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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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packst du an, und dann hieven wir sie hoch.« Shea zwang seinen widerstrebenden Körper zum Gehorsam. Sie wuchteten ein Ende der Truhe auf den Wagen und kriegten das ganze Ding irgendwie hinauf. Mit Unbehagen machte Shea sich klar, daß Thjalfi drei Viertel der Arbeit getan hatte, aber der schien das nicht zu bemerken.
    Shea lehnte sich gegen eine der Deichseln und wartete darauf, daß sein Herzschlag sich verlangsamte und der Schmerz in seinen Armen und seiner Brust nachließ. »Jetzt ist zu sehen«, sagte eine Stimme, »daß Thjalfi einen anderen Sterblichen überredet hat, seine Arbeit zu teilen. Für Thjalfi ist das von Vorteil.«
    Es war der fuchsgesichtige Loki mit dem gewohnt spöttischen Ton in der Stimme. Erneut stieg Sheas Erregung. Thjalfi war in Ordnung — aber es sah wirklich so aus, als hätte er Shea überredet, mitzukommen und die Schmutzarbeit zu machen. Wenn . ..
    Hee! Plötzlich erinnerte Shea sich an Lokis Beinamen — »Zwietracht Bringer« — und Thjalfis Warnung vor seinen Scherzen.
    Onkel Fuchs würde es zweifellos für sehr lustig halten, die beiden Sterblichen in einen Streit zu verwickeln, und um seines eigenen Ansehens willen wagte er es nicht, dem Gott zum Erfolg zu verhelfen.
    In diesem Moment zupfte jemand an seinem Umhang. Er fuhr herum; Zahnknirscher hatte einen Zipfel seiner Kleidung zwischen den Zähnen und zerrte daran. »Hee!« schrie Shea und zog in die andere Richtung. Die Riesenziege schüttelte den Kopf und hielt fest, während Loki, die Hände auf den Hüften, laut und dröhnend lachte. Er machte keinen Finger krumm, um Shea zu helfen. Thjalfi kam herbeigerannt und legte sich ebenfalls ins Zeug. Mit einem Ruck wurde der Umhang frei; die beiden Sterblichen strauchelten. Zahnknirscher kaute gemächlich auf dem Stück, daß er abgerissen hatte, und schluckte es hinunter.
    Mit finsterem Blick kam Shea auf die Füße und blickte in Lokis vor Vergnügen gerötetes Gesicht. »Hee, du«, begann er streitlustig, »was, zum Teufel, ist da so verdammt komisch .. .« In diesem Augenblick packte Thjalfi ihn von hinten und schleuderte ihn zur Seite, als wäre er ein Kind. »Sei still, du Zwerg!« schrie er in Sheas Ohr. »Weißt du nicht, daß er dich mit einem einzigen Blick wie Zunder verbrennen könnte?«
    »Aber...«
    »Nichts aber! Sie sind Götter! Egal, was sie tun, trau dich nur nicht, >pieps< zu sagen, sonst tun sie noch etwas Schlimmeres. So steht es!«
    »Schon gut«, murrte Shea. Nach seinem Geschmack waren die Leute in dieser Welt ein bißchen schnell bei der Hand mit »So steht es«, und wenn die Gelegenheit kam, würde er schon seine Revanche von Loki bekommen.
    »Sei vorsichtig in der Nähe der Ziegen«, fuhr Thjalfi fort. »Sie sind böse, und sie fressen fast alles. Ich erinnere mich an eine komische Geschichte, die vor zwei Wochen passiert ist. Wir haben fünf Männer gefunden, die auf dem Moor erfroren waren. Ich sagte, wir sollten sie mit zurücknehmen, damit ihre Familie ihnen ein ordentliches Begräbnis zukommen lassen kann. Thor sagte, in Ordnung, hol sie rein. Als wir zu dem Haus kamen, wo wir uns aufhalten wollten, meinte der Bündner, es wäre sinnlos, sie mit reinzubringen, denn wenn sie auftauten, würden sie wohl ziemlich streng riechen. Also stapelten wir sie im Hof auf, wie Feuerholz. Am nächsten Morgen, man kann's kaum glauben, hatten sich die Ziegen über sie hergemacht und sie aufgefressen.
    Alles, bis auf die Gürtelschnallen!« Thjalfi kicherte vor sich hin.
    Während Shea noch dieses Beispiel nordischen Humors verdaute, erschallte Thors Ruf: »Kommt schon, Sterbliche!« Der  Gott war in den Wagen gestiegen. Er schnalzte den Ziegen zu, und diese lehnten sich nach vorn. Die Wagenräder ächzten und drehten sich.
    »Schnell!« schrie Thjalfi und rannte hinter dem Wagen her.
    Mit einem gewaltigen Satz hatte er ihn erreicht und war hinauf-gesprungen, ehe Shea auch nur gestartet war. Jetzt rannte er hinter dem schnell rollenden Gefährt her und versuchte sich hochzuhieven. Seine Finger, wieder taub von der Kälte, glitten ab, und er fiel, das Gesicht voran, in den Schnee. Er hörte Lokis Lachen und wurde wütend. Als er auf die Füße kam, erinnerte er sich verbittert daran, daß er diese »Reise« gemacht hatte, um dem Gefühl von Unwichtigkeit und Fehleinschätzung, welches sein früheres Leben ihm gegeben hatte, zu entkommen.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als erneut hinter dem Wagen herzulaufen. Thjalfi packte ihn, zog ihn hoch und klopfte den

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