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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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lagern wir«, sagte Thor. »Hätten wir Feuer, könnten wir uns an Ziegenbraten laben.«
    »Was meint er damit?« flüsterte Shea Thjalfi zu.
    »Das ist einer der Zaubertricks des Donnerers. Er schlachtet Zahnmalmer oder Zahnknirscher, und bis auf Haut und Knochen können wir alles essen. Dann zaubert er sie ins Leben zu-rück.«
    Loki sagte gerade zu Thor: »Es ist ungewiß, Feind des Wurms, ob mein Feuerzauber hier wirkt. In dem Land der Bergriesen gibt es Zauber gegen Zauberei. Was ist mit deinem Blitz?«
    »In dieser Feuchtigkeit kann ich donnern und dröhnen, aber kein Feuer entzünden«, grollte Thor. »Wir haben doch einen neuen Beschwörer. Warum lassen wir ihn nicht arbeiten?«
    Shea hatte schon nach seinen Streichhölzern getastet. Sie waren trocken. Das war seine Chance. »Eine leichte Sache«, sagte er lässig. »Ein Feuer kann ich euch im Handumdrehen machen. Ernsthaft.«
    Thor starrte ihn argwöhnisch an. »Nur wenige Schwächlinge taugen zur Arbeit«, sagte er gewichtig. »Ich meinerseits halte Stärke und Mut für die ersten Erfordernisse eines Mannes. Aber ich will nicht verhehlen, daß meine Brüder gelegentlich anders empfinden, und es ist möglich, daß du kannst, was du behauptest.«
    »Es gibt auch noch Gewitztheit, Schleuderer Mjöllnirs«, sagte Loki. »Selbst deine Hammerschläge wären wertlos, wenn du nicht wüßtest, wohin du sie richten mußt. Und es kann sein, daß dieser Fremdländer uns etwas Neues zeigen kann. Ich schlage nun einen Wettbewerb vor: wir beide und der Beschwörer. Der erste von uns, der Feuer macht, soll einen Schlag gegen die beiden anderen frei haben.«
    »Hee!« sagte Shea. »Wenn Thor mir eine Ohrfeige versetzt, braucht ihr einen neuen Beschwörer.«
    »Das wird nicht schwierig sein.« Loki grinste und rieb sich die Hände. Obwohl Shea der Meinung war, der verschlagene Gott würde sogar am Begräbnis seiner Mutter seinen Spaß haben, ließ er sich diesmal nicht einschüchtern. Er grinste zurück und glaubte, ein anerkennendes Flackern in Onkel Fuchsens Augen zu entdecken.
    Shea und Thjalfi trotteten durch den Schneematsch zu einer Gruppe von Fichten. Als er sein angeblich nichtrostendes Messer herauszog, bemerkte Shea bestürzt, daß sich auf der Klinge eine Anzahl trübroter Flecken entwickelt hatte. Er arbeitete verbissen und hackte mehreren Bäumen die unteren Äste ab. Sie wurden auf einer vom Schnee befreiten Stelle gestapelt, der Boden darunter war allerdings immer noch naß.
    »Wer versucht es zuerst?« fragte Shea.
    »Sei nicht dümmer als nötig«, murmelte Thjalfi. »Rotbart natürlich.«
    Thor schritt auf den Holzstapel zu und streckte die Hände aus.
    Das blaue Leuchten einer Glimmentladung war zu sehen, knisternd sprangen helle elektrische Funken von seinen Fingerspitzen auf das Holz über. Das Holz bewegte sich ein wenig, einige Wölkchen Wasserdampf stiegen von ihm auf. Thors Gesicht verzog sich in angestrengter Konzentration. Erneut knisterten die Funken, aber es gab kein Feuer.
    »Das Holz ist zu feucht«, grollte Thor. »Jetzt wirst du einen Versuch machen, Verschlagener!«
    Loki streckte die Hände aus und murmelte so leise, daß Shea es nicht verstehen konnte. Ein rosig-violettes Leuchten ging von seinen Händen aus und tanzte um das Holz. Im Dämmerlicht strahlte die merkwürdige Beleuchtung mit überraschender Wirkung Lokis sandroten Ziegenbart an, seine vorspringenden Wangenknochen und die schräg stehenden Brauen. Seine Lippen bewegten sich beinahe lautlos. Das Fichtenholz dampfte ein wenig, entzündete sich aber nicht.
    Loki trat zurück. Das magentarote Leuchten erlosch. »Eine Arbeit für eine ganze Nacht«, sagte er. »Mal sehen, was unser Beschwörer zustande bringt.«
    Shea hatte ein paar kleine Zweige gesammelt, sie an seinem Umhang trockengerieben und sie wie ein indianisches Tipi auf-gerichtet. Sie waren immer noch ein wenig klamm, aber er vermutete, die Fichte würde genug Harz enthalten, um das Holz zum Brennen zu bringen.
    »Und jetzt«, sagte er mit einem Anflug von Prahlerei, »soll jedermann zuschauen. Das ist ein starker Zauber.«
    Er tastete nach der Streichholzschachtel. Seine drei Begleiter hielten den Atem an, als er ein Streichholz herausnahm und es gegen die Schachtel rieb.
    Nichts geschah. Er versuchte es noch einmal. Wieder kein Ergebnis. Er warf das Streichholz weg und versuchte ein anderes, erneut ohne Erfolg. Er versuchte noch eins, und noch eins, und noch eins. Er versuchte zwei auf einmal. Er holte eine Schachtel

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