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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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Beinen dort und musterte den Riesen einige Minuten lang. Dann sagte er: »Gut tut Gastfreundschaft auf einer Reise. Wir bieten etwas Räucherlachs an, aber was hast du?«
    »Skrymir heiß ich, Junge. Ich habe etwas Brot und getrocknetes Drachenfleisch. Sag mal, bist du nicht Thor Odinsen, der Hammerwerfer?«
    »Das ist nicht unzutreffend.«
    »Ohmannomann, ist das nicht toll?« Der Riese zog eine schreckliche Fratze, die wahrscheinlich ein freundliches Grinsen darstellen sollte. Er griff nach einem Beutel, der auf seinem Rük-ken hing, und öffnete ihn, während er sich vor der Behausung niedersetzte. Jetzt konnte Shea ihn besser erkennen, aber das vermittelte ihm auch keinen günstigeren Eindruck. Das lange graue Haar des Ungeheuers war in einem Knoten zusammengerafft, in dem Knochenspieße steckten. Er war vollständig in einen Pelz eingehüllt, der vom Großvater aller Bären stammen mußte und ihm nicht im mindesten zu groß war.
    Skrymir holte aus seinem Beutel eine Scheibe nordischen Brotes von der Größe einer Matratze und einige Brocken ledrigen, grauen Fleisches und warf alles vor den Reisenden auf den Boden. »Alles klar, bedient euch«, donnerte er. »Und jetzt krieg' ich was von dem Lachs, häh?«
    Thjalfi reichte ihm stumm ein Stück Lachs, an dem der Riese sich geräuschvoll zu schaffen machte. Er sabberte beim Essen, wischte sich ab und zu mit seiner riesigen Pranke über das Gesicht und beschmierte sich mit Lachsfett.
    Shea stellte fest, daß er das Brot mit dem Messergriff bearbeiten mußte, ehe er es schaffte, seine Portion abzureißen, so hart war das Material. Mit dem Drachenfleisch ging es ein bißchen einfacher, es erforderte aber intensives Kauen, und seine Kiefer waren von den Anstrengungen der letzten vierundzwanzig Stunden ziemlich geschwächt. Das Fleisch hatte einen beißenden, knoblauchigen Geschmack, der ihm nicht sonderlich behagte.
    Während Shea kaute, sah er eine Laus, so groß wie eine Küchenschabe, oben aus einem von Skrymirs schwarzen Pelzbein-kleidern kriechen, ein bißchen in dem Haardschungel unterhalb des Riesenknies herumwühlen und dann wieder in ihre Heimstatt zurückkrauchen. Shea würgte. Sein Appetit schwand, kehrte aber schnell wieder zurück. Nach dem, was er in letzter Zeit erlebt hatte, müßte schon etwas anderes als eine einzelne Laus kommen, um sein Interesse an Speisen zu verderben, was, zum Teufel, sollte es?
    Loki fragte mit verschlagenem Grinsen: »Hast du Rüben in deinem Beutel, Haariger!«
    Skrymir runzelte die Stirn. »Rüben? Was willst du damit?«
    »Unser Beschwörer...« — Loki wies mit dem Daumen auf Shea — »ißt sie so gerne.«
    »W-w-was? Kein Witz?« grölte der Riese. »Ich hab' ja von Kerlen gehört, die Käfer essen und sogar Kuhmilch trinken, aber ich hab' noch nie von jemandem gehört, der Rüben ißt.«
    Shea sagte: »So erhalte ich einiges meiner Zauberkraft.« Er lächelte verkniffen und spürte, daß er sich einigermaßen aus der Affäre gezogen hatte.
    Skrymir rülpste. Es war kein gewöhnliches Aufstoßen, sondern ähnelte eher einem Vulkanausbruch. Shea versuchte, den Atem anzuhalten, bis die Luft wieder rein war. Der Riese, jetzt entspannt, erkundigte sich: »Sag mal, wieso reist ihr nach Jötunheim?«
    »Der Schwingerthor reist, wohin er will«, bemerkte Loki hochmütig, aber mit einem Seitenblick.
    »Klah, klah, aber du brauchst nicht gleich eingeschnappt zu sein. Ich hab' nur gerade daran gedacht, daß es Verwandte von Hrungnir und Geirröd gibt, die Thor auflauern. Sie hätten gerne eine Gelegenheit, sich an dir zu rächen, weil du die Riesen umgelegt hast.«
    Thor polterte los: »Keiner wäre erfreuter als ich...«
    Aber Loki unterbrach ihn: »Danke für die Warnung, Freund Skrymir. Gut tut die Gastfreundschaft, wenn Menschen freundlich sind. Wir werden dir eines Tages einen ebenso großen Dienst erweisen. Möchtest du noch etwas Lachs?«
    »Nee, ich habe genug von dem Zeug.«
    Glattzüngig fuhr Loki fort: »Wäre es unverschämt zu fragen, welches das Ziel Eurer Riesenheit ist?«
    »Och, ich bin auf dem Weg nach Utgard. Utgardaloki schmeißt ein großes Essen für alle Riesen.«
    »Großartig und glorreich wird dieses Festmahl sein.«
    »Da kannst du drauf wetten, es wird großartig. Alle Bergriesen, Eisriesen und Feuerriesen zusammen — das ist schon was!«
    »Es würde uns Freude bereiten, dies zu sehen. Wenn wir als Gäste eines so hervorragenden Riesen, wie du es bist, kommen, würde keiner von Hrungnirs oder

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