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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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Anwendung gegeben, und er war in eine Welt der skandinavischen Mythologie geschleudert worden — oder der skandinavischen Geschichte. Er war beinahe bereit, die erste Er-klärung zu akzeptieren.
    Diese Menschen sprachen mit großer Überzeugung von ihrem Ragnarök. Er war ein ausreichend guter Psychologe, um ihre Ernsthaftigkeit zu erkennen. Und der eisig-starre Blick, den er bei Odin und Heimdall kennengelernt hatte, war seines Wissens etwas, das außerhalb menschlicher Erfahrung lag. Es könnte sich um eine Form der Hypnose handeln, aber er bezweifelte, daß die Technik oder auch nur die Vorstellung von Hypnose alten Wikingerhäuptlingen bekannt war. Nein, sie hatten eindeutig etwas Übermenschliches an sich.
    Doch sie besaßen auch genügend menschliche Eigenschaften.
    Es dürfte die Fähigkeiten eines experimentellen Psychologen nicht übersteigen, sein Verhalten insoweit zu kontrollieren, daß er sie ein wenig analysierte und die Ergebnisse nutzte. Odin?
    Nun, er hatte sich zu den Toren der Hölle aufgemacht, und Shea hatte nicht den Wunsch, ihm dorthin zu folgen. Außer seinem Sinn für Autorität gab er ohnehin nicht viel her.
    Was war mit Loki? Eine verheerend scharfe Zunge, die auf einen gut funktionierenden Verstand hindeutete. Und auch eine gute Portion Bosheit. Onkel Fuchs hatte Thjalfi ihn genannt und gesagt, er liebte Scherze. Shea hatte den Eindruck, es wäre nicht überraschend, wenn diese Scherze oft verletzend wären. Mit ihm zu arbeiten, könnte sich als schwierig herausstellen, aber Shea lächelte vor sich hin, als er daran dachte, wie er den Gott mit einem so simplen Gegenstand wie einem Streichholz überraschen könnte.
    Von Frey hatte er kaum Notiz genommen, Thor war offenbar nicht mehr als ein großer, gutmütiger Schläger, und Thjalfi gehörte zu den Bauernschlauen, wie man sie in jedem Provinzdorf traf, nur daß er die Edda anstatt der Bibel zitierte.
    Heimdall jedoch war ein komplizierterer Charakter, dem Lokis Sinn für Humor gewiß abging. Und offenbar hatte er das Gefühl, dem gemeinen Volk gegenüber eine würdevolle Position auf-rechterhalten zu müssen — wie seine Vorliebe für Titel bekundete. Aber ebenso offensichtlich war, daß er bereit war, die Verantwortung dieser Position zu akzeptieren, sich mit Herz und Seele und einem gewitzten Verstand auf die richtige Seite zu stellen — anders als Loki. Vielleicht haßte er Loki deshalb. Und Heimdall besaß unter seiner von Würde geprägten Schale einen Kern aufrichtiger Freundlichkeit. Man spürte, daß man auf ihn zählen konnte — und mit dem Entschluß, daß er Heimdall von allen am meisten mochte, drehte Shea sich auf die Seite und schlief ein.

4
     
    Shea wachte mit einem pelzigen Gefühl auf den Zähnen auf; er hatte Kopfschmerzen, die ihm das Gefühl vermittelten, er hätte eine Gesenkschmiede in seinem Kopf — ob das vom Met kam oder von den beiden stechenden Blicken, die Heimdall und Odin ihm gewidmet hatten, konnte er nicht sagen. Jedenfalls war es schlimm genug, um ihn zu dem verkaterten Entschluß zu bringen, alle drei in Zukunft zu meiden.
    Als die Tür seines Schlafraums zurückglitt, konnte er Stimmen aus der Halle hören. Thor, Loki und Thjalfi waren beim Früh-stück, als er eintrat; mit Messern und Fingern zerrten sie Fleisch-brocken von Steaks, die die stattliche Größe von Lexikonwälzern hatten. Der fuchsgesichtige Loki begrüßte ihn herzlich: »Heil dir, Held der Rübenfelder! Erweist der gnädige Herr uns die Ehre, mit uns zu frühstücken?«
    Er schob eine Holzplatte mit einem Fleischstück darauf Shea zu und reichte ihm einen der gefüllten Krüge. Sheas Mund war trocken, aber er erstickte fast, als der Inhalt des Krugs sich als Bier entpuppte — als Sauerbier sogar.
    Loki lachte. »Lächerlich ist es«, sagte er, »zu sehen, wie die Menschenkinder, die keine festen Gebräuche haben, unruhig werden, wenn die Gebräuche um sie herum sich ändern. Harald von den Rüben, ich habe gehört, du seist ein bekannter Beschwörer.«
    Shea blickte auf seine Platte. »Ich kenne ein oder zwei Tricks«, gab er zu.
    »Es war ja zu erwarten, daß ein Held mit solch ungewöhnlichen Kräften bescheiden ist. Nun ist folgendes festzustellen: Einem Mann ergeht's schlecht beim Ragnarök, wenn er seinen Platz nicht findet. Willst du zur Zeit zu meiner Gruppe gehören?«
    Shea schluckte. Er war von der Geschichte über eine Schlacht und das Ende der Welt immer noch nicht überzeugt, aber er könnte genausogut mit dem Strom

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