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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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Jörds.«
    »Oh«, sagte Thor, »diese Geschichte ist nicht unbekannt. Aber es ist von Vorteil, daß Menschen sie hören und von ihr lernen.
    Laß mich nachdenken...«
    »Odin möge uns schützen!« flüsterte Thjalfi in Sheas Ohr.
    »Das habe ich schon Millionen Mal gehört.«
    Thor brummte: »Ich war beim Riesen Hymir zu Gast. Wir ruderten weit aufs blaue Meer hinaus. Als Köder hängte ich einen ganzen Ochsenkopf an den Haken, denn der Fisch, den ich fische, ist eines Mannes Stärke wert. Beim ersten Biß wußte ich, daß ich den größten Fisch von allen hatte: nämlich die Midgard-schlange, so stark war er. Drei Wale hätten nicht so fest ziehen können. Neun Stunden lang kämpfte ich mit der Schlange, holte ein, gab wieder Leine, bis ich sie einzog. Als ihr Kopf über das Dollbord kam, sprühte sie in leerer Wut Gift, das Löcher in meine Kleider fraß. Ihre Augen waren wie Schilde so groß und ihre Zähne so lang.« Thor hielt in der Düsternis seine Hände auseinander, um die Länge der Zähne zu demonstrieren. »Ich zog, und die Schlange zog dagegen. Ich trug meinen Gürtel der Stärke;
    meine Füße stießen fast durch den Boden des Boots.
    Ich hatte das Ungeheuer fast an Bord gezogen, als — ich spreche die Wahrheit — dieser Narr Hymir Angst bekam und die Leine durchschnitt! Die größte Beute, die je ein Fischer fing — und sie entkam!« Er beendete seine Erzählung mit einer bekümmerten Anmerkung. »Ich habe Hymir einen Knuff versetzt, den er so schnell nicht vergessen wird. Aber das gab mir auch nicht die Trophäe, die ich an den Wänden von Thrudvan aufhängen wollte.«
    Thjalfi beugte sich zu Shea und sang in sein Ohr:
    »Ein Mann soll nicht prahlen
    Mit dem Fisch, welcher floh
    Und dem Bär, der nicht seine Beute wurde;
    Größer sind sie
    Als die toten Tiere,
    Deren Schädel schroffe Wände schmücken.
     
    So jedenfalls heißt es in Atlis Drapar.«
    Loki kicherte, er hatte die Worte verstanden. »Gewiß, Jüngling. Hätte ein anderer als unser Freund und großer Beschützer so eine Geschichte erzählt, würde ich sie bezweifeln.«
    »Mich anzweifeln?« polterte Thor los. »Wie würde dir eine meiner Ohrfeigen gefallen?« Er streckte den Arm nach hinten.
    Loki duckte sich. Thor ließ ein gutmütiges Lachen hören. »Zwei Dinge zweifeln Götter und Sterbliche gleichermaßen an — Geschichten vom Angeln und die Tugend der Frauen.«
    Er streckte sich unter den Decken aus, tat zwei tiefe Atemzüge und fing sofort an zu schnarchen. Auch Loki und Thjalfi verstummten.
    Shea, unfähig einzuschlafen, ließ sich die Geschehnisse des Tages durch den Kopf gehen. Er hatte ein schlechtes Bild abgegeben. Das ärgerte ihn, denn er begann diese Leute zu mögen, selbst den unnahbaren und aufbrausenden Thor. Der riesenhafte Bursche war in Ordnung; jemand, auf den man sich blind verlassen konnte, vor allem in einer kritischen Situation, die gradlinigen Mut erforderte. Er würde Recht und Unrecht klar und eindeutig trennen, Kreide auf der einen Seite, Kohle auf der anderen. Er schien sich zu ärgern, wenn sich zeigte, daß anderen seine Körperstärke fehlte.
    Über Loki war Shea sich nicht ganz sicher. Onkel Fuchs hatte sein Leben gerettet, in Ordnung, aber Shea argwöhnte, daß diese Tat eine Spur Eigeninteresse enthielt. Loki erwartete, daß Shea ihm noch nützlich sein könnte, und das nicht nur als Zielscheibe von Witzen. Dieser schlaue Kopf hatte bestimmt die ungewöhnlichen Geräte bemerkt, die Shea aus dem zwanzigsten Jahrhundert mitgebracht hatte, und spekulierte nun darauf, sie sich zunutze zu machen.
    Aber warum hatten diese Gegenstände nicht funktioniert?
    Warum war er nicht in der Lage gewesen, schlichte Druckbuch-staben zu lesen?
    Was sind Buchstaben? Shea versuchte, sich seinen Namen in Schriftform vorzustellen. Es war ziemlich einfach und bewies ihm, daß seine Reise ihn nicht zum Analphabeten gemacht hatte.
    Aber Moment mal! Was sah er denn da? Er konzentrierte sich auf die Buchstabenfolge vor seinem geistigen Auge. Und da sah er:
     
     
    Diese Buchstaben bedeuteten für ihn Harold Bryan Shea. Zu-gleich bemerkte er, daß es nicht die Buchstaben des lateinischen Alphabets waren. Er versuchte ein anderes Wort. »Mann« kam heraus als:
     
    Irgend etwas stimmte nicht. »Mann«, erinnerte er sich verschwommen, hatte am Ende zwei identische Buchstaben.
    Da wurde ihm nach und nach bewußt, was geschehen war.
    Chalmers hatte recht gehabt, mehr als recht. Sein Verstand war mit den grundlegenden

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