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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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nicht, warum sie zurückging und durch den Türspalt in die Turnhalle spähte. Sie wollte Daniel nicht sehen, oder? Wollte sich dem nicht schon wieder aussetzen. Aber sie hatte das Gefühl, sie musste sichergehen, dass sie sich getäuscht hatte.
    Vor dem Basketballkorb stand ein schlaksiger dunkelhaariger Junge. Sie kannte ihn flüchtig, er war im Jahrgang unter ihr, ein Sportfreak. Er warf einen Korb nach dem anderen. Und er war eindeutig allein.
    Liv schüttelte den Kopf. Was war nur in sie gefahren? Die betrogene Exfreundin, die glaubt, die Stimme ihres Lovers zu hören? Liv, das ist extrem lächerlich.
    Trotzdem.
    »Hey, hast du Dan gesehen?«, rief sie dem Jungen zu, der jetzt auf sie aufmerksam wurde.
    »Yo, Süße.« Der Junge hörte nicht auf, seinen Ball auf den Boden prallen zu lassen. »Welchen Dan?«
    »Komm schon, ich hab ihn doch eben gehört! Er war hier in der Halle.«
    Der dunkelhaarige Junge tippte sich an die Stirn. »Ich höre manchmal auch Stimmen. Die sagen mir, ich bin ein Alien und auf einer Mission, alle Mädels auf Erden zu vernaschen.« Er lachte dreckig. »Nein, Lockenkopf. Ich bin allein hier. Aber du darfst mir gerne Gesellschaft leisten.«
    Liv knallte kommentarlos die Tür zu, lief in die Mädchenumkleide, riss ihre Sportkleidung aus dem Spind und zog sie über. Verdammt, verdammt, verdammt! Sie musste diesen Nebel in ihrem Hirn endlich vertreiben, sonst würde sie sich noch vor der ganzen Schule zum Idioten machen.
    Sie nahm die Treppe in den Keller, wo die drei Fitnessräume lagen, die durch Türen miteinander verbunden waren. Die Sportgeräte schimmerten im hellen Licht der Lampen, die den Raum beleuchteten. Diese Kellerlage war mal wieder typisch für die Eerie High. Liv stellte sich unter guten Fitnessräumen riesige Zimmer vor, deren gläserne Fensterfronten den Blick nach draußen freigaben. Nicht so die Leitung der Eerie High. Aber wenigstens war das Licht okay, das pure Klischee wären jetzt noch kalte Neonröhren gewesen. Aber vor ein paar Jahren hatte man hier teure Tageslichtlampen eingesetzt, die wenigstens ein angenehmes Licht auf die Crosstrainer und Hantelbänke, die zwei Rudermaschinen und die Muskelbank warfen, die in dem schlichten, weiß gestrichenen Raum standen.
    Kalter Stahl, schwarzes Leder. Irgendwie erinnerten Fitnessgeräte Liv immer an Folterwerkzeuge. Oder an futuristische Gerätschaften in einem Sci-Fi-Film, Maschinen, die sich jeden Moment in Bewegung setzen und ihre Roboterarme schwenken konnten.
    Natürlich war auch hier kein Mensch. War ja mal wieder klar, bei ihrem Glück.
    Gott, wo waren die denn alle? Trainierten hier nicht normalerweise mehr Leute? Andererseits war es erst kurz nach sieben, wahrscheinlich trudelten spätestens in einer Viertelstunde weitere Schüler ein.
    Liv überlegte kurz, ob sie ihren Plan aufgeben sollte. Doch dann nahm sie sich zusammen. Entschlossen warf sie ihr Handtuch auf das erste Gerät in der langen Reihe, griff nach der Fernbedienung des Fernsehers und hörte erleichtert, wie der fröhliche Jingle der Morning Show die Stille durchdrang. Fünf Minuten später war sie mit ihrem Aufwärmprogramm fertig und fühlte sich bereits besser. Die Anspannung der letzten Tage fiel langsam von ihr ab und zurück blieb nur der Wille, die nächste halbe Stunde an nichts mehr zu denken.
    Sie hielt kurz inne und wechselte den Fernsehkanal. Ein Musikvideo lief, sie kannte den Sänger, das war dieser Idiot von Blue October. Hate me , ein Lied, das sie nie gemocht hatte, das Jessie aber liebte.
    Sie fand den Text schlichtweg armselig, ein Sänger, der seine Depressionen nicht auf andere Art loswerden konnte.
    Schnell schaltete sie wieder zurück. Die Morning Show -Moderatoren waren zwar nervig, aber in ihrer überdrehten Art zu reden auch schon wieder lustig.
    Sie erhöhte das Tempo und merkte, wie der Schwung des Steppers sie vorwärts trug. Ihr Puls ging schneller und sie fühlte, wie die ersten Schweißtropfen auf ihre Stirn traten.
    »Und in den Oaklands erwarten wir heute ein Reg –«
    Die Stimme der Wettermoderatorin brach abrupt ab.
    Liv sah irritiert hoch. Der Fernseher war mit einem Mal schwarz geworden.
    Lediglich das Sirren des Steppers war noch im Raum zu hören. Liv geriet aus dem Takt und stolperte. Mist! Fast wäre sie abgerutscht.
    Sie schaltete den Stepper aus, drückte ein paar Mal auf die Tasten der Fernbedienung, aber es tat sich nichts. Nicht, dass sie das erwartet hätte, die Signalleuchte am Bildschirm leuchtete

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