Dann erlosch die dritte Lampe.
    Wieder nur eine oder zwei Sekunden Zeit dazwischen.
    Dann die vierte Lampe.
    Liv fuhr herum. Was ging hier vor sich? Jetzt brannte nur noch eine Lampe, direkt über ihr. Wie ein Spotlight war sie auf sie gerichtet – noch, dachte Liv, noch – und gerade, als sie losrannte, erlosch auch die letzte Lampe und der Fitnessraum war in vollkommene Dunkelheit gehüllt.
    Liv spürte, wie sich ihr Magen hob. Ganz instinktiv blieb sie stehen, sie konnte die Hand nicht vor den Augen sehen.
    Sie lauschte in die undurchdringliche Dunkelheit und fühlte, wie die Panik in ihr aufstieg, sie komplett zu lähmen drohte.
    War das da eben ein Geräusch gewesen?
    Ein Schaben auf dem Fußboden?
    Verdammt, Liv, steh hier nicht rum wie ein schockgefrorenes Kaninchen! Du bist keine zehn Meter von der Tür entfernt, du gehst da jetzt einfach raus und dann bist du in der Umkleide und da müssen auch Leute sein. Es ist bestimmt schon halb acht, bald fängt der reguläre Sportunterricht an, das kann doch alles nicht wahr sein.
    Das half. Sie setzte sich in Bewegung, Schritt für Schritt. Wenn sie die Richtung beibehielt, dann musste sie direkt auf die Tür stoßen.
    Liv war von klein an nachtblind. Ihr Bruder hatte sie oft damit aufgezogen, dass sie schon bei Dämmerung schlecht sah und nachts Gefahr lief, sogar gegen ein parkendes Auto zu laufen.
    Unwillkürlich streckte sie die Arme nach vorn. Keine Hindernisse vor ihr. Noch zwei Schritte. Noch drei.
    Nicht nachdenken, ob das hinter ihr ein Geräusch war. Nicht überlegen, wer die Lampen ausgeschaltet hatte. Erst einmal raus hier, dann konnte sie sich um den Rest kümmern.
    Sie stieß so hart mit dem Knie gegen eine Metallstange, dass sie um ein Haar gestürzt wäre. Sie fing sich gerade noch ab und unterdrückte einen Schrei. Der Schmerz zuckte durch ihren ganzen Körper, die Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Das war die Hantelbank gewesen, oder? Sie tastete sich vor, ihre Finger spürten dem kalten Metall nach, stießen auf Leder.
    Ja, das musste sie sein. Sie versuchte sich zu erinnern. Die Bank stand links, wenn man in den Raum kam, das hieß, die Tür musste rechts von ihr liegen.
    Wenn du in die richtige Richtung gehst.
    Sie biss die Zähne zusammen, rappelte sich hoch und machte wieder einen Schritt. Langsam, Liv, sobald du deiner Panik nachgibst, fällst du hin und verletzt dich vielleicht wirklich. Nur jetzt nicht durchdrehen!
    Wenn sie doch nur ihr Handy dabei hätte. Das gab genug Licht ab, um die Tür zu finden. Aber sie hatte es oben im Spind mit ihren Wertsachen eingeschlossen.
    Im Grunde war es auch so ganz einfach. Sie musste zu einer Wand laufen und sich daran entlangtasten. Wenn sie Glück hatte, erwischte sie gleich die richtige Richtung. Wenn sie Pech hatte, dann konnte nicht mehr passieren, als dass sie einmal den Raum umrunden musste. Vernunft. Das war es, was Liv immer ausgezeichnet hatte.
    Ein leises Klirren irgendwo hinter ihr ertönte und das war der Moment, als ihr plötzlich klar wurde, dass es eben nicht so einfach war. Denn jemand war hier in diesem Raum mit ihr. Das mit den Lampen war kein Zufall gewesen, das war Vorsatz, diese Erkenntnis bohrte sich mit einer Gewissheit in Livs Bewusstsein, dass sie fast aufgeschrien hätte.
    Aber gleichzeitig erwachte auch die Wut. Und damit kehrte ihr Verstand zurück.
    »Wer auch immer du bist, du wirst jetzt sofort das Licht anmachen«, sagte sie scharf. Wenn das einer dieser blöden Dummejungenstreiche von einem Typen aus den unteren Jahrgängen war – der Kleine würde dafür bluten. »Sofort.«
    Ein Kichern ertönte, es klang merkwürdig in der Dunkelheit, sie konnte nicht einmal zuordnen, ob es von einem Mann oder einer Frau stammte.
    »Jetzt! Ich zähle bis drei, dann geht das Licht an.«
    Stille.
    Liv setzte sich in Bewegung, hielt aber sofort wieder inne, weil ihre Turnschuhe, die ein quietschendes Geräusch auf dem Boden machten, ihren Standort verrieten.
    »Bis drei!«
    Und dann, was machst du dann?
    Sie hätte vor Frustration fast geschrien. Dieses fehlende Licht nahm ihr alle Sinne, verwirrte sie völlig, als ob nicht nur ihre Sicht betroffen wäre, sondern auch das Gehör.
    Sie

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