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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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Voraussetzungen dieser Welt gefüllt.
    Als er sich von seinem bequemen Institut im Mittelwesten in diese tobende Wildnis versetzt hatte, hatte er automatisch die Sprache gewechselt. Wäre es anders, hätte die Versetzung nur zum Teil stattgefunden, wäre er schwachsinnig — ein Verrückter. Aber die Versetzung war vollständig. Er sprach und verstand die alte nordische Sprache, kam mit den alten nordischen Göttern in Berührung und aß nordische Speisen. Kein Wunder, daß er sich ohne Schwierigkeiten hatte verständlich machen können!
    Aber als unvermeidliche Folge waren seine ursprünglichen Sprachkenntnisse verschwunden. Wenn er an die Schriftform von »Mann« dachte, konnte er sich nur die vier Runen-Schriftzeichen vorstellen:

    Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie das Wort aussehen würde, wenn die Runen zu anderen Schriftzeichen würden. Und er hatte es versäumt, sein Pfadfinder-Handbuch zu lesen.
    Und natürlich hatten seine Instrumente versagt. Er befand sich in einer Welt, die nicht von den Gesetzen der Physik und Chemie des zwanzigsten Jahrhunderts beherrscht wurde. Sie besaß eine geistige Struktur, in der es für Streichhölzer, Taschenlampen oder nichtrostenden Stahl keinen Raum gab. Diese Dinge waren für jedermann um ihn herum unbegreiflich. Daher existierten sie nur als merkwürdig geformte Gegenstände ohne Wert.
    Na ja, sinnierte er schläfrig, jedenfalls brauche ich mir keine Gedanken mehr darüber zu machen, was ich für eine Figur vor diesen Burschen abgebe. Ich bin so tief gefallen, daß ich, egal, was ich tue, gar kein größerer Trottel mehr sein könnte. Ach, zum Teufel. . .!

5
     
    Zitternd erwachte Shea vor dem Morgengrauen. Die Temperatur lag noch immer über dem Gefrierpunkt, aber ein Wind war aufgekommen, und die graue Landschaft lag hinter einem Vorhang aus Regen. Er gähnte und setzte sich aufrecht, die Decke wie ein Indianer um sich gewunden. Die anderen schliefen noch, und er versuchte, den Gedankengang der letzten Nacht wieder aufzunehmen.
    Diese Welt, in der er sich — vielleicht für immer — befand, wurde von eigenen Gesetzen regiert. Was waren das für Gesetze? Es gab einen Gegenstand, den die Versetzung ihm nicht genommen hatte: seinen modernen Verstand, daran gewöhnt, allgemeine Gesetze, welche die Einzelereignisse lenken, zu studieren und zu analysieren. Er müßte eigentlich in der Lage sein, die Gesetze, die diese Wirklichkeit regierten, zu erkennen und sie sich zunutze zu machen — etwas, an das der schlichte Thjalfi nie denken würde. Die einzigen Gesetze, die er bisher festgestellt hatte, bestanden in den ungewöhnlichen Fähigkeiten der Götter. Aber es mußte allgemeine Regeln geben, die jenen zu-grunde lagen . ..
    Thors Schnarchen erstarb in einem keuchenden Rasseln. Der rotbärtige Gott setzte sich auf, rieb sich die Augen und spuckte aus.
    »Auf, alle Männer der Äsen!« sagte er. »Ah, Harald von den Rüben, du bist schon wach. Unser Frühstück wird aus kaltem Lachs bestehen, da dein magisches Feuer versagt hat.« Dann, als er sah, daß Shea sich versteifte. »Nein, nimm's nicht böse auf.
    Wir Äsen sind zu Sterblichen nicht unfreundlich, und ich habe schon andere hoffnungslose Fälle wie dich gesehen, aus denen doch noch etwas geworden ist. Mach einen Mann aus dir, Jüngelchen. Schau mir nur zu und mache nach, was ich tue.« Er gähnte, und das Gähnen verwandelte sich in ein breites Grinsen.
    Die anderen reckten sich. Thjalfi holte etwas Räucherlachs heraus. So gut diese Speise auch war, Shea fand die dritte aufeinanderfolgende Lachsmahlzeit gräßlich.
    Sie fingen gerade zu kauen an, als draußen laute Schritte zu hören waren. Aus dem Regen schälte sich eine graue Gestalt, deren Umrisse Sheas Kopfhaut prickeln ließen. Es war ein Mann, aber von unglaublicher Größe und mit gewaltigen säulenartigen Beinen. Ein Riese.
    Der Riese blieb stehen und schaute in die Behausung der Reisenden. Mit pochendem Herzen lehnte Shea sich gegen die gewölbte Wand, seine Hand tastete nach seinem Jagdmesser. Das Gesicht, das hineinblickte, war massig, der Blick aus den blutunterlaufenen grauen Augen alles andere als ermutigend.
    »Önng«, schnarrte der Riese und entblößte gelbe Zahnstummel. Seine Stimme lag einige Oktaven unter dem tiefsten menschlichen Baß. »Schuldigung, meine Herren, aber ich suche meinen Handschuh. Wie war's mit einem kleinen gemeinsamen Frühstück, häh?«
    Shea, Thjalfi und Loki blickten auf Thor. Der rote Gott stand mit gespreizten

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